Behandlungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Arten der Therapie für PCOS, wobei ich ehrlicher Weise nicht alle als "echte" Therapie bezeichnen würde. Ich finde es schon fraglich, ob es wirklich eine "Behandlung" oder "Therapie" ist, wenn nicht wirklich angestrebt wird, das eigentliche Problem dauerhaft zu lösen, sondern lediglich die Symptome zu unterdrücken oder kurzzeitig für einen Eisprung zu sorgen um schwanger werden zu können.

Naja, das Problem dabei bleibt wohl einfach, dass man ja gar nicht so genau weiß, wie es zum PCOS kommt.
Allgemein
Wie bereits gesagt steht PCOS ja oft in Zusammenhang mit Übergewicht. Deswegen wird oft empfohlen sein Gewicht in diesem Fall durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung bzw. Sport zu reduzieren. Tatsächlich scheint es gute Erfolge zu bringen. Bei vielen reguliert sich mit dem Gewicht auch der Hormonhaushalt und sie Patientinnen kriegen einen regelmäßigeren Zyklus. Das nur zur Vollständigkeit, denn es gibt natürlich auch viele Frauen, die am PCOS leiden ohne übergewichtig zu sein.
Daneben möchte ich hier im Kern auf drei Behandlungsmöglichkeiten eingehen, die ich in gewisser Weise auch alle selbst "durchgemacht" habe (dazu später mehr). Ich möchte hier nicht zu lang werden, deswegen wird es auch hier eher überblicksartig, kann mir aber vorstellen das mit der Zeit auszubauen.
Antibabypille
Genauer gesagt geht es um die Kombinationspräparate mit antiandrogener Wirkung, also jenen, die sowohl Östrogen als auch ein
Gestagen enthalten (was auf die meisten gängigen Pillen zutrifft).
Die Pille simuliert ja die zweite Hälfte des Zyklus', also die nach dem Eisprung in dem das Gelbkörperhormon Progesteron (auch ein Gestagen) produziert wird. Durch die Pille wird ja nun ein Gestagen auch ohne Eisprung zugeführt. Das Gestagen sorgt im Körper auch für Minderung der Wirkung männlicher Sexualhormone (wie Testoteron), deswegen wirkt die antiandrogene Pille z.B. gegen die vom PCOS verursachte Akne, den Haarausfall und eben alle anderen Zeichen der "Vermännlichung".
Natürlich kommt diese Behandlungsart nur in Frage, sofern man ("Frau") keinen Kinderwunsch hegt. Die Idee ist dabei durchaus den Hormonhaushalt für eine Weile "anzustuppsen" und dann nach ein paar Monaten die Pille wieder abzusetzen um zu gucken, ob es sich nun von allein reguliert. Ich habe da aber so (aus persönlicher Erfahrung und eigenen Überlegungen) meine Zweifel, ob das so gut funktionieren kann. Jedenfalls hat man unter dieser Behandlung keinen Eisprung und im strengen Sinne keinen regelmäßigen Zyklus. Die anderen Symptome kriegt man allerdings meist sehr gut damit in den Griff.
Die hormonelle Therapie mit der Antibabypille ist die zumeist favorisierte und meines Wissens auch die einzige (langfristige) Behandlungsmethode, bei der auch die Chance besteht, dass die Krankenkasse sie trägt. D.h. wenn ihr wegen PCOS die Pille bekommt, kann die Krankenkasse die Kosten übernehmen, unabhängig vom Alter.
Metformin
Metformin ist eigentlich ein Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2. Ich hatte ja schon geschrieben, dass PCOS und der Insulinhaushalt irgendwie eng zusammen zu hängen scheinen, aber man noch nicht genau weiß, wie. Man hat wohl festgestellt, dass bei Patientinnen, die ihr Diabetes mit Metformin behandelt haben, auch das PCOS besser wurde. Danach hat man angefangen in Studien auch PCOS-Patientinnen ohne Diabetes das Medikament zu geben und es wirkte bei ihnen genauso gut auf das PCOS. Gleichzeitig wirkt sich da Medikament
nicht negativ auf den Blutzuckerspiegel dieser Frauen aus. Zur alleinigen Behandlung des PCOS (also bei Frauen ohne Diabetes) hilft oft schon eine Dosierung weit unter der üblichen Menge bei Diabetesbehandlungen, natürlich abhängig vom Körpergewicht (bei mir half schon eine Tablette mit 500mg am Tag).
Wie genau die Wirkung von Metformin abläuft, weiß man nicht genau. Fest steht, dass (bei den meisten) nach einer Weile der Einnahme der Eisprung einsetzt und sich ab da an der Zyklus immer weiter reguliert. Und wenn der Eisprung einsetzt und Hormonhaushalt stimmt, bessern sich natürlich auch alle anderen Symptome wie Akne, Haarausfall usw. Auch die Fruchtbarkeit wird signifikant gesteigert und die meisten Patientinnen sind unter Metformin in der Lage schwanger zu werden. Zur Einnahme in der Schwangerschaft gibt es nicht genügend Studien, deswegen wird empfohlen Metformin nicht während der Schwangerschaft einzunehmen, wobei die Praxis wohl individuell abweicht.
