saketh hat geschrieben:
Ich hab mit Erschrecken auf der Inhaltsliste folgende Stoffe gefunden, und meine doch recht Sicher damit "Plastik" im Weitesten Sinne verbunden zu haben:
PEG-120 METHYL GLUCOSE DIOLEATE
PEG/PPG-120/10 TRIMETHYLOLPROPANE TRIOLEATE
PEG und PPG hat doch immer irgendwas mit Plastik zu tun oder irre ich mich? Nach weiterer Forschung bin ich auf keine exakte Antwort gekommen und frage somit hier, ob jemand Ahnung davon hat.
Und vor allem: Was macht sowas in nem Shampoo?
Wofür soll das gut sein, ist das sowas wie Silikon?
Plastik bezieht sich eigentlich auf feste unlösliche Stoffe. Allerdings können die gleichen synthetischen Polymere, die feste Kunststoffe aufbauen, auch wachsartig oder gelartig sein oder sogar flüssig. Der Übergang ist eher fließend, weshalb Diskussionen über "Mikroplastik" in Kosmetik ziemlich verwirrend ist.
In der Natur ist es ebenfalls so, dass bestimmte Grundbausteine (Monomere), bestimmte Biopolymere aufbauen, die, obwohl sie aus den gleichen Grundbausteinen bestehen, ebenfalls entweder gelöst (evtl. kolloidal), gelartig oder fest sein können. Bestes Beispiel für Biopolymere, die in unterschiedlicher Form auftreten, sind beispielsweise Proteine oder Polysaccharide.
PEG und PPG sind auch synthetische Polymere. Es sind Polyether, die aus den einfachen Grundbausteinen (Monomeren) Ethylenoxid bzw. Propylenoxid bestehen. Die dafür notwendigen Grundstoffe Ethen und Propen wiederum werden durch petrochemische Verfahren (Steamcracken) gewonnen.
Hochmolekulare Polyether können auch wachsartige und relativ feste Zustände annehmen.
Die niedermolekularen Polyether wie diese hier, sind sehr gut löslich. Da PEGs hydrophil sind, PPGs eher hydrophob, werden diese Verbindungen auch als Tensde/ Emulgatoren verwendet (z.B. Poloxamere).
PEG-Gruppen werden häufig als zusätzliche hydrophile Gruppen in anderen Tensiden oder anderen Polymeren eingesetzt.
Tenside, die eine kleine Anzahl solcher Gruppen besitzen, nennt man "ethoxylierte Tenside". Meistens enden deren Namen mit "-eth".
SLeS hat meist zwischen 2 und 9 PEG-Einheiten. Das häufig anzutreffende und bekannte Trideceth-12 ist ein Fettalkoholethoxylat mit einer C13-Kette (Tridecan) und 12 PEG-Einheiten. Laureth-9 ist ein Fettalkoholethoxylat mit einer C12-Kette (Laurinsäure) und 9 PEG-Einheiten, Laureth-2 mit nur 2 PEG-Einheiten.
PEG-120 METHYL GLUCOSE DIOLEATE hat ingesamt 120 PEG-Einheiten.
PEG/PPG-120/10 TRIMETHYLOLPROPANE TRIOLEATE hat insgesamt 120 PEG- und 10 PPG-Einheiten.
Diese beiden Kollegen sind in etwa mit Polysorbaten vergleichbar, die übrigens auch in der Nahrungsmittelindustrie verwendet werden.
PEG-120 METHYL GLUCOSE DIOLEATE sieht so aus
http://www.saapedia.org/en/saa/?type=detail&id=3557.
Im Zentrum befindet sich eine Glucose, die quasi als "Bindeglied" fungiert. An ihr hängen zwei Fettsäuren (Ölsäure) und einige PEG-Ketten.
Die in den Klammern gesetzten Gruppen sind die PEG-Gruppen. Die tiefgestellten Buchstaben stehen für eine beliebige Anzahl sich wiederholender PEG-Gruppen, zusammen sind es aber wie gesagt etwa 120.
Es wird, wie bereits erwähnt, als Verdicker einer Tensidlösung eingesetzt, sodass insbesondere auf Salz (NaCl) als Verdicker verzichtet werden kann.
So wird's erklärt:
Zitat:
Basically, the thickening agents modify the micellar structure. In case of the polymeric hydrophilic thickeners (PEG-120 METHYL GLUCOSE DIOLEATE), the hydrophobic groups of the molecules (Ölsäure) are incorporated into the surfactant micelles. This leads to bridging of the spherical micelles and/or an increase of the micelle size by the PEG-chains. The micelles have now a more limited space to move which leads in an increase of viscosity [...].
Quelle:
https://personal-care.evonik.com/product/personal-care/Documents/sofw-thickening-agents.pdf Sie halten also die Tensidmizellen zusammen und können sie auch vergrößern, was nicht nur verdickend sondern auch abmildernd wirkt.
PEG/PPG-120/10 TRIMETHYLOLPROPANE TRIOLEATE sieht so aus
http://www.saapedia.org/en/saa/?type=detail&id=7682.
Im Zentrum steht hier das Trimethylolpropane als "Bindeglied". Von hier aus gehen 3 separate Polyetherketten (PPG-/ PEG-Ketten) ab. An den jeweiligen Enden hängt dann jeweils eine Ölsäure.