Bevormundung durch Friseure

Lange Haare in unserer Gesellschaft und "dies und das"

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BaluUndSeineKuh
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#901 Beitrag von BaluUndSeineKuh »

Nochmal zu dem Thema Billigfriseur vs. teurer Dienstleister:

Ich war heute in der Mittagspause spontan beim 11 € Friseur.

Ich kam rein, musste ganz kurz warten und kam dran. Die Friseurin war super lieb, hätte ich ihr vom Aussehen her gar nicht zugetraut! Ich hab die Haare aufgemacht, ihr erklärt was ich wollte und sie konnte erst gar nicht verstehen, warum ich wegen 0,5 - 1 cm abschneiden zum Friseur gehe :) Sie meinte auch meine Haare hätten das gar nicht nötig (total lieb gesagt), aber ich finde eben schon. Habe ihr ganz genau erklärt was ich möchte und sie hat es 1:1 umgesetzt. Nach insgesamt 15 Minuten war ich wieder aus dem Laden draußen. SO muss das sein meiner Meinung nach beim Spitzenschneiden. Sie ist eine der wenigen Friseurinnen die ich bislang fragte, die auch trocknen schneidet. Sie hat überhaupt nicht versucht, mir irgendwelche Produkte anzudrehen, wie ich es normalerweise schon gewohnt bin.

Sie hat mir erzählt, dass sie jeden Tag 9,5 Stunden arbeitet. Überstunden werden ihr nicht ausgezahlt und richtig abfeiern kann sie sie auch nicht. Mittagspausen fallen des Öfteren aus wenn der Laden voller Kunden ist. Trotzdem liebt sie ihren Job und sagt, dass es genau das ist, was sie tun will. Gibt also auch Leute mit dieser Einstellung, AUCH beim Billigfriseur!
Typ: 2aFii
Umfang: 7,5 cm
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Ain
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#902 Beitrag von Ain »

Ich wollte nurmal so einwerfen, das Dienstleister ihre Kunden spiegeln. Wenn man Tag 300mal angepisst wird, pisst man irgendwann zurück. Falls das irgendwer nicht tut, der das erlebt, hat meinen hohen Respekt verdient und denjenigen würde ich gerne mal kennen lernen.

Und für 4,9112687123984€ die Stunde kann von mir -persönlich- niemand erwarten, dass ich ihm unnötig Zeit und nerven opfere. (Oder das ich mich täglich ungehörig glücklich schätze, so einen gut bezahlten Job zu haben/ überhaupt einen). Wenn alle Menschen immer lieb & nett zueinander wären, wäre die Welt eine bessere.
Wer fängt an? :ugly:

Falls das irgendwer "nochmal" mit mir diskutieren möchte, darf mir gerne eine PM schreiben.
2cMii/7/62cm.
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Nadeshda
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#903 Beitrag von Nadeshda »

Und ich möchte dazu nochmal eben anmerken, dass Tarif Tarif ist... egal ob beim Billigfrisör oder beim Nobelfriseur. Es mag Friseure geben, die über Tarif bezahlen, aber davon kann man nicht ausgehen, nur weil der Schnitt 30 Euro anstatt 10 Euro kostet.
3a Mii, 90,5 cm am 02.07.17 (nach Schnitt auf 53 cm am 18.02.15)
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ratwoman
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#904 Beitrag von ratwoman »

Ain hat geschrieben:Ich wollte nurmal so einwerfen, das Dienstleister ihre Kunden spiegeln. Wenn man Tag 300mal angepisst wird, pisst man irgendwann zurück. Falls das irgendwer nicht tut, der das erlebt, hat meinen hohen Respekt verdient und denjenigen würde ich gerne mal kennen lernen.
*stellt sich hinten an* ich kann so drei-vier mal nett zu nem Idioten sein, danach hörts auf :?
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Misery
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#905 Beitrag von Misery »

