Japan & Geishas

[Urbane Waldfee]

Sanna, die Chance, eine "anzuglotzen" ist gar nicht so klein. Du musst Dich nur mal ein wenig umschauen und umhören. Bei vielen (Reise-)Messen und vor allem in Museen gibt es mit Glück mal Veranstaltungen, wo man die Gelegenheit bekommen kann. Muss also nicht immer gleich eine teure Reise nach Japan sein.

Und nun geh ich mal für fuchsface die Figur putzen und fotografieren

[Sanna]

Oh danke für den Tipp Waldfee das wusste ich gar nicht

[annebonnie]

Wichtig sind die Unterscheidungen... Geisha ist nicht gleich Geisha Heutzutage sieht eine Geisha anders aus als früher... Es gibt auch noch zb Maiko (oft mit Geisha verwechselt).

Hier ein Film von 1934 Klick mich
.... von 1927 Klick mich (es werden zwei verschiedene Frisuren gezeigt, obacht)

Hier ist eine gaijin Anleitung für die beliebte Maiko Frisur Momoware klick mich

Zur Differenzierung Azubi - Geisha - Kurtisane : hier


Als Übersichtswerk über die Geschichte der Kurtisanen bzw. der Unterhaltungskünstlerinnen in Japan kann ich Michael Stein empfehlen. Spannend geschrieben und wissenschaftlich fundiert. Habs vor Jahren in der Bibliothek gefunden und erinnere mich immer noch lebhaft an vergnügliche Stunden mit dem Buch, das kommt nicht oft vor. Klick

Mittlerweile interessiert mich die Welt der Geishas nicht mehr so sehr wie früher.

[Sanna]

Annebonnie vielen Dank für die tollen Links

Mich irritirt schon wie grob da mit dem Haar umgegangen wird, bzw. dieses ganze Verfahren.
Auf der Seite Giong Kobu steht auch das die Haare irgendwann auch zerstört werden und sich kahle Stellen bilden.
Nur frage ich mich wie das vereinbart wird, wenn ein gesundes und gepflegtes Erscheinungsbild unbedingt vorausgesetzt wird in diesem Beruf.
Trägt eine Gaisha irgendwann dann Perücke ?

[fuchsface]

Mich irritirt schon wie grob da mit dem Haar umgegangen wird, bzw. dieses ganze Verfahren.
Auf der Seite Giong Kobu steht auch das die Haare irgendwann auch zerstört werden und sich kahle Stellen bilden.
Nur frage ich mich wie das vereinbart wird, wenn ein gesundes und gepflegtes Erscheinungsbild unbedingt vorausgesetzt wird in diesem Beruf.
Trägt eine Gaisha irgendwann dann Perücke ?

Soweit ich weiß, werden sowieso Haarteile und Kissen/Bänder mit eingebaut - ich denke, das wird so einfach kaschiert. In einem Buch habe ich mal gelesen, dass die weiße Schminke damals auch bleihaltig und somit hochgradig giftig war, aber solange es nach außen hin gut aussah, war das ja erst einmal "Nebensache". Die Damen mussten bzw. müssen ja nicht abgeschminkt und unfrisiert, sondern in voller Aufmachung makellos aussehen... Durch die schweren Gewänder (20kg und mehr!) hatten sicherlich auch nicht wenige enorme Rückenprobleme.

[Sanna]

Ja Fuchsface und wenn man noch bedenkt wie zart die Frauen in ihrem Körperbau sind und sich doch noch so elegant bewegen mit diesem Gewicht

[fuchsface]

Irgendwie fasziniert mich das auch an der asiatischen Welt.
Man kann zwar nicht von einer Gruppe auf die gesamte Bevölkerung schließen, aber auch in meiner Zeit auf den Philippinen habe ich festgestellt, dass dort wesentlich weniger genörgelt wird, man viel mehr Respekt voreinander hat und andere Menschen nicht mit seinen Problemen und Wehwehchen zusülzt (das soll jetzt nicht so negativ klingen, ich bin auch ein kleiner Jammerlappen ), während zum Beispiel hierzulande oftmals eher über Negatives wie Krankheiten und Sorgen gesprochen wird, als über die schönen Dinge.
Ich habe dort an einer Kirche mal ein Plakat gesehen, wo drauf stand: "Smile and suffer silently." Einerseits zwar sehr traurig, andererseits aber auch bewundernswert, dass Menschen an anderer Stelle versuchen, völlig alleine mit allem fertig zu werden, um andere (vor allem auch die eigene Familie) nicht zu belasten und das "heile Welt-Bild" zu wahren... dort wird "Ehre", vor allem die Familienehre, noch sehr groß geschrieben. Auch, wenn das an einigen Stellen sicher maßlos überzogen ist, trägt es IMHO auch zur Reflektion der eigenen Handlungen bei.

