aufgrund meiner kulturhistorischen Interessen bin ich beim Surfen gestolpert über diverse Frisuren, die unter dem Etikett "Top Knot" laufen, und die das damit Gemeinte als recht universelle Frisur erscheinen lassen. Eine deutsche Bezeichnung habe ich noch nicht gesehen, auch wenn man sicher von einem sehr hohen Dutt reden kann, was aber umständlich klingt.
Universell scheint mir der "Top Knot", weil einerseits universell einsetzbar, z.B. auch, wenn die Haare für andere Buns noch zu kurz sind. Der zweite Vorteil ist wohl auch, dass es kein "Gewichtsproblem" bei längerem und schwereren Haar gibt, wo der Dutt am Hinterkopf die Neigung hat, der Schwerkraft zu folgen oder Kopfschmerzen verursacht.
Noch ein Vor- oder Nachteil ist wohl die Tatsache, dass sich der Dutt dann an exponierter Position befindet. "Unsichtbar machen" ist da nicht drin, wie wenn er sozusagen hinterm Kopf versteckt wird. Vielleicht einer der Gründe, dass viele ihn nicht so gerne tragen. Andererseits gehört zu den Vorteilen wohl auch, dass er beim Anlehnen an Kopfstützen und Lehnen, also im Auto oder beim Bahnfahren nicht stört.
Hier gibts ein paar Beispiele: http://www.posh24.de/hairstyles/haarsty ... t_topknots
Top Knots bei Männern
Noch ein interessanter Aspekt in kulturwissenschaftlicher Hinsicht ist, wie ich finde, dass der "Top Knot" nicht nur bei Frauen Verbreitung gefunden hat.
Hierunter fallen auch die Frisuren der japanischen Samurai (teilweise mit rasierter Stirnglatze) oder der Sumo-Ringer. Verbreitet wurde der Top Knot anscheinend auch von den Männern in Polynesien (Südsee) getragen http://inquirewithin.biz/history/americ ... an_pic.htm ; http://www.aloha-hawaii.com/hawaii/canoes/
und bekanntlichermassen in Indien und in China (z.b. die "Terrakotta Krieger").
Einer der bekanntesten chinesischen top-knot-Träger war Sun Tzu, dessen Buch "Die Kunst des Krieges" noch heute Militärstrategen als Grundlagenwerk dient.

Ich denke, gründlicher kann man die Vorstellung, dass hochgesteckte Haare etwas spezifisch feminines seien, nicht widerlegen.
Auch die, die heute noch Samurai-Praktiken, Schwertkampf usw. pflegen, berufen sich oft noch auf Sun Tzu.
Hier ein aktuelles Beispiel aus Indien

Stil in Indien
Der Gott Shiva mit Top Knot

Auch bei den indianischen Männern in Nordamerika wurde öfter der Top Knot getragen; bei Karl May wird z.B. Winnetou als top-knot-Träger beschrieben ("das dunkle Haar hatte er in einen helmartigen Schopf aufgebunden", Winnetou 1), auch wenn sich die Filmproduzenten ein Jahrhundert später nicht daran gehalten haben .

http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... in_fes.htm
Und, nicht zuletzt, auch in deutschen Landen, wenn auch eine Weile her: die Vorfahren der Schwaben, also die Sueben, haben nach dem Bericht von Tacitus nicht nur den bekannten seitlichen "Suebenknoten" getragen, sondern wie er schreibt:
"Bei den Sueben hingegen kämmen sie bis ins hohe Alter das widerstrebende Haar nach hinten und knüpfen es oft genau auf dem Scheitel zusammen; die Vornehmen tragen es noch kunstvoller. ", "... richten sie sich her, sondern um recht groß und furchtbar zur erscheinen, wenn sie in den Krieg ziehen.." (um, wie er schreibt, größer zu erscheinen, hilft ja kein seitlicher Knoten, sondern es muss ein Top Knot gewesen sein "auf dem Scheitel").
Zu Japan fand ich hier eine interessante Diskussion
http://www.japan-guide.com/forum/querea ... tml?0+4023 , warum Mann einen Top Knot tragen sollte oder auch nicht. Es steckt also eine ganze Philosophie dahinter.
Der japanische Dichter Yamakochi

Ein top-knot-Träger wurde anscheinend durch eine Filmproduktion wieder in den Vordergrund gestellt: Sakamoto Ryoma, einer der letzten Samurai, der im 19. Jahrhundert die Modernisierung Japans vorangetrieben hat.
http://ejmas.com/tin/2011tin/tinart_ton ... _1011.html
Zu den bekanntesten top-knot-Trägern gehört natürlich der legendäre Samurai Musashi Myamoto, der den Abbildungen nach auf die Stirnglatze, die später als typisches Merkmal der top-knot-Frisur erklärt wurde, verzichtete:
In Japan wird als top-knot (bei Männern) heute auch ein hochgebundener Pferdeschwanz bezeichnet
Der Journalist Douglas Tong, der sich mit den japanischen Samurai-Praktiken befasste und sich für seine Dojo-Übungen das Haar zu einem hohen Pferdeschwanz band, berichtet, dass er von Frauen positive Kommentare erhielt ("you look cool"), weil er damit einem Samurai ähnlich sah.
Hier ein Friseur der Sumoringer im Einsatz:

Edit Fornarina: Der Samurai-Top Knot wird Chonmage genannt und kann unter diesem Begriff auch ergoogelt werden.
Darüber hinaus möchte ich noch die hessische Frisur Schnatz erwähnen, die ebenso oben auf dem Kopf gemacht wird. Mehr Infos dazu auf dem Blog von Luzine Happel.
Videos:
- von Icoro - Chonmage - Samurai-Top Knot
- von Imani Tierra
- von Antonia Natascha - Top Knot als Half-Up
- von Cinetime Entertainment - Klassischer indischer Top Knot