ratwoman hat geschrieben:
Ain hat geschrieben:Ich wollte nurmal so einwerfen, das Dienstleister ihre Kunden spiegeln. Wenn man Tag 300mal angepisst wird, pisst man irgendwann zurück. Falls das irgendwer nicht tut, der das erlebt, hat meinen hohen Respekt verdient und denjenigen würde ich gerne mal kennen lernen.
*stellt sich hinten an* ich kann so drei-vier mal nett zu nem Idioten sein, danach hörts auf :?
Ist verständlich und normal, andererseits muss es für einen Menschen möglich sein, bei einem neuen Kunden "bei null" anzufangen, wenn dieser den Laden betritt. Und im Normalfall (na, hoffentlich im Normalfall, aber vielleicht auch nicht :? ) betritt man einen Laden nicht wild fuchtelnd, motzend und schreiend, sondern nett und höflich.

Edit: Ich glaub, wir reden zu sehr aneinenader vorbei. Ihr geht von den größten unhöflichen Idioten aus, ich von netten, höflichen Leuten. Korrigiert mich, wenn ich mich irre. Aber grundsätzlich würden wir wahrscheinlich übereinstimmen.
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Sydney

#906 Beitrag von Sydney »

Es gibt viele Berufe in denen die Arbeitsbedingungen besch**** sind.

Aber gerade bei Lehrberufen verstehe ich es NICHT, wenn Leute hinterher hergehen und motzen, wie schlimm es doch ist. Die haben schließlich von Anfang an Einblick in die Szene und wissen, wie Gehälter ausschauen, wie die Kunden drauf sind,...


Auch verstehe ich es NICHT, wieso man nicht damit fertig wird, dass Kollegen scheiße bauen und deshalb mehr als genug Leute verärgert sind. In diesem Fall muss man sich über die Kollegen ärgern, aber nicht über ihre "Opfer".


Wer so zart besaitet ist, darf ich nicht wundern, wenn er im Dienstleistungssektor nicht glücklich wird.


(Btw: der Friseur bei dem meine Mutter letzens war, war nicht in der Lage, den Preis auszurechnen, der zu zahlen war - nicht einmal mit Taschenrechner - solche Leute sind natürlich die perfekten Opfer um vom Arbeitgeber ausgebeutet zu werden und drücken die Preise nach unten.)
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katzemyrdin
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#907 Beitrag von katzemyrdin »

Ich verstehe aber auch nicht, wieso hier immer wieder auf den Friseuren rumgehackt wird. Man kann ja gerne von seinen negativen Erfahrungen berichten, was einen Schnitt oder eine Pflegeempfehlung angeht.
Aber darum geht es oftmals gar nicht.
Warum muss das immer wieder neu aufgegriffen werden :?
Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn gelernte Friseurinnen das Forum verlassen. Man hat einfach keine Lust, sich das anzuhören, möchte seinen Berufsstand aber auch verteidigen.
So war es aktuell bei Odine und so war es vor längerer Zeit bei Sante-Tante.
Ich halte mich eher zurück, fühle mich aber auch unwohl dabei, solche Diskussionen zu lesen.
Es geht mir nicht an der Kritik an einem Haarschnitt oder einer Pflegempfehlung wohlgemerkt.
:?
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Honigmelone
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#908 Beitrag von Honigmelone »

Ich denk schon dass die Mitarbeiter beim Nobelfriseur mehr verdienen. Bei Udo Walz arbeitet doch keiner für 5 €/Std.?! Eine Verkäuferin bei Harrods verdient auch sicherlich mehr als eine Kik-Verkäuferin.
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melisande
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#909 Beitrag von melisande »

Honigmelone hat geschrieben:Ich denk schon dass die Mitarbeiter beim Nobelfriseur mehr verdienen. Bei Udo Walz arbeitet doch keiner für 5 €/Std.?!
Bei Udo Walz gearbeitet zu haben ist eine Top-Referenz und eine Ehre, was wenn seine Angestellten schlechter bezahlt werden als andere? Bei Köchen ist das so - Arbeitsbedingungen und Bezahlung (incl. kreativer Umgang mit Tarifverträgen) sind nirgendwo schlechter als in Nobelläden (nein, das habe ich nicht aus dem Fernsehen).

