Es stellt sich ja immer die Frage warum einige kationische Tenside bei einigen Leuten eine eher negative Wirkung haben, die sich dadurch äußert, dass die Haare schlecht kämmbar werden und sich trocken anfühlen.
Ich hätte da eventuell eine Erklärung anzubieten.
Die hier zu beobachtende Trockenheitsgefühl ist nicht als Verlust von Feuchtigkeit oder Fett zu verstehen, sondern resultiert eher durch eine unebene Oberfläche. Eine glatte Haaroberfläche fühlt sich dagegen sehr gut an. Dieser Zusammenhang erklärt übrigens auch, warum sich krause und krisselige Haare irgendwie im Naturzustand tendenziell "trocken" anfühlen.
Einige kationische Tenside sind recht klein, z.B Cetrimonium Chloride. Da sie sehr klein sind, können diese sehr gut unterhalb der einzelnen Schuppen eindringen. Dort bleiben sie bis zu nächsten Wäsche. Mit einigen Arten von anionischen Tensiden bilden sich dann cationic-anionic-complexes. Diese führen offenbar irgendwie dazu, dass sich die Schuppenschicht abhebt (scale lifting). Die Interaktion mit einigen anionischen Tensiden (insbesondere mit kleinen anionischen Tensiden, die ebenfalls dorthin gelangen können - z.B. Sodium Lauryl Sulfate als Bestandteil des häufig verwendeten Sodium Coco-Sulfate) würde erklären, warum die erste Verwendung mit kationischen Tensiden erst einmal unproblematisch sein kann, da man meistens den Conditioner nach der Shampoo-Wäsche verwendet. Die Interaktion von kationischen Tensiden mit anionischen Tensiden scheint ausschlaggebend zu sein.
Sodium Lauryl Sulfate taucht in den Quellen übrigens als sodium dodecyl alcohol sulfate auf.
Die aufgerichtete Schuppenschicht führt zu einer unebenen Haaroberfläche und fühlt sich trocken an. Außerdem resultiert hieraus die schlechte Kämmbarkeit.
Stellt sich nun die Frage warum die dazugehörigen Shampoos nicht einfach mit anderen Tensiden formuliert werden. Zuckertenside sollten entsprechend dieser Erklärung diese Wirkung nicht haben....
Hier sind Literaturquellen:
http://journal.scconline.org/pdf/cc2004/cc055n04/p00351-p00371.pdfFailure of intercellular adhesion in hair fibers with regard to hair condition and strain conditions.
Robbins C, Weigmann HD, Ruetsch S, Kamath Y, Journal of cosmetic science [2004 Jul-Aug;55(4):351-71]https://books.google.de/books?id=WLq0mU ... er&f=falseClarence R. Robbins, Chemical and Physical Behavior of Human Hair, 5 Edt., Springer-Verlag, S. 410Ansonsten findet man sicher auch etwas mit den Schlagworten: scale-lifting + cationic-anionic complex oder Polyelectrolyte complexes