Ich habe einen abschließenden Bericht zu meinem Mininatronexperiment geschrieben. Einiges davon habe ich hier schon in den einzelnen Waschberichten gepostet, aber ich lösche die Teile jetzt nicht aus dieser abschließenden Zusammenfassung raus, weil sie dann erstens unübersichtlich wird (weil ich dann dauernd "s.o." schreiben muss) und ich zweitens ehrlich gesagt keine so große Lust habe, den ganzen Text nur für dieses Gemeinschaftsprojekt umzuschreiben

Ich denke aber, dass sich doch einige für ausführliche Berichte interessieren, weswegen ich ihn hier posten möchte. Ich habe mich jedenfalls sehr über lange Berichte in diesem Thread gefreut, besonders
Clanherrins waren immer qualitativ wertvoll.
Yermas kleines Natron 1x1
Als allererstes möchte ich eine
Warnung aussprechen, die zwar öfters hier geschrieben wurde, aber nicht oft genug gesagt werden kann:
rührt das Natriumhydrogencarbonat (bspw. als Kaisernatron im Handel erhältlich) nicht mit heißem Wasser an, da dies zu einer anderen chemischen Zusammensetzung führt, die eurem Haar empfindlich schaden kann!. Tut mir leid, dass ich direkt zu Anfang dieses Postings den

spiele, aber wenn man die beiden Natronthreads nur grob überfliegt, kann schnell ein falsches Bild entstehen: in vielen Postings in den ersten Seiten dieses Threads wird nämlich die Aufbereitung mit heißem Wasser empfohlen.
Oh je, Chemie - ich verstand dich nie!
Ich bin keine Chemieheldin, daher mögen meine Zusammenfassungen etwas niedlich wirken. Auf der anderen Seite können andere Chemiedummies vielleicht besser verstehen, was ich ihnen sagen will.

Ich schreibe das hier hauptsächlich nur auf, damit ich in ein paar Jahren noch weiß, was das alles nochmal war.
Natriumhydrogencarbonat ist bspw als Kaisernatron im Handel erhältlich. Ergibt mit warmem Wasser eine leichte Lauge, mit der man die Haare reinigen kann. Bei der „Natron“wäsche handelt es sich also um eine Natriumhydrogencarbonatwäsche.
Natriumcarbonat klingt fast genauso, ist aber sehr viel stärker, weil es eine Sodalösung ist. Natriumcarbonat entsteht, wenn Natriumhydrogencarbonat auf 50° erhitzt wird. Ich habe mir deswegen als Faustregel genommen, dass das Wasser für die Natronwäsche ein bisschen wärmer als Körpertemperatur sein darf, aber nicht viel. Ich denke, mit dieser Regel bin ich auf der sicheren Seite.
Natronlauge (NAoH) wird für die Seifenherstellung benutzt und ist sehr gefährlich, doch den Punkt hier kann man direkt vergessen, da er für die Natronwäsche nicht relevant ist: NAoH kann nicht durch Natriumhydrogencarbonat und Wasser entstehen. Dies nur der Vollständigkeit halber, falls sich jemand
(düdelüdü, ich denke an niemand bestimmten
) panisch fragt, ob man sich die Haare aus Versehen mit etwas so ätzendem gewaschen hat. Jaja, schon die gesunde Logik sollte einem sagen, dass man merken müsste, wenn man sich eine ätzende Lösung auf den Kopf kippt. Die meisten Seifensieder lachen sich jetzt vermutlich einen ab - zu Recht.
Basische Wäsche
Dieses Thema wird
hier heiß diskutiert und die Debatte ist meiner Meinung nach lesenswert, auch wenn ich sie mir wohl noch oft durchlesen muss, bis ich einigermaßen durchblicke. Ich verlinke sie hier, weil sie natürlich viel mit der Natronwäsche zu tun hat, ich aber nicht in der Lage bin, die Diskussion fachlich und korrekt zusammenzufassen.
Folgendes ist zwar umstritten, aber die meisten scheinen sich einig zu sein, dass (aus was für Gründen auch immer – hier ist der Konflikt) eine saure Rinse o.ä. den meisten Haaren nach einer basischen Wäsche gut täte. Viel weiter möchte ich hier erstmal nicht auf den theoretischen Hintergrund der Natronwäsche eingehen, sondern dokumentiere ab jetzt den empirischen Teil meiner Natronexperimente.
Waschvorgänge
Vorab: ich habe sehr weiches Wasser, ca. 3,4–4,5 °dH.
1. Natronwäsche:
Leider hatte ich nicht genug Apfelessig und musste daher mit Plastikzitrone auskommen.
Dosierung:
Natron: 4 TL auf 450 ml lauwarmes Wasser
"Essig"klärung: 5 EL Zitronenkonzentrat auf 2 l kaltes Wasser
Essigrinse: 2 EL Apfelessig auf 1,4 l kaltes Wasser
Anwendung:
- Haare nass machen
- Natronlösung (in einer alten Spüliflasche) überall auf dem Kopf verteilen, indem ich die Haarpartien anhebe. Rest auf die Längen spritzen.
- 2-3 Minuten im Dutt einwirken lassen
- Gründlich ausspülen
- "Essigklärung" auf den Kopf, wieder kurz im Dutt einwirken lassen
- Ausspülen
- Saure Rinse (nicht ausspülen)
Ergebnis:
Sie wurden sauber und der Ansatz war weich, dafür wuaren jedoch die Längen leider belegt und merkwürdig. Dafür gibt es zwei Theorien:
1. Da ich fast nie sauer rinse, habe ich kaum Erfahrungen mit Plastikzitrone gemacht. Ich glaube aber, dass die Versuche, die ich mit Plastikzitrone gemacht habe, alle nicht sonderlich überzeugend waren. Bei meinen Eltern ist sehr kalkhaltiges Wasser und ich habe mir extra Apfelessig gekauft, weil das mit der Plastikzitrone nicht wirklich funktioniert hat. Es kann also sein, dass die Plastikzitrone meine Natronwäsche nicht ausreichend unterstützt hat.
2. Das Phänomen, dass der Ansatz sauber, die Längen aber merkwürdig belegt sind, ist kein ungewöhnliches in der „Natronszene“

