Nein, verschiedene Sachen, die wer auch immer meint, ins Shampoo zu rühren, brauchen wir nicht - ich selbst stehe gerade mit "meinem" Hersteller auf Kriegsfuß deshalb, weil plötzlich wieder Substanzen auftauchen, die auch keiner will oder braucht -, aber irgendwelche Zusatzstoffe ändern nichts an der grundsätzlichen Konzipierung oder der Wirkung eines Shampoos. Wer kein Silikon, keine Parabene was auch immer drin haben will, findet sehr wohl auch ein Shampoo ohne das Zeug. Bezogen auf die Haare: Ich sage auch nicht, daß es das einzige Nichtschädigende für die Haare ist, sondern daß es - wenn man das richtige gefunden hat -, zuverlässig in einem das liefert, was man ansonsten vielleicht mit Glück mittels mehrerer Dinge zusammenstückeln muß, mit unklarem Ausgang, je nach Übung, Erfahrung oder Tagesform - dazu reicht ein Blick ins Forum, wo auf jeder Seite irgendwer klagt, daß irgendwas warum auch immer wieder mal nicht geklappt hat.... (Und leider mutet dabei mach einer seiner Haut auch zuviel zu, sei es aus Idealismus, sei es aus Panik vor irgendwelchen Stoffen wie dem ach so bösen SLS,.)
Ja, die Menschen haben früher ihre Haare geschädigt, mit all den Brennscheren, mit denen sie sie traktiert haben, mit der Kernseife, mit der sie sie hin und wieder mal durchgescheuert haben, vor allem in Verbindung mit dem kalten und knappem (und bakterienreichen) Wasser, das den meisten "damals" einzig zur Verfügung stand. Ein paar wenige hatten vielleicht Geld für Essig, aber die meisten - vor allem die im Kohlenpott - waren glücklich, wenn sie sich den über die Linsen kippen konnten. Zitronen gab es kaum auf dem Markt, waren da unerschwinglich, in ein paar herrschaftlichen Orangerien wuchsen auch noch welche, trugen aber,wenn überhaupt, nur wenig Früchte, weil der Einfallswinkel der Sonnnestrahlen in unseren Breitengraden nicht stimmt. Die, die das Geld dazu hatten, kippten sich tonnenweise alkoholhaltige, teils mit radioaktiven Stoffen versetzte Haarwasser möglichst täglich drüber, um den Juckreiz, Schuppen und den Geruch zu bekämpfen, vor allem aber in der Hoffnung, Haarausfal/ Haarverlust zu bekämpfen, für den Glanz gab's Brillantine usw. Die paar schönen Damen, die man aus der damaligen Zeit jenseits irgendeiner pollitischen oder kulturellen Relevanz kennt, stellen eine verschwindende Minderheit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung dar, sind in keinster Weise repräsentativ - das Gros hatte mit Mangelernährung, unheilbaren Krankheiten und frühem Tod zu kämpfen (und nirgends starben so viele Kinder in den Minen wie im viktorianischen Empire). Und bei 12-, 14-Stunden-Schichten schon im Kindesalter dürfte wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit und Energie für ausgiebige Haarpflege geblieben sein, und dementsprechend dürften diese dann in der Regel auch ausgesehen haben. Und genau dazu noch ein Unterschied: Man trug Hüte und Häubchen, nicht nur auf der Straße, auch im Restaurant und im eigenen Haus, keiner wurde tagtäglich fotografiert, sodaß man auch nicht sagen kann, wer wann wirklich vorzeigbar aussah und wer nicht - im Gegensatz zu heute. Weil sich für die Unterschicht "damals" auch nicht viele begeistert hatten, sodaß umfangreiche Bildbände über sie erschienen wären, können wir uns heute kein tatsächliches Bild von den Lebensumständen, vom tatsächlichen Ausmaß des Elends machen, höchstens erahnen. Der ganze Hype entspringt meinem Eindruck nach einem eskapistischen Wunsch nach einer anderen, besseren Welt, weil die jetzige zu kalt, zu ausweglos erscheint, gerade angesichts eines Klimawandels, der irgendwann alles wegfegen wird. (Dazu sehe man sich vielleicht mal die Staffeln der ARD an, die Menschen in ein verstrichenes Zeitalter unter "echten" Bedingungen zurückversetzt hat - da schwand die Beigeisterung angesichts der knallharten Arbeit, der fragwürdigen Zahnhygiene usw. zumeist. Zum Beispiel
https://www.google.de/search?q=schwarzw ... e&ie=UTF-8https://www.google.de/search?q=leben+im ... e&ie=UTF-8Haarpflege kommt darin glaube ich gar nicht vor, nur einmal bei der zweiten Serie wird eine Frisur gemacht. Gibt noch andere, kann man sich bei Interesse mal durchschauen.)
Der Vergleich mit dem Tierreich hinkt: Das Haar, das das Tierfell bildet, ist nicht mit dem menschlichen Haar identisch, weil es in der Regel viel kürzer ist, viel öfter erneuret wird, die Haut aber viel mehr Talg produziert, insbesondere bei Tieren, die sich tatsächlich viel im Wasser aufhalten, sodaß diese auch ordentlich davor geschützt sind, zum beispiel Otter oder Biber. Tiere, die nicht aufgrund der Evolution für ein Leben am/im Wasser geeignet sind, sehen zu, daß sie möglichst nicht mit Wasser in Berührung kommen bzw. so schnell wie möglich trocken werden, schütteln sich usw.,sollten sie aus Versehen naß werden (wenn eine unserer Mäuse mal in den Wassernapf fällt, kommen sofort die anderen angelaufen und helfen beim Trockenlecken....). Säugetiere mit Fell wälzen sich im Staub, im Sand oder scheuern sich an Baumstämmen, um sich gegen Parasiten zu wehren, wohingegen Säugetiere, die gezielt (Schlamm-)Bäder nehmen, i.d.R. eine extrem verdickte Haut haben, zum Beispiel Elefanten oder Nashörner. Bei unseren Eichhörnchen ist der Schwanz bei jüngeren Tieren noch sehr dürftig, erst wirklich ältere Eichhörnchen haben einen richtigen Puschelschwanz, weil der von Jahr zu Jahr immer üppiger wird, dient er zur Altersschätzung.
Am ehesten müßten wir uns mit dem Schaf vergleichen, dessen Haar im Prinzip gleich aufgebaut ist, allerdings hat auch dieses Haar nur eine Schuppenschicht und nicht 6-10, wie das des gemeinen Europiden (weshalb die umfangreichen Studien aus der Textilforschung zu Wolle gerne mal als Anhaltspunkt für das menschliche Haar herangezogen werden), außerdem ist der Wolllieferant das Ergebnis jahrtausendelanger Zucht, wird regelmäßig geschoren, damit er nicht zuwächst, und das Geschorene muß erst gewaschen werden, weil es vor Schmutz steht, dann die einzelnen Haare in unzähligen Schritten auseinanderklamüsert und gekämmt werden, um daraus einen glatten Faden zu spinnen.