[Seraphina Evans]

Ich kenn das so, dass Maikos noch ihre eigenen Haare frisiert bekommen, später als Geishas aber Perücken nutzen.
Auf jeden Fall danke für diesen Thread und die ganzen Links, ich finde die ganze Thematik ziemlich spannend. Meine Bücher zu dem Thema stehen noch bei meinen Eltern, da kann ich beim nächsten Mal das Regal durchforsten.

[annebonnie]

Trägt eine Gaisha irgendwann dann Perücke ?

Heutzutage tragen sie fast ausschließlich Perücken, oder ihr eigenes Haar in moderner Frisur.

Durch die schweren Gewänder (20kg und mehr!) hatten sicherlich auch nicht wenige enorme Rückenprobleme.

Naja, 20kg sind aber nur bei grande toilette also Maiko oder Yûjo. Ein normaler Obi+Kimono (susohiki) wiegt auch nicht so viel, vielleicht 5kg.
Geschminkt sind Geisha auch nicht so stark wie Maikos zu Festen, die die typische weiße "Maske" (oshiroi) tragen. Eine Geisha trägt nicht so viel Schmuck, Make-Up oder aufwändige Kleidung, sondern sie sucht eher das elegante Understatement. Auch die Perücken werden eigentlich nur zu Aufführungen und besonderen Anlässen getragen, im Alltag sehen Geisha also ziemlich "unscheinbar" und "normal" aus. Bei Teehaus-Besuchen sind auch die Geisha, die zur musikalischen Untermalung gebucht werden (jikata geiko), ungeschminkt bzw wenig geschminkt.
So zum Beispiel (links Maiko, rechts Geisha), oder diese jikata geiko, dieselbe Geisha (Mameyoshi-san) hier nochmal mit Maiko, hier ein Ensemble von zwei Geisha(? lt. Bildunterschrift, ich denke aber eine Geisha und eine Maiko) und einer Musikerin.

[fuchsface]

@annebonnie:
Vielen Dank, dass du dein wertvolles Wissen mit uns teilst! Ich habe es in der BBC Doku (ich glaube, die war's) nur so verstanden, dass die Kimonos samt Obi über 20kg schwer sein können und auch in den Büchern wird immer von meterweise Stoff und vielen, kompliziert gewickelten Lagen und Kissen unter'm Obi geredet - dass das eher die Ausnahme ist, wusste ich nicht. Andererseits ist das natürlich auch erfreulich für die Geishas!

Dass Maikos traditionell "auffälliger" gekleidet, frisiert und geschminkt werden, hatte ich bisher auch so verstanden, aber dass eine normale Geiko im Alltag tatsächlich "so" normal aussieht, habe ich nicht gewusst. Ich dachte, sie würde zumindest die weiße Schminke täglich tragen, wenn auch nicht immer so aufwendig. Wenn ich solche Frauen wie die Geisha von deinem Bild auf Fotos oder in Filmen gesehen habe, dachte ich eher, es sei eine ganz normale japanische Frau, die sich eben an einem Feiertag traditionell gekleidet hat. Oder, dass es sich zwar um eine Geisha handelt, die aber in ihrer (wenigen) Freizeit unterwegs ist. Aber dass sie auch tatsächlich während ihrer Tätigkeit als Geisha so "alltäglich" aussehen, ist neu für mich. Wieder was dazu gelernt! ^-^

[Jemma]

Das mit dem Holzkissen wusste ich nicht, ich habe mir das immer extrem unbequem und gewöhnungsbedürftig vorgestellt. Generell das Schlafen auf Tatami-Matten, wobei das sicherlich auch nicht schlecht für den Rücken ist (?).

Tatamis sind klasse! Sowohl zum Sitzen als auch zum drauf Knien oder Schlafen. Durch die Struktur sind sie auch ganz anders als harte Matratzen wie man sie bei uns kennt. Und sie riechen so gut! Merkt man etwa, dass ich ein Tatami-Fan bin?
Mit dem speziellen Kopfkissen zu schlafen habe ich allerdings noch nicht ausprobiert.

Ich habe es in der BBC Doku (ich glaube, die war's) nur so verstanden, dass die Kimonos samt Obi über 20kg schwer sein können

Ja, können, aber nicht müssen. Außerdem gibt es ziemliche Unterschiede, ob es ein Festgewand oder ein Alltagsgewand ist, und ob es für den Sommer oder den Winter gedacht ist. Insgesamt sind die Baumwollstoffe sehr dicht gewebt und dementsprechend schwer, aber ein leichtes Seidengewand ist natürlich etwas anderes.

Eine Geisha ist ja eigentlich von Kopf bis Fuß ein Kunstwerk, nicht nur was die Frisur und den Haarschmuck angeht.

Definitiv. Die Durchschnittsjapanerin läuft nicht so rum, da ist auch eine ordentliche Portion Nostalgie mit dabei.

