
Okay, im Ernst: natürlich fühlt man sich attraktiv, wenn man die Haare schön hat. Oder ein Kleid trägt, das einem wirklich steht und man weiß es. Oder oder oder. Lange Haare sind wohl eines der wenigen Luxusgüter, die nicht notwendigerweise Reichtum erfordern. Aber ja, wie genau passt ein solches Gleichnis in einen Ratgeber, der behauptet auf einer Dissertation zu basieren?
Was den unterschwelligen Fetischismus-Vorwurf angeht, der hier schon mal angedeutet wurde: da bin ich geteilter Meinung. Es kommt mir zwar irgendwie oberflächlich-sexistisch vor, zu denken, eine Frau würde das ja merken, wenn da einer an ihren Haaren... usw., aber eine gewisse, äh, Besessenheit mit Langhaarigkeit an Frauen würde ich dem Herrn schon zuschreiben. Das muss ja nicht gleich sexuell konnotiert sein, auch wenn die Verknüpfung "Frau mit langen Haaren -> sinnlich/erotisch" für viele Menschen selbstverständlich zu sein scheint. Aber die Geschichte, die pheline da zitiert, erscheint mir schon irgendwie fehl am Platz im Kontext dessen, was das Buch behauptet zu sein.
Und so sehr es mich ärgert, dass die Dokumentation der Forschungsarbeit dahinter (wenn es denn welche gab) nicht auffindbar ist, sind diese beiden Bücher wohl die einzigen Quellen, die wir dazu haben...
Ich meine, man muss das Ganze ja immer im historischen Kontext sehen. Diese Produktserie wurde Ende der 50er Jahre vorgestellt, und die Bücher stammen wohl aus einer vergleichbaren Zeit. Gemessen daran sind die Tips darin nicht schlecht. Natürlich tut eine Kopfhautmassage mit der Bürste gut, und natürlich hat man mehr von seinen langen Haaren, wenn man nicht die Hälfte davon für einen Pony verbrät. Aber wenn man behauptet, das habe was mit Medizin zu tun, und dann keine Quellen angibt, dann ist das kurz vor Wissenschaftsbetrug. (Ich habe gerade Lust, das mit Homöopathie zu vergleichen, aber ich fürchte, damit könnte ich mich unbeliebt machen.)
Aber hey, heute haben wir die Möglichkeiten, es viel besser zu wissen, viel genauer zu erforschen und zu überprüfen, was eigentlich eine gesunde Kopfhaut ist usw.
Und so richtig überraschen tut es mich nach ein paar Tagen Recherche nicht mehr, dass ich für nicht eine der mir komisch vorkommenden Thesen, die hier angeschnitten wurden, eine aktuelle (oder meinethalben auch uralte, bislang unwiderlegte) wissenschaftliche Veröffentlichung gefunden habe, die sie unterstützt hätte.
Bleibt für mich als Fazit: den Mann und seine Thesen mag ernst nehmen, wer möchte. Für mich kommt es mittlerweile nicht mehr in Frage. Nach allem, was ich derzeit weiß, kann ich nicht als Wissenschaftler betrachten, sondern "nur" als Geschäftsmann. Als solcher war er augenscheinlich sehr erfolgreich; von seiner Glaubwürdigkeit / gutem Willen als Mediziner bin ich nicht überzeugt.
Danke an alle, die hier beigetragen und mir weitergeholfen haben.