Bis vor einigen Jahren habe ich auf Friseure geschimpft - und ich hatte sehr viele, weil ich früher sehr häufig umgezogen bin. Niemand schaffte es, mir einen Schnitt zu machen, der länger als ein paar Stunden saß und alle erzählten mir, daß meine Haare pflegeleichter wären, wenn sie länger wären. Ich hielt das für alberne Standardsprüche, die nichts mit mir zu tun hatten.

Hintergrund: Als Kind hatte ich immer raspelkurze Haare, weil lange Haare ja so schrecklich aussehen und pflegeintensiv sind, und nichts über einen flotten Kurzhaarschnitt geht. Ich war damit total unglücklich, hatte aber keine Wahl. Ein mühsam erkämpfter Wachs-Versuch wurde mit etwas kinnlangem und einer Rundbürste beendet, die Frisur war eine Katastrophe und für mein Haar absolut ungeeignet. Gelernt hatte ich nun, dass je länger desto schrecklicher ist. Beim Friseur sagte ich später immer nur 'kurz und pflegeleicht' und nickte zu allen Vorschlägen. Ein einziges Mal ging etwas schief - bei meinem jetzigen Friseur, als ich von einer Neuen bedient wurde und plötzlich statt einzelner feiner Strähnen ein Stinktier auf dem Kopf hatte.

Inzwischen weiß ich, daß ich fachlich völlig korrekte Vorschläge bekam und einfach zu vorbelastet war, um damit umzugehen. Die Schnitte stimmten auch. Ich fand meine Haare schlimm und hasste es einfach nur, mich damit auseinandersetzen zu müssen. Jetzt gehe ich gerne zum Friseur :). Gestern habe ich mir die Kante begradigen lassen, und es wurde nicht ein mm mehr geschnitten als vereinbart.
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BaluUndSeineKuh
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#910 Beitrag von BaluUndSeineKuh »

Ich denke auch, dass die Mitarbeiter von Udo Walz glücklich darüber sind, diesen Arbeitgeber als Topreferenz vorweisen zu können, aber mit Sicherheit nicht darüber, dass sie Unmengen mehr an Geld erhalten! Herr Walz kann es sich halt leisten, wenig zu bezahlen und trotzdem potenzielle Arbeitnehmer vor der Tür stehen zu haben, die Schlange stehen, um bei ihm zu arbeiten!
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Nadeshda
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#911 Beitrag von Nadeshda »

Bei Udo Walz kostet ein Schnitt auch nicht 30 Euro. Ich weiß nicht, wie man jetzt auf Nobelfriseure kommt. Wer von uns geht denn zu Udo Walz? Ich habe lediglich geschrieben, dass stinknormale Friseure (Gundis Lockenstübchen und Konsorten) ihre Mitarbeiter in der Regel auch nur nach Tarif bezahlen.

Durchaus möglich, dass Nobelfriseure ihren Leuten etwas mehr bezahlen, aber ob dadurch motivierter sind und besser zuhören, werde ich sicher nie erfahren.
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Ylvi
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#912 Beitrag von Ylvi »

ich bin sehr sehr zufrieden mit meiner Friseurin. Sie hat einen eigenen kleinen Salon, die Beratung ist super und sie nimmt sich viel Zeit und hat bisher nie etwas geschnitten, was ich nicht wollte. Bisher war ich nur bei einer Friseurin unzufrieden und im Endeffekt war ich auch selber ein bisschen Schuld, weil ich mich nicht getraut hatte etwas zu sagen: Die riss mit der Bürste so an meinem Kopf rum beim Föhnen dass es echt weh tat. Hinterher ärgerte ich mich über mich selber :roll:

Aber seit ich bei meiner "Neuen" bin, gehe ich sehr gerne :D
1c,Fii, ZU 6,5cm
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4. Ziel: Hüfte/Hosenbund (86 cm)( )
PrincessLeia
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#913 Beitrag von PrincessLeia »

Denke mal, die wenigsten gehen zu Udo Walz & co., um sich nur die Spitzen schneiden zu lassen.

