Weltmeisterschaft der Friseure - Wettkampf mit der Schere
Blättert Euch einfach mal durch. Die Ergebnisse sind teils haarsträubend, teils witzig, teils kreativ. Und teils, erlaubt mir das Wort, ziemlich vulgär.
Zwei Dinge jedoch kristallisieren sich bei mir heraus:
1. keine einzige Frisur ist alltagstauglich, sie sind allesamt theatralisch, und keine paßt zu einer Frau, die nicht 18 Jahre alt ist und Modelmaße hat - sprich, das sind keine Frisuren für normale Frauen mit Beruf und Alltag, sondern Inszenierungen - was vermutlich dem Anlaß geschuldet ist (obwohl eine Weltmeisterschaft der Friseure vielleicht noch was anderes widerspiegeln könnte als so eine Inszenierung??? vielleicht Eingehen des Friseurs auf seine Kundin, beste Abstimmung von Kundin und Frisur, andere Looks als nur crazy chick, wo bleibt schlichte Eleganz, Understatement oder andere Geschmäcker.....? oder erwarte ich Unmögliches von ehrgeizigen Friseuren?)
2. Haare sind ausnahmslos nichts weiter als Rohmaterial fürs Styling. Haare in ihrem Naturzustand sind nur dazu da, geschnitten, gezwirbelt, gefärbt, geglättet, toupiert, aufgerollt o.ä. zu werden. Haar, das einfach nur da ist, das gesund ist, das die natürlichen Farben ihrer Trägerin widerspiegelt, das über Jahre hinweg gut gepflegt wird - das interessiert keinen.
Friseure sehen ihr Metier, wenn ich aus dieser Weltmeisterschaft mal hypothetisch auf den Berufsstand schließe, der dort in seinen extremsten und theatralischsten Exemplaren repräsentiert wird, als möglichst weite Entfernung von der Natur.
Tendenziell sehen wir diese Werthaltung an den Köpfen um uns herum. Glattes muß aufgeplustert werden, Lockiges geglättet, Haare müssen gebändigt, verändert, unter Kontrolle gehalten werden. Als wären es wilde Tiere, die dressiert werden müssen - in alten Büchern findet man auch manchmal das Wort "dressieren" für frisieren.
Der Witz dabei: das Haar wird sorgfältig auf Wildheit dressiert. Stunden um Stunden werden investiert, um dem Haar ein Ansehen künstlicher Wildheit zu geben.
Es reicht, sich diese Frauen vorzustellen, wie sie nach der Präsentation der Meisterwerke unter der Dusche stehen und die ganzen Liter Stylingmittel auswaschen. Wie sie aussähen, wenn die Haare einfach an der Luft trocknen dürften. Und wie die einzelnen Haare unterm Mikroskop aussehen.
Versteht mich nicht falsch: es ist das gute Recht der Friseure, ihre Kreativität an Haaren auszutoben, so wie ich meine an Garn, Wolle und Halbedelsteinen austobe. Es ist auch das gute Recht eines jeden Menschen, auf dem Kopf einen regenbogenfarbigen Gecko oder einen Riesen-Wirbel zu tragen, der eine Hommage an William Turner darstellt. Das macht die Welt schön und interessant.
Aber wenn von diesen Trendsettern

Ich habe den Verdacht, daß aus dieser Haltung heraus manchmal Feindseligkeit entsteht, die dann wir zu spüren kriegen, die eben nicht gestyltes (und damit notwendigerweise nicht allzu langes) Haar wollen und tragen und hegen, sondern eben tendeziell langes, mehr oder weniger natürliches. Klar, auch ich färbe und jede bzw jeder von uns findet seinen ganz eigenen Schnittpunkt zwischen einem vollkommen unberührten Struwwelpeter oder aber den extremen nur-noch-gestylten Frisuren, die mit Kunsthaar mehr gemeinsam haben als mit ihrem eigenen natürlichen Zustand.
Als Demonstration jedenfalls dessen, was Friseure (klar, nicht alle!!!!) als Ziel ihres Berufs sehen, finde ich die Bilderserie äußerst eindrücklich. Und darum ist sie für mich der beste Grund, einer Friseurs-Empfehlung gegenüber wohlwollende Distanz zu bewahren.