Als Kind hatte ich auch so nen richtig dichten, geraden Pony. Irgendwann hat meine Mutter den mal etwas ausgedünnt und mir die obere Hälfte davon weggesteckt, warum weiß ich nicht mehr. Jedenfalls fand ich meinen Pony immer furchtbar, weil die Haare nie glatt auf der Stirn lagen, sondern sich immer zur Seite wegkringelten. Ich wollte ihn aber auch nicht wegmachen, weil ich damals immer so viele Pickel auf der Stirn hatte. Und das war zu einer Zeit, wo es total modern war, gar keine Haare im Gesicht zu haben, und ich eigentlich als Einzige in der Klasse mit Pony rumlief.
Als ich vierzehn oder so war, wurden dann plötzlich die Seitenponys modern, und darin hab ich meine Rettung erkannt. Früher ist mir diese Idee irgendwie nie gekommen, aber ab da war ich endlich mal zufrieden mit dem Ding.
Inzwischen ist mein Pony etwas "gewandert", sodass ein paar Strähnen von der Mitte zur anderen Seite hin rausgewachsen sind und ich auf der Seite, wohin der Pony zeigt, noch welche dazugenommen hab. Er verdeckt jetzt also etwas weniger als die Hälfte meiner Stirn und wird zur Seite hin länger.
Ich finde, dass ich ohne Pony so streng aussehen würde, weil meine Haare sonst alle glatt am Kopf anliegen und ich ein eher schmales Gesicht hab, außerdem keine runden, weichen Gesichtszüge.
Meinen Freund hab ich noch nie konkret nach seiner Meinung diesbezüglich gefragt, aber er hat schon oft gesagt, dass er meine Haare ganz toll findet. Und ich hab immer noch so einen Seitenkringel an der Spitze im Pony, den ich immer hart bekämpfe, wo er meint, dass er den niedlich findet. Also geh ich davon aus, dass er nichts gegen meinen Pony hat
Ich kann mir schon vorstellen, dass es etwas kindlich aussieht, zumindest jugendlich. Aber mit neunzehn BIN ich jung und darf auch so aussehen. Gerade weil ich im Studium und im Bekanntenkreis meines Freundes von sehr vielen Leuten umgeben bin, die älter sind als ich, komm ich mir erst recht jünger vor, und ich finde das gut so. Mein Kleidungsstil ist auch nicht unbedingt "erwachsen", sondern eher etwas verspielt. Ich bin eben so, das passt zu mir, und ich könnte mir mich gar nicht anders vorstellen.
Ich würde mich auch nicht wegen anderer Leute verbiegen lassen, auch nicht von meinem Freund, aber genau deshalb hab ich mir jemanden gesucht, bei dem ich das nicht tun muss. Ich versteh die Leute, die sich wegen ihres Partners selbst völlig vergessen, genauso wenig wie die, die die gegenteilige Einstellung vertreten und aus Prinzip keine Kompromisse eingehen. Wieso ist man denn dann mit dem anderen zusammen, wenn man sich nicht die Bohne für seine Meinung interessiert? Müsste ich, um mir meine eigene Identität zu erhalten, gegenüber meinem Freund eine Scheißegal-Einstellung haben und sagen, "mir ist völlig egal, was du denkst, ich mach nur mein eigenes Ding", dann wär es für mich nicht der richtige Partner. Und zwar von Anfang an nicht.
Natürlich ist das jetzt überspitzt ausgedrückt, es gibt schließlich viel ausschlaggebendere Dinge als die Frisur des Partners, und man kann daraus nicht auf die Qualität der Beziehung schließen. Aber trotzdem finde ich diese Art der Argumentation irgendwie ein bisschen fragwürdig. Ohne jetzt jemandem persönlich auf den Schlips treten zu wollen.
Cait Sidhe (sprich: Kat Schij(e)) = Katzenwesen in keltischer Mythologie; eine Art Katzenmensch in "October Daye"