.
Clanherrin, die für mich unbestrittene Herrin des Natronclans

, schrieb dazu in einem ähnlichen Fall in der Notfallecke:
Clanherrin hat geschrieben:Klingt wie das, was mir anfangs passiert ist. Mir hat es einfach nur das Sebum von der Kopfhaut in die Längen gespült und da blieb es dann hängen. Ich habe deswegen damit angefangen, mir das Natronwasser in zwei Teilen über einer Schüssel über den Kopf zu kippen. Das abfliessende Natronwasser fange ich in der Schüssel auf und bade meine Haare darin bis es milchig trüb geworden ist (bzw. ich das Gefühl habe, dass meine Haare jetzt sauber sind). Nach dem ersten Schwung Natronwasser lasse ich es 3-4 Minuten einwirken bevor ich dann mit dem zweiten Teil nachspüle.
Nach dem Natronbad werden meine Haare gründlich mit klaren Wasser ausgespült, damit kein Natron zurück bleibt. Erst dann kommt die Rinse drüber.
2. Natronwäsche
Hier habe ich schlauerweise direkt 3 Sachen anders gemacht: niedrigere Natrondosierung, Apfelessig statt Plastikzitrone und Clanherrins Methode zum Vermeiden von sebumierten Längen.
Dosierung
Natron: 3 TL auf ca. 450 ml warmes Wasser
Essigklärung: 5 EL Apfelessig auf 2 l kaltes Wasser
Essigrinse: 1 EL Apfelessig auf 0,5 l kaltes Wasser
Waschvorgang
- Natron mit der Flasche gleichmäßig verteilen
- Herunterlaufendes Natronwasser in einer Schüssel auffangen
- Die Längen da drinnen baden
- Natronwasser erneut über den Kopf gießen
- Dutt machen, kurz einwirken lassen (1 Minute oder so)
- Gründlich mit lauwarmen-kalten Wasser ausspülen
- Haare in die Essigklärung tauchen / Restwasser gut an der Kopfhaut verteilen. 1 Minute im Dutt einwirken lassen
- Gründlich ausspülen
- Kalte Rinse
- Saure Rinse
Ergebnis
Alles sauber geworden, obwohl die Natronlösung schwächer dosiert war. Haare waren weder belegt noch gab es irgendwo Restfett, ich war ganz begeistert.
3. Natronwäsche
Ich hatte nur noch einen kleinen Rest, 2 TL übrig. Daher nutzte ich die Chance, die erfolgreiche zweite Natronwäsche komplett zu kopieren, mit dem Unterschied, dass ich einen Teelöffel weniger Natron nahm. Die Haare sahen zwar danach schon besser als vor der Wäsche aus, aber eher so, als sei ich schon an Tag 3 oder 4 im Waschrhythmus angekommen.
Zusammenfassung:
- 3 TL Natron auf 450 ml lauwarmen Wasser scheint die richtige Dosierung zu sein
- Apfelessig ist besser als Plastikzitrone
- ich muss aufpassen, dass sich das Sebum nicht in den Längen festsetzt. Ich kann dem entgegen wirken, indem ich die Längen entfette, nachdem ich den Ansatz entfettet habe.
N.B: da ich nicht alle Punkte einzeln ausprobiert habe, kann ich natürlich nicht sicher sein, dass die Korrelation so stimmt.
Plan für zukünftige Experimente
- die Rinse am Ende wegzulassen. Ich habe das Gefühl, dass meine Kopfhaut es nicht mag, wenn ich Rinsen nicht ausspüle. Außerdem macht die letzte Rinse auch keinen wirklichen Sinn, da ich ja davor schon mit der Essigklärung die basische Wäsche ausgeglichen habe. Bei einer Shampoohaarwäsche mache ich ja auch nie eine saure Rinse, weil meine Haare das bei meinem weichen Wasser nicht zu brauchen scheinen.
- die Essigklärung schwächer dosieren. Habe ich mich bisher nicht getraut, da ich nicht noch zusätzliche variierende Faktoren in der Testreihe erzeugen wollte.
- testen, ob ich das Natron wirklich im Dutt einwirken lassen muss.
Kleines Fazit
Nach 3 Natronwäschen, die zudem nicht 100% vergleichbar sind, kann ich natürlich kein wirkliches Fazit zur Natronwäsche an sich schreiben.

