Ok.... um das zu erläutern, müßte man jetzt sehr weit ausholen, ich versuche es so knapp wie möglich:
1) Ob Kämmen generell eher leicht oder schwer geht, ergo eher schädlich ist oder nicht, hängt überwiegend von der Haarstruktur ab, d.h. afrikanisches, also krauses Haar mit sehr unregelmäßigem Längs- und Querschnitt, ist im trockenen zustand fünfmal schwierger zu kämmen als "caucasian hair" (also "unser", "weißes" europides Haar), das im Querschnitt oval ist und zwar auch mal lockig sein kann, diese Locken aber weniger Widerstand bieten als eine typische Afrokrause. Bei Afrohaar beobachtet man das "Phänomen", daß es naß deutlich leichter zu kämmen ist als trocken, beim europiden Haar wiederum hängt es von der individuellen Struktur ab, ob naß leichter fällt als trocken oder nicht (tendenziell je lockiger, desto eher). -> Das ist also etwas, was Du selbst ausprobieren mußt! 2) Was heißt Überdehnen? Und ist das schädlich? Überdehnen meint, daß das Haar in seine Längsrichtung derart gesteckt wird, daß es zu einer Umstrukturierung des Geflechts aus Proteinverbindungen kommt, aus dem der Haarschaft besteht. Dies wird erleichtert bei Hinzukommen von Wasser, gleichzeitig macht Wasser das Haar aber auch geschmeidiger, flexibler, sodaß es formbarer wird (merkt man, wenn man z.B. Lockenwickler mal naß, mal trocken ausprobiert!) Im nassen Zustand dehnt sich das Haar sowieso infolge der Feuchtigkeitsaufnahme,meist nur minimal, aber es passiert automatisch, zumeist eben unbemerkt. Wenn nun aber durch Zug eine Dehnung geschieht, hängt es vom Ausmaß ab, ob diese Dehnung reversibel ist oder nicht, meint, ob die Proteinssrukturen in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren können oder nicht. Im Normalfall tritt, wenn die Dehnung meine ich ca. 35% Prozent der Eigenlänge übersteigt, ein Dauerschaden ein - merkt man einer nicht mehr kompensierbaren Erschlaffung des Haares -, kleinere Überdehnungen bleiben nur solange aufrecht, bis das Haar erneut naß gemacht wird, die Proteinstrukturen erneut "aufweichen" und dadurch die Chance haben, in ihre eigentliche Form zurückzufinden (kannst Du ausprobieren mit Haarknicken: Wenn Du ein geknicktes Haar findest (trocken!), tunk es in Wasser, streich es glatt, ggf. ein paarmal -> der Knick verschwindet! Ist das Haar jedoch zu kaputt, reißt es Dir dann mit Pech halt an der Stelle ab...). Allerdings ist es Teil des Alterungsprozesses des Haars, daß es dieses Hin und Her für die Proteinstruktur irgendwann immer weniger verkraftet. 3) Generelle Risiken beim Naßkämmen: Wie oben erwähnt, quillt das Haar i.d.R. bei der Wäsche auf, weil das verwendete Leitungwasser einen höheren pH-Wert hat als dem Haar zuträglich ist: Das intakte Haar braucht, um die größte Stabilität zu haben, im umgebenden Milieu einen pH-Wert von 5,5, der zulässige pH-Wert für Leitungswasser liegt lt. Trinkwasserverordnung bei 6,5 bis 9,5. Zum Vergleich: Bei einem pH-Wert von etwa 7,5 steigen Produkte zur chemischen Haarbehandlung wie Dauerwelle und Blondierung ein (je höher der pH-Wert, desto krasser die Wirkung, also z.B. die Aufhellung). Durch dieses Aufquellen öffnet sich die Schuppenschicht, das Haar wird rauher, stumpfer, deshalb auch Mehrarbeit beim Kämmen und ein höheres Risiko für Haarschäden, weil so eher dauerhafte Defekte in der Schuppenschicht auftreten können. Deswegen gibt es auch die Empfehlung, naß mit Condi zu kämmen, weil der Condi den pH-Wert des Leitungswasser ausgleicht, die Schuppenschicht schließt und den Haarschaft adstringiert, also zusammenzieht und so stabilisiert - so zumindest die Theorie. (Bei der Dehung/ Überdehnung des Haares zum Beispiel spielt die Schuppenschicht anscheinend keine Rolle). -> Den pH-Wert Deines Leitungswassers kannst Du über die Seite der Stadtwerke erfahren und so abschätzen, wie nötig z.B. Condi ist. 4) Das geeignete Werkzeug: Ob nun Kamm oder Bürste, vielleicht auch TT, hängt wohl auch wieder von der Haarstruktur und einfach der Haarfülle ab. Ein Kamm sollte nicht zu enggestellte Zinken haben, damit die Haare nicht festklemmen, für eine Bürste sollte gleiches gelten. Als Material scheidet insbesondere Holz aus, weil es durch Wasser quillt und rissig wird, sodaß nicht nur das Werkzeug, sondern auch die Haare Schaden nehmen. Besser ist etwas zum Beispiel aus Plastik, weil sich das nicht verändert, sondern mehr oder weniger unverwüstlich ist.
Ob Du nun die Haare eher naß oder trocken kämmen willst, vielleicht auch mußt, mußt Du einfach ausprobieren. Ich bin auf Naßkämmen zurückgekommen, weil ich das eigentlich schon immer, quasi unbewußt, so gemacht habe, jedoch habe ich durch die Alternative festgestellt, daß meine Haare getrocknet viel stärker kletteten, wenn ich sie nicht direkt nach der Wäsche gekämmt habe, was zusätzliche, teils schlimme Schäden durch das nachträgliche, auch viel langwierigere Entwirren bedeutet hat.
Noch ein Nachtrag:Der Effekt, den Du bei fließendem Wasser bemerkt hast, könnte vielleicht auf einer zusätzlichen Glättung der Haare beruhen, sodaß das Werkzeug besser durchgleitet.
Und ich hoffe, ich habe alle Fehler ausgemerzt.....
_________________ 2b/cM (seit Jan'18 in trockenem Zustand 2a), ZU 4,0-4,6 (chron. HA), Ringelhaare silberblond (Weiß mit Hell- bis Dunkelblondnuancen), Naturstufen/FTEs Haare ganzheitlich denken Okt '15 Schlüsselbein Dez '17 BSL Mai '19Taille optische Taille
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