Meine Haare wurden zum ersten Mal getönt als ich ca 15 Jahre alt war, damals hat es mich gestört, dass meine blonden Haare immer dunkler und aschiger wurden. Es sah einfach trist und langweilig aus. Angefangen habe ich mit Kamillespülungen (Tipp meiner Oma). Mit 19 oder 20 habe ich mein erstes graues Haar im Pony entdeckt, es tagelang fasziniert immer wieder angesehen und dann doch herausgerissen

. Sehr lange habe ich es betrachtet mit ein wenig Wehmut, denn ich habe es unwiederbringlich von meinem Kopf entfernt.
Obwohl ich es damals toll fand, konnte und sollte es in dem Alter nicht sein

(habe mich immer zu sehr von der Allgemeinmeinung beeinflussen lassen). Also wurde 3 Jahrzehntelang drei bis viermal im Jahr getönt (immer in naturhaarfarben ähnlichen Tönen). Da Tönungen die langsam immer mehr werdenden Silberlinge ja nicht komplett abdecken und sich die Farbe relativ schnell herauswäscht hatte ich zum Glück nie einen "harten" Übergang.
Dann kam im August vor gut zwei Jahren der Tag, an dem ich versehentlich statt meinen üblichen Tönungen eine Farbe erwischt habe. Der herauswachsender Ansatz fiel zwar nur mir auf (oder mein Umfeld hat Rücksicht auf mich genommen

), aber von da an wollte ich keine Farbe oder Tönung mehr an meine Haare lassen. Mittlerweile habe ich mit meinen 53 Lenzen auch ein Alter erreicht mit dem ich zu meinen Silberlingen stehen kann, denn mit zunehmenden Alter werde ich auch etwas selbstsicherer.
Mit ca. Mitte 20 hatte ich eine Arbeitskollegin, die mit Anfang 30 völlig ergraut war und ich habe sie sehr bewundert, denn es sah einfach toll aus. Ich habe sie darum beneidet, dass sie fröhlich zu ihrem Silberschopf stehen konnte.
Seit ein paar Jahren werde ich schon mal ab und zu darauf angesprochen, dass ich "schon" ein paar graue Haare bekomme und ich antworte jetzt immer lächelnd "Ja, ich werde immere reicher, mein Schopf versilbert sich".
Eigentlich fand ich die Silberfäden immer toll, schade dass ich erst jetzt auch wirklich dazu stehen kann. Das was aus meinem Kopf wächst bin ICH, gehört zu mir und ich habe mich jahrelang versteckt.