[fuchsface]

Könnt ihr eigentlich noch weitere schöne Filme oder Dokus über Geishas empfehlen? Evtl. auch Videospiele, die in Japan spielen (Okami kenne & liebe ich bereits).
Und hat vielleicht auch jemand Informationen, was es (nur in der Theorie) kosten würde, eine Geisha für einen Abend zu buchen oder auch bspw. in die Miyako Odori zu gehen?
Im Buch "Die Geisha" stand irgendwas davon, dass ein Kimono mehr kostet, als manche Menschen in ihrem ganzen Leben (so meine ich mich, zu erinnern) verdienen. Dann stand da aber irgendein Betrag, den ich im Internet habe umrechnen lassen und raus kam irgendwas um die 300€, was zwar natürlich viel Geld ist (vor allem für die damalige Zeit), aber irgendwie kam mir die Relation dennoch komisch vor? Vielleicht habe ich aber auch die Kommata falsch gesetzt oder sowas.

Und abseits davon: hat denn schon einmal jemand versucht, eine Maiko- oder Geiko-Frisur nachzumachen? Ich hätte schon Lust darauf, allerdings ist mein Haar dafür denke ich zu kurz und alleine bekommt man sowas ja doch nicht hin. Natürlich würde ich nicht gerade heißes diese heiße Wachs(?)-Paste, sondern eher irgendwas Gel-artiges verwenden, um die Haare zu zähmen... wäre vielleicht auch mal eine Idee für ein Langhaar-Treffen. Vorhin habe ich durch das Forum noch den Shop Hairjems auf Etsy entdeckt, der zwar nicht wirklich authentisch asiatischen Schmuck macht, aber manche Stäbe gehen stilistisch dennoch in die Richtung, sind etwa mit rotem Satin umwickelt oder sind Fächer- und Drachenfiguren verziert.

[annebonnie]

Miyako Odori: 16-32 € laut website.
Es gibt einige Tour-Angebote für Geisha-Interessierte in Gion, Kyoto und Tokyo für Touristen. Einfach mal googlen.

Geisha und Maiko in Teehaus-Parties (ochaya-asobi) zu sehen ist immer noch nicht nur sehr teuer (mehrere hundert €), sondern auch exklusiv. Das kann man nicht einfach übers Internet buchen sondern braucht auch die richtigen Kontakte, also jemanden, der dich zu einer solchen Veranstaltung mitnimmt. Eine Möglichkeit wäre auch, in einem der 5* Hotels in Kyoto zu übernachten und den Concierge zu fragen.
Man sollte bedenken, dass man bei einem gemütlichen Abend nicht auf die Minute gucken möchte ("So! Zwei Stunden sind um, Dankeschön meine Damen!") und außerdem, dass man mehr als eine Person bezahlt. Ich kann mir das jedenfalls nicht leisten, wäre auch irgendwie nicht "standesgemäß",
Achso: Neuerdings werden Maiko-Besuche angeboten. Also in Kleingruppen eine Maiko besuchen. Das kann ich nicht empfehlen, da es meistens keine "echten" Maiko sind, sondern furisode-san (Schauspieler). Trotzdem sind die Preise gesalzen. Keine okiya würde ihre Maiko ohne Begleitung einfach auf Touristen "loslassen". Also Vorsicht.

Eine gute Doku ist von Peter MacIntosh, "Real Women Real Geisha". Leider nicht so einfach zu bekommen.
Als Spiel kann ich dir "Night of the Rabbit" empfehlen. Spielt nur in einer Sequenz in Japan, aber ein Fuchsgeist kommt auch drin vor. Leider hat Daedalic noch immer einen bug nicht gefixt...

[Sanna]

Ich hätte da auch noch die ein oder andere Frage, war mir jetzt aber unsicher wegen dem off topic.
Das Thema würde dann aber vom Haar wegkommen, was machen wir denn jetzt ?
Denn es scheinen ja noch mehr von uns gerne auch noch Info zu Buch und Filmaterial zu haben

[Violetta]

Ich habe einmal eine Geisha in einem Interview gesehen die gesagt hat, daß sie ihren Beruf, wenn sie ihn jemandem aus dem Westen erklären will immer gerne mit dem der klassischen Ballerina vergleicht. Die Anforderungen ans Disziplin, Körperbeherrschung und auch der Ruhm den man erlangen könne wenn man gut ist und Glück hat seien sehr ähnlich.
Warum ich jetzt darauf komme? Auch eine (klassische) Ballerina hat, wie die Geisha, ein Schönheitsideal zu erfüllen, zum dem ihr "Outfit" untrennbar gehört. In dem Fall Tutu und Spitzenschuhe. Wenn sie das trägt ist sie eine elfenhafte, wunderschöne Erscheinung. Ohne Kostüm Schminke und Schuhe ist der Eindruck weniger zauberhaft: ein dünnes Wesen mit verformten Füßen.
Also: ein Körper der erst wenn er in vollem "Hofstaat" steckt die jeweiligen Anforderungen an Eleganz und Schönheit erfüllt ist keine Besonderheit einer bestimmten Kultur.