Nebenwirkungen, die hierbei häufiger auftreten sind Verdauungsprobleme, die sich aber meist nach ein paar Tagen nach der ersten Einnahme legen und unter Umständen ein leichter Gewichtsverlust. Mit Alkoholkonsum sollte man unter Metformin vorsichtig sein, es wird häufig empfohlen ganz auf ihn zu verzichten.
Allerdings ist Metformin zur Behandlung noch nicht zugelassen. Der Arzt kann es einem als Privatrezept zum sog. "Off-Label-Use" verschreiben, der Patient nimmt es dann "auf eigenes Risiko" und muss die Kosten selbst tragen. Das Medikament ist jedoch nicht sehr teuer (ich glaube um die 12€ für 100 Tabletten) und für Diabetes schon lange auf dem Markt und in zahlreichen Studien erprobt. Auch die Verwendung bei PCOS-Patientinnen ohne Diabetes ist bereits schon sehr gründlich erprobt, es mangelt meiner Einschätzung nach wirklich allein an der formalen Zulassung. Näheres zur Behandlung mit Metformin findet sich auf der bereits weiter oben verlinken Selbsthilfeseite.
Clavella oder Myo-Inositol
Nun zu dem, was ich derzeit nehme oder eher gesagt "ausprobiere". Clavella ist relativ neu auf dem Markt und wird als Nahrungsergänzungsmittel geführt, das speziell zur Zyklusregulierung angeboten wird. Es ist ein in Portionsbeutel abgefülltes Pulver, das in einem Glas Wasser aufgelöst und so vor oder zu einer Mahlzeit eingenommen wird. Jeder Beutel enthält 2 mg Myo-Inositol und 200 µg Folsäure.
Was ist Myo-Inositol?
Tja, das ist wieder so eine Sache. Lange galt es als B-Vitamin, aber da ist man sich nicht mehr so einig, da es nicht als essentieller Nährstoff gilt. Es ist jedenfalls ein Mikronährstoff, der als Botenstoff auf Zellebene dient. Myo-Inositol oder auch einfach "Inosit" kommt natürlich in allen möglichen Lebensmitteln vor, z.B. in diversen Nüssen, Orangen und anderen (Zitrus-) Früchten oder Bohnen usw. (
hier gibt es eine Liste).
Der Einsatz von Myo-Inositol auch in hohen Dosierungen ist anscheinend gut erforscht, auch in anderen Bereichen (ich meinem, ich habe etwas von psychischen Belastungen und Erkrankungen gelesen, finde es aber nicht mehr). Neuere Studien zeigen vielversprechende Erfolge beim Einsatz gegen PCOS.
Viel mehr weiß ich leider bisher noch nicht darüber, aber ich lese mich auch gerade noch ein.
Da es ein Nahrungsergänzungsmittel ist (und kein Medikament im eigentlichen Sinne), übernimmt die Krankenkasse leider nicht die Therapie. Dafür sind Nebenwirkungen quasi ausgeschlossen und auch ich konnte auch keine feststellen. Das Pulver ist im Wasser aufgelöst völlig geschmacksneutral, lässt sich also gut trinken.
Leider ist Clavella aber relativ teuer. Eine Packung mit 60 Beuteln kostet ca. 40€. Die empfohlene Tagesdosis ist ein Beutel pro Tag, aber ich nehme bereits zwei pro Tag. Es kostet mich dann also 40€ pro Monat und damit deutlich mehr als das Metformin. Ich denke, es gibt bestimmt noch andere Präparate mit Myo-Inositol, die günstiger sind. Für den Anfang will ich aber bei diesem hier bleiben, dass mir meine Ärztin empfohlen hat. Wenn es wirklich helfen sollte, werde ich mich mal nach Alternativen umgucken.
Andere Therapien
Die anderen Therapiemöglichkeiten möchte ich hier nicht eingehend behandeln. Mit einer Punktion der Ovarien habe ich mich bisher nicht beschäftigt und kommt für mich auch erst einmal nicht in Frage. Behandlungen mit Eisprung-fördernden Mitteln wie Clomifen stellen für mich auch keine "echte" Therapie dar, sie dienen eher dazu eine Schwangerschaft zu ermöglichen, behandeln das Problem aber nicht langfristig und umfassend. Sie sind für mich deswegen auch eher uninteressant.
Puh, doch viel länger geworden, als ich dachte. Aber ich hielt es für sinnvoll die Therapien einmal anzusprechen, bevor ich auf meine persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit meinen Haaren (ja den gibt es auch noch ^^) eingehe. Grad die beiden letzteren sind ja nicht so bekannt.
Meine Informationen habe ich wie beim letzten Mal vor allem aus den entsprechenden Wikipedia-Artikeln, der Selbsthilfeseite und aus den Gesprächen mit meinen Ärzten sowie den schon verlinkten Seiten.