Allgemein gibt's halt überall solche und solche, und wir sind hier mit unseren Langhaarmähnen für Friseure wohl eine echte Ausnahme, die so nicht alltäglich im Laden steht.
Und klar meckern wir, wenn die Haare nicht so werden, wie sie sollen - dafür sind wir halt ein Langhaarforum und tauschen uns darüber aus, ich find es schade, wenn man sich als Friseur davon hier abschrecken lässt.
Wenn man selber weiß, dass man gut ist, ist doch alles okay!
Pauschale Vorurteile gegen bestimmte Berufe gibt es doch immer, da sollte man (ist meine persönliche Meinung) gar nichts drauf geben.
Ich kenne z. B. auch schon alle Beamtenwitze, und noch ein paar mehr... :roll:
1b/c M/C III, Knie, hellbraun (NHF)
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Honigmelone
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#914 Beitrag von Honigmelone »

Okay, das Beispiel mit Udo Walz war etwas übertrieben, aber in meiner Stadt ist ein (für meine Verhältnisse) ziemlich teurer Friseurladen, ein ehemaliger Mitarbeiter schnitt meine Haare wirlich gut. Leider ging er irgendwann und ich habe ihn nie wieder gesehen. Schon vor über 15 Jahren kostete Waschen und Schneiden ohne Fönen(!) ca 100 DM. Für 100 DM konnte man vor 15 Jahren noch die halbe Welt kaufen. Der Friseur schnitt ca eine Stunde. Obwohl er keine Stufen reinschnitt, fiel mein Haar einfach toll. Ich wurde damals oft auf den schönen Fall meiner Haare angesprochen. Als der Friseur weg war, war ich beim Billigfriseur, der mir die Haare schief schnitt. :cry:
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Kaiserdrache
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#915 Beitrag von Kaiserdrache »

Moin, moin,

da es anscheinend mein letzter Kommentar war, der diese Diskussion ausgelöst hat, möchte ich mir erlauben noch einige Worte dazu zu verlieren.

Ich hatte bereits in meinem Ausgangspost deutlich das Wort "Kunde" unterstrichen, aus dessen Sicht ich geschrieben habe. Für mich als Kunde zählt immer nur die Relation zwischen Preis und Berufsstand und das auch immer nur umgerechnet auf den Stundenlohn. Soll bedeuten, dass zum Beispiel eine Bäckereifachverkäuferin nicht dasselbe Recht hat denselben Stundenlohn von mir als Kunden zu verlangen wie dies, wiederum als Beispiel, ein studierter Rechtsanwalt machen könnte.

Ärgerlicherweise, und in diesem Punkt lasse ich mich auch nicht von meiner Meinung abbringen, sind nach Einführung des Euro die Preisscheren in Deutschland total aus dem Gefüge geraten, was leider Gottes unter Anderem der Grund dafür ist, dass wir bald an einen Punkt kommen, an dem alltägliche Dienstleistungen unbezahlbar werden. Um das mal an einem Haar-relevanten Beispiel zu verdeutlichen:

Sowohl meine eigene Mutter als auch meine Schwiegermutter benutzen beiden denselben hochpreisigen Haarsalon und das seit Jahren, teilweise Jahrzehnten. Beide färben nicht, bekommen keine Dauerwellen, sondern bekommen lediglich einen normalen Kurzhaarschnitt, der in der Regel 15 bis 20 Minuten dauert. Preis dafür: 28 Euro. Jetzt rechnen wir das einmal hoch. 28 Euro für 20 Minuten macht 84 Euro (!!!) Stundenlohn, den ich als Kunde fiktiv hochgerechnet begleichen muss. Die gleiche Arbeitszeit, wiederum eine Stunde, kostet mich bei meinem Zahnarzt (ohne Materialeinsatz, ohne Vergütung der Arzthelferinnen) fast dasselbe. Und jetzt frage ich einmal allen Ernstes - kann es sein, dass ein typischer Billiglohnberuf mich denselben Stundensatz kostet wie ein Berufsbild, das mehrere Jahre intensiven Studiums vorraussetzt? Stimmt hier die Relation noch?

