Die 30 - 50 % Dehnbarkeit, die Silberelfe zitiert, beziehen sich sogar nur auf Haare im trockenen Zustand. Nasses/ feuchtes Haar kann sich sogar noch weiter dehnen bevor der Bruchpunkt erreicht wird. Dabei ist Zugfestigkeit im nassen Zustand geringer als im trockenen Zustand. Eine gringere Kraft ist also notwendig das Haar zu dehnen und zu reißen als es im trockenen Zustand der Fall ist.
Beide Eigenschaften liegen der weichmachenden Wirkung von Wasser auf die Haarproteine zugrunde.
Geschädigte Haare dehnen sich im nassen Zustand nochmals weiter bei noch geringeren, aufgewendeten Zugkräften.
Was den Vergleich zwischen gesunden und geschädigten Haaren betrifft:
Im trockenen Zustand sind die Unterschiede in den Zug-Dehnungskurven zwischen unbehandelten und geschädigten (z.B. gebleichten) Haaren nicht allzu groß, da andere Proteinbindungen relativ stark sind. Die Summe an Wasserstoffbrückenbindungen und Ionenbindungen reicht noch aus, um dem Haar eine gewisse Festigkeit zu geben, selbst wenn durch Blondierung schon viele Disulfidbrücken gebrochen worden sind. Wasser kann ja die Wasserstoffbrückenbindungen und Ionenbindungen vorübergehend unterbrechen, sodass man im direkten Vergleich letztlich nur im nassen Zustand Schlüsse über die Anzahl übriggebliebener kovalenter Bindungen (Disulfidbrücken und Isopeptidbindungen) ziehen kann. Aufgrund dessen werden diese Zug-Dehnungstest, die den Schädigungsgrad ermitteln sollen, stets im nassen Zustand gemessen. Hier wird so ein Vergleichstest beschrieben:
https://patents.google.com/patent/US4972718Hier sollen einmal die Werte für gesunde Haare später mit den gleichen Haaren, die durch blondieren uä. geschädigt wurden, verglichen werden, um den Schädigungsgrad zu ermitteln. Erst im direkten Vergleich kann man also verlässliche Aussahen über den Grad der Schädigung machen.
Mandalay hat geschrieben:
War das so dass ein gesundes Haar 100 g tragen muss?
Wie schon MiMUC geschrieben hat, sind die Ergebnisse auch von den Haardurchmessern abhängig, und auch von einigen weiteren Faktoren, die das Haar selbst betreffen und von den äußeren Versuchsbedingungen.
Die 100 g Traglast, die ein Haar tragen kann, sind nur gemittelte Werte, die sich wohl auch eher auf dicke bis mitteldicke Haare mit Durchmessern etwa zwischen 80 und 120 µm und im trockenen Zustand beziehen. Feines Haar mit Durchmessern etwa zwischen 60 und 80 µm ist "schwächer" und es ist daher wahrscheinlicher, dass diese die 100 g nicht tragen können ohne zu reißen, selbst wenn sie kerngesund sind und noch keine Materialermüdung durch vorige Überdehnung erlitten haben.
Im festen und nassen/ feuchten Zustand gibt es wie oben bereits erwähnt erhebliche Unterschiede wie stark die Zugkräfte sein müssen, um das Haar zu dehnen und zu zerreißen. Im nassen Zustand ist die Zugfestigkeit auch sehr viel geringer. Selbst mitteldickes bis dickes Haar kann dann mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor (sagen wie 80 - 90 g) oder zumindest bei den 100 g brechen.
Wie immer gibt es halt stets einen gewissen, normalen Varianzbereich. Daher sind viele Versuchsdurchgänge nötig.
Daher - auch alles was wir hier so "messen" liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit im normalen Varianzbereich. Daher lassen sich mit dem WAT keine wirklich verlässlichen Aussagen zum Haarzustand treffen.
Wirklich eindeutig dürfte es eher werden ab dem Zeitpunkt, wenn man von "Gummiehaaren" spricht, die sich im nassen Zustand noch sehr viel weiter und mit sehr geringer Zugkraft dehnen. Dann braucht man den WAT-Test aber auch nicht mehr, um zu merken, dass die Haare im A. sind.
Wenn man verlässliche und aussagekräftige Ergebnisse zum Zustand der Haare erhalten möchte, also ob sich so verhält, wie es der Durchschnitt gesunder Haare tut, müsste man unter kontrollierten und immer gleichen Versuchsbedindungen* viele, viele Durchgänge machen. Und jedes Haar darf nur einmal verwendet werden, um nicht etwa die Materialermüdung zu messen. Daraus kann man dann einen Mittelwert (Dehnung, Zugfestigkeit) bilden. Diesen ermittelten Wert könnte man dann mit Literaturwerten vergleichen, und schauen ob man denn in der Norm für kaukasisches, asiatisches oder afrikanisches Haar und den jeweiligen Haardurchmesser liegt.
*z.B. Haare mit gleichen Durchmessern, gleichen Alters=gleicher Längenabschnitt; bei gleicher Temperatur und Feuchtigkeit; Geschwindigkeit der Dehnung muss auch immer gleich sein