Ich wurde auch schon als "ÖkoTusse" Bezeichnet - von meiner Mutter. Auslöser war damals, dass ich meinen Kinderpunsch zu Weihnachten selbst gemacht habe.
Schmeckt einfach besser als dieses künstliche Zeug, was zu gefühlt 90% aus Zucker besteht.
Ich bin sicher aus der Sicht mancher eher "alternativ". Ich schmiere mir keine billigen Silikonöle mehr ins Gesicht, wasche meine Haare mit Haarseife, verwende in der Küche keine Fertigprodukte. Wenn es geht und ich es mir leisten kann, werden Bioprodukte gekauft, der Hund bekommt vorwiegend selbst gekochtes.
Allerdings bin ich ganz ehrlich, ich mache das nicht vorrangig um die Welt zu retten (da mach ich mir keine Illusionen mehr), sondern weil ich Probleme mit dem konventionellen Zeug hatte und mich damit nun besser fühle. Mal davon abgesehen, dass ich auch nicht bereit bin für manchen Mist auch noch Geld auszugeben. Das ich so teils billiger herkomme als mit den "Standard" Sachen, ist dann auch noch ein netter Nebeneffekt.
"Öko" Klamotten habe ich keine. Ich möchte mich auch einfach wohl fühlen und das tue ich in Klamotten, die in ihrem Schnitt eher Kartoffelsäcken gleichen, definitiv nicht. Auch wenn das gleich wieder einen Aufschrei gibt, ich verknüpfe diese Art Dinge oft auch einfach mit "Muttis über 40", weil es in dieser Altersgruppe irgendwie immernoch den größten Anteil an Kunden für derlei Marken gibt. Für mich hat das auch nichts mit "sich gefunden haben" zu tun. Aber das wäre wieder ein anderes Thema und würde hier zu weit führen.
Was ich allerdings ziemlich nervig finde und auch ein Grund dafür ist, warum ich "Öko" nicht unbedingt positiv verknüpft habe , ist dieses Missionieren und die "ich bin dir moralisch so viel überlegen" Masche, die man hier auch schonwieder bemerkt.
Ich muss nicht jedem andern aufdrängen wie ich lebe und wie meine Einstellung ist, wenn man mich nicht danach fragt. Allein schon, weil wohl so ziemlich jeder seine kleinen "Laster" hat, auf die er nicht verzichtet (sofern er nicht als Selbstversorger im Wald lebt). Diese dann gegeneinander aufzuwiegen "das ist ja nicht so schlimm wie das was du machst", finde ich dann irgendwo schon albern und solche Leute kann ich dann auch nicht ernst nehmen. (ich sag nur, der Haarschmuck der hier von sonstwo her bestellt wird, oder diverses Haarzeug aus den absonderlichsten Inhaltsstoffen, die sicher nicht im heimischen Garten wachsen)
Beispiel, ganz anderes Thema:
Ich war mal eine Zeit lang in einem anderem Themenforum recht aktiv. Irgendwo kam dann auch die typische Vegan/Vegetarier Öko Diskussion auf. Es fielen die Standardsprüche "Leichenteile, ungesund, Umweltzerstörung, Egoismus" Bla Bla Bla. Die Veganer fühlten sich total toll, die "Fleischfresser" waren perse böse Menschen . Wie das halt so läuft.
Auf meinen Einwand hin, wie denn die CO2 Bilanz für die ganzen Produkte, die man vom andern Ende der Welt herkarrt, um sich in dieser Schiene ausgewogen zu ernähren, aussieht, Ob für das Soja aus dem Tofu und Co. bestehen denn keine Regenwälder abgeholzt werden müssten und ob denn die ganzen Fertigprodukte aus Soja mit den X Zusatzstoffen wirklich noch so viel gesünder wären, bekam ich keine oder nur sehr patzige Antworten. Meine weitere Frage, wie es denn zusammenpasst, nicht für die Ausbeutung und den Tod eines Lebewesens verantwortlich sein zu wollen und andere auf eine Stufe mit Massenmördern zu stellen und sich dann ein (oder gleich mehrere) Raubtier (in dem Fall Hund) zu halten, bekam ich dann als Antwort "ja der war ja schon da und wurde nicht wegen mir produziert". Joa, mit der Logik kann auch jeder weiter Fleisch kaufen, dass war nämlich idR auch schon vor dem Kauf abgepackt in der Kühltheke.
Die Pille nehme ich übrigens auch weiterhin, weil es für mich einfach keine wirklich gangbare Alternative gibt, die mir sicher genug wäre. (und ja, ich habe mich informiert.)