Um das klar zu sagen, hier trifft es natürlich die Friseure/innen, weil wir uns in einem Forum befinden welches sich mit dem Thema Haaren beschäftigt, aber die Beispiele sind unzählig und ließen sich beliebig erweitern. Ein guter Klempner will mittlerweile auch Stundensätze jenseits der 80 Euro haben, ebenso Elektriker, Schreiner und praktisch jedes andere Handwerk. Hier liegt ein generelles Problem zugrunde, welches mit dem Beruf des Friseurs erst einmal wenig zu tun hat. Denn selbstverständlich bekommt weder die Friseurin, noch der Elektrikergeselle, noch sonst irgendein angestellter Handwerker den Stundenlohn der mir als Kunden berechnet wird. Aber mal Butter bei die Fische - meiner Geldbörse ist es extremst schnuppe, was der individuelle Arbeiter bekommt, den ich muss das bezahlen, was berechnet wird.

Und gerade in den letzten Jahren seit wir die DM verloren haben, klafft diese Preisschere immer weiter auseinander, vielleicht auch weil die Relation zwischen Geldwert und Arbeitsleistung kaum noch überschaubar ist. Wenn Odine sagt, dass sie 4,91€ die Stunde verdient hat, dann sind das pi mal Nase rund 9,50 in DM oder auf hochdeutsch gesagt, genau das, was man in einem Billiglohnberuf immer verdient hat. Rechnen wir das nochmal hoch: 9,50 / Stunde macht bei 8 Stunden täglich und 4,5 Tagen die Woche (Montag als Ruhetag herausgerechnet, Sonntag logischerweise gestrichen) rund 1.400 DM pro Monat brutto. Und damit sind wir genau da, wo wir immer waren. Die Krux dabei ist simpel, dass die Lebenshaltungskosten und die Preise anderer Berufsstände (siehe oben) so massiv gestiegen sind, dass man von einem solchen Gehalt kaum leben kann. Um das ganze Beispiel weiter zu führen: Wenn man also als Friseurin einen Klempner beauftragt etwas zu richten und dieser einem eine Rechnung von 120 Euro für 1,5h Arbeit präsentiert, dann muss man dafür selber rund 30 Stunden netto arbeiten gehen. Und genau da hakt es im System. Noch ein Beispiel? Tasse Kaffee + Stück Kuchen entsprechen hier in etwa dem Stundenlohn einer Friseurin.

Die Gretchenfrage ist für mich also nicht, ob die Bezahlung von Friseurinnen gerechtfertigt ist, denn das zu beantworten ist aktuell ziemlich unmöglich, sondern eher ob das generell Preisniveau in Deutschland nach der Euroeinführung noch irgendetwas mit der Realität zu tun hat. Vor rund 20 Jahren waren die Verdienste der einzelnen Berufsbilder immer noch in überschaubarer Relation und genau das ist nicht mehr der Fall.

Mein persönliches Fazit? Ich als Kunde bin nicht bereit jeden fiktiven Phantasiepreis für klassische Niedriglohnleistungen zu bezahlen. Jüngstes Beispiel? Vier Angebote von Malerbetrieben, die mir mein Wohnzimmer streichen sollten, ein lausiger 22m² Raum. Nachdem das preiswerteste Angebot in der Nähe von 750€ lag, habe ich beschlossen es selber zu machen. Abzocke gerne, aber nicht bei mir.

Und jetzt steinigt mich.
1aMiii - 64,5cm [<a href="http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?t=17024">SSS</a>], Juni 2011 /// Ziel: 75-80cm <-- das war früher mal, jetzt: rappelkurz :)
~~~Der User Kaiserdrache wurde leider Opfer der berühmt berüchtigten Männerglatze und hat hier eigentlich nix mehr verloren~~~
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