Dieser Abschnitt bezieht sich also ausschließlich auf mein Miniexperiment. Vor 1,5 Jahren kaufte ich mir die kleine Packung Kaisernatron, weil ich neu im LHN war und alles ausprobieren musste. Da ich mir gleichzeitig einen Shampoovorrat für eine mittelgroße Stadt anlegte, wurde aus dieser Testerei nie etwas. Diesen Herbst habe ich mich dazu gezwungen, alternative und etwas „freakige“ Methoden zu testen: Heilerde, Natron und <a href="http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?t=16">HES</a>. Danach möchte ich noch die Seifenwäsche probieren.
Bei der Natronwäsche war ich sehr skeptisch. Nicht unbedingt, weil ich nicht geglaubt habe, dass die Haare davon sauber werden, sondern wie um alles in der Welt ich das Gemisch in die Haare kriegen soll. Ich habe mich gefragt, ob das nicht einfach alles herunterläuft, weil ja nix schäumt. Das hat jedoch erstaunlich gut geklappt. Obwohl es von außen so aussah, als habe die Lauge dieselbe Konsistenz wie Wasser, war das in Wirklichkeit nicht so. Die Flüssigkeit war irgendwie „seifig“ und ich konnte spüren, wie sie sich an den Haaren haftete. Ich konnte sie sogar mit den Fingern verteilen, obwohl das eigentlich gar nicht nötig war. Dank der Spüliflasche konnte ich ja die Lösung genau dahin zielen, wo sie hinsollte. Da es keinen Schaum gibt und die Lauge sehr flüssig ist, läuft sie genau dahin, wo man sie haben möchte. Natürlich gibt es dabei einen gewissen Schwund, aber wenn man dafür sorgt, dass man genug ml zur Verfügung hat, ist das ja kein Problem. Das Verteilen fand ich also ganz entgegengesetzt meiner Befürchtungen sehr positiv: von der mechanischen Belastung her ist das bei mir eindeutig haarfreundlicher als Shampoo, Seife oder Heilerde, weil ich die Haare an sich nicht großartig berühren muss.
Pflegend erschien mir die Natronwäsche nicht. Im Gegensatz zu rückfettenden Shampoos und anderen Produkten, waren die Haare ein wenig trockener nach der Wäsche. Ich sehe darin jedoch keinen Nachteil, da die Hauptaufgabe eines Reinigungsproduktes eben die Reinigung der Haare sein sollte.

Ideologisch gesehen reinige ich lieber meine Haare mit einem simplen Produkt (bzw. zwei, wenn man den Essig dazurechnet) und pflege sie anschließend „manuell“ mit einfachen Produkten (Ölen). Das ist für mich durchsichtiger und einfacher als mit komplexen INCI-Listen zu hantieren.
Obwohl die Natronwäsche kein Fertigprodukt ist, nimmt sowohl die Vorbereitung wie die Durchführung sehr wenig Zeit in Anspruch – ein für mich sehr wichtiger Aspekt. Finanziell ist die Natronwäsche nicht ganz so billig, wie sie zunächst erscheint, aber das mag auch an dem hohem Essigkonsum liegen, den ich ja in nächsten Versuchen runterfahren möchte. Zudem ist natürlich so eine Kaisernatronpackung nicht sonderlich ergiebig, aber es gibt wohl noch andere Bezugsquellen für Natriumhydrogencarbonat, die kostengünstiger sind.
Ich bin also alles in allem sehr zufrieden mit der Natronwäsche und zurzeit ist sie für mich eine echte Alternative zur Shampoowäsche.