Uffz, ich war ja echt lange nicht hier und bin bei der Suche nach der Wirkbreite von Stärke in Haarkosmetik wieder hier gelandet.
Ich mag grad mal meinen Senf zu zwei Punkten abgeben, da die Tipps hier ja für alle lesbar für „immer“ stehen - zur
Stärke & den eingangs erwähnten Beigaben von
Nelke und Zimt, da es bei beidem sinnvoll ist, drauf zu achten.
Bitte echt
nicht Natur pauschal mit harmlos gleichsetzen - ich bin Fan von Natürlichem im Allgemeinen & möglichst naturbelassenen statt ursprünglich natürlichen arg verarbeiteten Produkten - aber eben mit Bedacht.
Man gibt die Masse ja auf den Kopf = die Kopfhaut & massiert es ein,
Reste der Mischung verbleiben also fixiert von der Stärke dort.
Ich habe früher selbst mal ne zeitlang Trockenshampoo aus Kaolin, Stärke (Lebensmittel), schwach entöltem Kakao (Lebensmittel) & etwas Ceylonzimt angemischt (= wenig Eugenol, wenig Cumarin), aber Leave On von geringen Mengen (mit nem semi-dichten Kabuki aufgetragen). Das mochte meine sehr pflegeleichte Kopfhaut oft nicht wirklich gern. Kurzzeitig wirkte es prima, dann folgte enormes, teils echt schmerzhaftes Spannen der Kopfhaut (nicht Jucken) und stärkeres Nachfetten = Kompensationsversuche der Kopfhaut.
Ich nehme an, dass die Meisten hier
Speisestärke = aus dem Lebensmittelbereich nutzen?
Die ist wesentlich
gröber als kosmetische / pharmazeutische Stärke & auch anfälliger für Verkeimung, was durchs Auswaschen zumindest nicht so viel Gewicht haben dürfte wie bei auf der Haut verbleibender Anwendung (z.B. Deocreme). Die Wirkung von beiden Varianten ist ähnlich(!), die Speisestärke hat neben Verkeimung einen weiteren entscheidenden Nachteil: sie
verstopft durchs Aufquellen die
Poren.
Modifizierte Stärke hat diverse Vorteile, siehe auch die Produktbeschreibung im
Olionatura-Shop. Ja, es ist ein Shop. Frau Käser (Olionatura) stellt auf
ihrer Webseite tonnenweise kostenlos sehr informative & versierte Informationen zur Verfügung, nur eben nix über Stärke.
Modifizierte Stärke vs Speisestärke:
Zitat:
In naturkosmetischen Pudern wird diese aus Mais erzeugte, modifizierte, quervernetzte Spezialstärke bevorzugt durch ihre Fähigkeit eingesetzt, Hautfette und Feuchtigkeit zu absorbieren. Der niedrige Wassergehalt und die veränderte Struktur bewirken jedoch, dass diese Maisstärke (im Gegensatz zu
Speisestärken) für Mikroorganismen keinen guten Nährboden darstellt. Dies ist insbesondere bei unreiner, entzündlicher und sensibler Haut wichtig.
Da Maisstärke selbst einen sehr niedrigen Wassergehalt aufweist, kann sie größere Mengen an Schweiß und Feuchtigkeit absorbieren und bleibt dennoch, im Gegensatz zur aufquellbaren Speisestärke, rieselfähig und trocken.
Bei dem (ja, optionalen) Tipp im Ausgangspost,
Nelken und Zimt (welchen?) mit auf den Kopf zu geben, stellen sich mir die Nackenhaare auf: Wenn davon die
Kopfhaut juckt oder man
andere Reizungen bekommt, nicht wundern.
Sehr wahrscheinlich getrocknet = erhöhter Gehalt im Vergleich zur Frischpflanze.
Pulver oder ganze Knospen bzw. Stangen oder Blätter?Bei Pulver wäre denke ich der höchste Gehalt an löslichen Wirk- und eben auch Reizstoffen zu erwarten.
Nelken sind
stark eugenolhaltig, 85% des Ölanteils.
Eugenol (nelkiger Geruch) ist ein potentes
Kontaktallergen & potenzieller Auslöser(!) von Allergien.
Bei
Zimt kommt es drauf an, welcher verwendet wird:
Der echte Zimt =
Ceylonzimt (Cinnamomum verum, C. zeylanicum) enthält ebenso
Eugenol, die Stangen „nur“ 10%, dazu geringe Mengen an
Cumarin, Zimtblätter allerdings um die 85%.
Der leider weit verbreitete, handelsübliche, schärfere
Cassiazimt (Cinnamomum Cassia, C. Aromaticum) enthält kaum / kein
Eugenol, dafür weit mehr
Cumarin - ein weiterer Reizstoff, der dazu recht gut über die Haut aufgenommen wird, erst recht, wenn potenziell
weitere aufnahmefördernde Inhaltsstoffe (hier aus Shampoo & Condi) dazu kommen.
Cumarin ist z.B. auch in
Waldmeister, bei dem immer wieder geraten wird, ihn möglichst frisch & nicht getrocknet zu verzehren:
Zitat:
In welkem und trockenem Zustand setzen die Pflanzen Cumarin frei, das den charakteristischen Waldmeistergeruch verursacht.
Und wir reden bei Cumarin wirklich von Minimengen, die Nebenwirkungen haben können:
Zitat:
Hauptwirkstoffe des Waldmeisters sind die zu 0,28 % im frischen Kraut enthaltenen Cumaringlykoside. Beim Welken wird daraus Cumarin freigesetzt, das Benommenheit und Kopfschmerzen sowie bei häufigem Verzehr Leberschäden hervorrufen kann. Geht man davon aus, dass frisches Waldmeisterkraut im Schnitt 1,06 % Cumarin in der Trockenmasse freisetzt und dass es eine durchschnittliche Trockenmasse von 14,5 % aufweist, sollte deshalb zum Ansatz von 1 Liter Bowle nicht mehr als etwa 3 g frisches Kraut verwendet werden.
Cassiazimt enthält 0,3% Cumarin (soviel wie Waldmeister an der Vorstufe C.glykosiden).
Eugenol & Cumarin müssen laut dem
Bundesamt für q (EU-Recht) auf Kosmetika deklariert werden,
Zitat:
in Produkten, die nach der Benutzung wieder abgewaschen werden (Duschgel, Haarwaschmittel, Seife), 0,01 % übersteigt
in Produkten, die auf der Haut oder den Haaren verbleiben (Creme, Parfüm, Haarfestiger) 0,001 % übersteigt.