Ich bin ganz und gar dem Seifensieden verfallen. Mit diesem Thread möchte ich ein bisschen Werbung für dieses kreative Hobby machen. Dementsprechend lang ist auch der Beitrag geworden….
1. Seifen allgemein: Konventionell und EigenkreationSeifen werden schon seit Jahrtausenden für die Körperreinigung genutzt. Doch in den letzen Jahrzehnten wurden sie von künstlich erzeugten Tensiden verdrängt. Mittlerweile hat Seife sogar einen fast schon schlechten Ruf. Sie soll schlecht für die Haut sein und austrocknend wirken. In Anbetracht der Seifen, die derzeit die Regale der Supermärkte füllen mag das wohl auch stimmen. Der ursprüngliche Weg der Seifenherstellung ist zu langwierig und deswegen nicht rentabel.
Beim Verseifungsprozess entsteht auf natürliche Weise Glyzerin, ein Pflegestoff. Doch dieser macht die Seife weich und verlangt eine Trocknungszeit. Da das zu lange dauert, wird der Seife das Glycerin entzogen und weiter an die Pharmaindustrie verkauft. Der Hersteller schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Seife ist nun leider nicht mehr viel wert. Daher kommt sicher auch der schlechte Ruf der Seife.
Anders verhält es sich bei handgesiedeten Seifen. Sie werden aus pflanzlichen Ölen und Fetten unter Zugabe von Natronlauge (NaOH) hergestellt. Dabei bleibt das Glycerin in der Seife. Außerdem werden solche Seifen überfettet. Das heißt sie enthalten freie Fette, die nach dem Waschen auf der Haut verbleiben und so für ein angenehmes Hautgefühl sorgen. Dabei können die Fette nach verschiedenen Kriterien wie Pflegewirkung, Schaumbildung, etc. ausgewählt werden. Interessant ist auch die Verwendung von ätherischen Ölen, die die Wirkung der Seife beeinflussen können, und anderen Zuätzen wie Henna oder Heilerden.
2. Haarseifen:Zunächst hört sich die Vorstellung die Haare mit Seife zu waschen sehr seltsam und ungewöhnlich an. Doch es ist so wie vieles im Leben einfach eine Gewöhnungssache. Wobei ich zugeben muss, dass das Gefühl beim Waschen recht seltsam ist.
Haarseifen sind im Gegensatz zu Körper- oder Gesichtsseifen meist niedriger überfettet. Die Einstiegsüberfettung liegt in der Regel bei 3-5%. Für den Körper ist diese Ãœberfettung zu gering, doch die meisten Schöpfe würden einen höheren Anteil freier Fette nicht vertragen. Es könnte zu fettigen, strähnigen Stellen kommen. Allerdings ist dies nur eine generelle Einschätzung und muss nicht für jeden gelten. Es gibt durchaus auch Leute, die ihre Seifen mit nur 1,5% oder sogar 15% überfetten.
Auch bei Shampooseifen besteht die Möglichkeit die Zusammensetzung individuell zu bestimmen. Wie schon oben erklärt können ätherische Öle und andere Zusätze die Pflegewirkung der Seife erheblich beeinflussen.
2.1 Inhaltsstoffe: (auszugweise)Ätherische Öle:
- Eukalyptusöl: stimulierend und reinigend
- Patchouli: Tiefenreinigung
- Pfefferminz: entfernt Rückstände, reinigend, stimulierend
- Rosmarin: gegen fettiges Haar, gegen Schuppen
- Ylang Ylang: reguliert Talkproduktion bei trockenem oder fettigem Haar
- Zitronengras: Glanz
Fette/Öle:
- Olivenöl: heilend, entzündungshemmend, ergibt einen milden, kleinporigen Schaum
- Kokosöl: hohe Waschkraft und gute Enfettung, wirkt in zu hohen Konzentrationen austrocknend
- Palmöl: ergibt milden Schaum, viele ungesättigte Fettsäuren
- Mandelöl: gut bei trockener Haut, sehr pflegend
- Rizinusöl: erhöht die Schaumbildung
- Sheabutter: für trockene Haut
- Traubenkernöl: gut bei fettiger Haut, ergibt eine milde Seife
- Jojobaöl: gutes Ãœberfettungsöl, Antioxidans, wirkt entzündungshemmend
Sonstige Zusätze:
- Henna: normales oder neutrales sorgt für Glanz im Haar
- Heilerde: nimmt überschüssiges Haarfett auf
- Sahne/Milch: sehr pflegend und reichhaltig
Die Liste der Zutaten ist beliebig erweiterbar und lässt beim Sieden niemals Langeweile aufkommen.
2.2 Anwendung:Man nimmt das Seifenstück und reibt sie sanft über die feuchten Ansätze. Danach kann man die Seife einfach aufschäumen. Schäumt es nicht genug reibt man noch etwas mehr Seife auf die Haare. Anschließend muss das Seifenwasser gut ausgespült werden. Da Seifen basisch sind, ist es ratsam eine saure Rinse zu machen. Dies hat drei Effekte:
- Der pH-Wert der Kopfhaut wird wieder eingestellt
- Die Schuppenschicht der Haare wird geschlossen
- In Regionen mit hartem Wasser wird der Bildung von Kalkseife vorgebeugt
Nach der Wäsche fühlt sich das Haar in der Regel griffiger an, als bei normalen Shampoos. Je nach Pflegebedarf reicht die Seife in Verbindung mit der Rinse aus. Wer zusätzlich eine Spülung machen möchte kann das natürlich tun.
3. Eigene Erfahrung:Seit über 6 Monaten wasche ich meine Haare nun mit Haarseife. Ich bin immer noch sehr zufrieden. Die Anwendung ist denkbar einfach und ich kann auf einfachem Wege meine eigne Haarpflege herstellen. Abgesehen von den Ergebnissen bin ich von dem Herstellungsprozess an sich fasziniert.
4. Ökologie und HaltbarkeitDie Verwendung von selbstgemachten Seifen hat den Vorteil, dass man die Inhaltsstoffe selbst bestimmen kann. Es ist also möglich, wenn auch vergleichsweise teurer, eine Seife komplett aus Bio-Zutaten zu sieden. Material für Verpackung fällt natürlich auch weg.
Seife wird mit zunehmendem Alter leichter (Wasser verdunstet) und ergiebiger und kann so die Verbrauchsmenge senken. Die Haltbarkeit einer Seife ist abhänging von den verwendeten Ölen und dem Ãœberfettungsgrad. Je empfindlicher die Öle und je höher die Ãœberfettung, desto kürzer ist die Haltbarkeit.
5. AnwendungZuerst muss man die Haare ordentlich nass machen. Danach reibt man einfach mit dem Seifenstück über den Kopf. Wenn der ganze Kopf gut mit Seife versorgt ist, schäumt man sie mit beiden Händen auf. Falls es nicht richtig schäumt noch etwas Wasser über den Kopf schütten. Die Längen müssen nicht mitgewaschen werden. Nach dem Shampoonieren die Haare gut ausspülen. Anschließend noch eine Rinse machen.
Seife einschmelzenhttp://www.naturseife.com/seife-einschmelzen.htm