Liebe Ophelia*,
es freut mich, dass du eine ganze Menge meines Tagebuchs mit großem Spaß gelesen hast und gespannt auf meine neuen Beiträge bist. Ich bin allerdings verunsichert über das, was du schreibst. Also habe ich mich selbst auf die Suche begeben und aus einem meiner PP-Posts vom 27.01.2016 folgende Worte herausgekramt:
Arisia hat geschrieben:
Meine Bedenken sind eher umwelttechnischer Natur - Silikone sind nämlich aus dieser Sicht verdammt mies! Deswegen möchte ich sie nur dort einsetzen, wo sie (meiner Meinung nach) nötig sind. Wenn ich mich mit einem Sili-Film über den Haaren im Alltag wohler fühle, ist es mir das wert. Das klingt böse und total egoistisch, wenn ich das so schreibe

Ich hoffe, ihr wisst, was ich damit sagen will...ich werde dafür versuchen, an anderer Stelle als Vorbild voranzugehen!
Ich bin selbst überrascht von meiner Wandlung von KK über NK zu Null-Künstlich bis wieder hin zum KK-Liebhaber. Ganz ehrlich, ich hätte das von mir selbst nicht erwartet. Das ist aber alles nicht von heute auf morgen passiert. Es war eine Entwicklung, die ich bewusst erlebt habe. Dabei habe ich mir stets eher zu viele Gedanken gemacht als zu wenige und wenn du schreibst, du könntest absolut verstehen, wie ich zu meinen Entscheidungen gelangt bin, erkenne ich, dass ich diese vielen Gedanken, die ich mir gemacht habe und mache, gut und nachvollziehbar dargestellt habe. Ich dachte eigentlich auch, ich hätte eindrucksvoll genug aufgezeigt, wie ich zu der ganzen Kosmetik-Sache und der Umwelt stehe und warum ich die Nutzung gewisser Produkte für mich (!) absegnen kann. Doch offensichtlich haben meine Ausführungen vom 27.01. nicht ausgereicht.
Im "Wer pflegt noch immer erfolgreich mit Silikonen?"-Thread habe ich vor Kurzem noch einmal dazu Stellung genommen:
Arisia hat geschrieben:Ich versuche dafür, mich an anderer Stelle möglichst umweltbewusst zu verhalten. Aber im Prinzip ist das Ganze ja eine der größten Diskussionen überhaupt...und irgendwie eine schwierige, denn worauf sind wir bereit zu verzichten? Und an welcher Stelle sagen wir, dies oder jenes ist mir so viel wert, dass ich den Umweltschaden, den ich damit anrichte, in Kauf nehme? Wo fängt das an und wo hört das auf?
Nun ja, hier geht´s ja aber speziell um Silikone. Da muss ich gerade ganz klar sagen, dass sich mein Wohlbefinden seit der Nutzung von silikonhaltigen Produkte gesteigert hat. Ist mir das den Schaden an der Umwelt wert? Ja, aber mit schlechtem Gewissen. Trotzdem klingt es böse, egoistisch und ignorant, wenn ich sage, dass meine Haare und meine Gefühle mir wichtiger sind als die Umwelt, schließlich ist sie unsere Lebensgrundlage. Was tun?

Es geht mir nicht darum, mich zu verteidigen, denn du hast natürlich vollkommen recht mit deinen Einwänden. Es geht mir aber ganz klar darum, mein Verhalten zu erklären.
Ich habe verstanden, was wir da mit der Umwelt anstellen. Und es ist schrecklich. Aber ich denke, du tust mir unrecht, wenn du schreibst, ich würde nach dem Prinzip "ist mir alles egal hauptsache meine Haare sind weich und glänzen" leben. Denn das stimmt nicht. Und das zu lesen trifft mich ehrlich gesagt auch, unabhängig davon, dass du meinst, ich solle dir deine Worte nicht übel nehmen.
Ja, ich lobe Naturkosmetik und ja, ich lobe konventionelle Kosmetik. Nach reiflichem Ausprobieren, nach viel Hin und Her. Nach ganz ganz vielen (guten) Erfahrungen und nach ganz vielen Gedanken, die über "Wie sehen meine Haare aus?" hinausgehen. Das kannst du mir glauben. Es mag sein, dass der Großteil meiner Gedanken sich um mich selbst gedreht haben. Ich will niemandem etwas vorlügen. Aber ist das Streben nach Wohlbefinden und Schönheit nicht immer egoistisch? Aber ist es nicht auch so ziemlich das Menschlichste, das es gibt?
Ich stehe dazu, was ich damit der Umwelt antue, doch ich kann es, in diesem einem Punkt "Nutzung silikonhaltiger Produkte" für mich rechtfertigen. Und zwar mit meinem Wohlbefinden. Das mag egoistisch sein, es ist aber auch vor allem eines - ehrlich.
Ich stehe dazu, genau so, wie ich dazu stehe, in vielen anderen Punkten zu versuchen, möglichst umweltbewusst voranzugehen. Ich fahre kein Auto. Ich habe aufgehört, Klamotten zu kaufen, denn die, die ich habe, reichen mir. Ich verreise so selten wie möglich. Ich heize so selten wie möglich. Und so weiter und so fort...darf ich mich da nicht mit stolz geschwellter Brust hinstellen und Lobeshymnen über silikonhaltige Produkte singen? Ich merke gerade, dass ich tatsächlich angefangen habe, mich zu verteidigen...oh man. Das führt zu weit, nämlich genau zu dem Sachverhalt, der unser aller Alltag bestimmt.
Worauf sind wir bereit zu verzichten? Und an welcher Stelle sagen wir, dies oder jenes ist mir so viel wert, dass ich den Umweltschaden, den ich damit anrichte, in Kauf nehme?
Es ist schwierig und ich möchte hier ungerne eine dieser (meistens leider zu nichts führenden) Umwelt-Diskussionen lostreten.
In deinem Beitrag schneidest du noch ein weiteres Problemfeld an. Krebserregnede, allergieauslösende und hormonverändernde Stoffe. Mittlerweile weiß doch wirklich jeder, dass es (wie du in meinen Augen ganz richtig schreibst) in der Industrie um nichts anderes als um Geld geht. Ich denke/hoffe, niemand ist naiv genug, um zu glauben, den Konzernen liege etwas an der Gesundheit ihrer Verbraucher. Darüber muss auch gar nicht diskutiert werden. Aber gerade was die Schädlichkeit von Inhaltsstoffen bezogen auf den menschlichen Körper angeht, so ist doch jeder für sich selbst verantwortlich. Diesbezüglich sehe ich auch gar keine Probleme! Jedem das seine! Manch einer möchte am liebsten alles meiden, was nur im Entferntesten gesundheitsschädlich sein könnte, manch anderem ist das alles total egal. Und da es hierbei ja nur um den Verbraucher selbst geht, ist das doch völlig okay so. Nochmal: Jedem das seine! Jeder darf mit seinem Körper das anstellen, was er möchte, solange andere Menschen keinen Schaden nehmen.
Ich glaube dir übrigens zu 100% Prozent, dass du deine Kritik gut gemeint hast

Dein Beitrag hat mich verunsichert und im ernsten Moment auch ein bisschen aufgeregt, da ich das Gefühl hatte, als ignorante Person abgestempelt zu werden. Das war aber nur meine erste Trotzreaktion, nun bin ich froh, dass du in mein PP geschrieben hast, denn es hat mir die Möglichkeit eröffnet, noch einmal genauer auf die Umweltproblematik einzugehen und klarzustellen, warum ich so handle, wie ich handle.
Ich erwarte von niemandem, meine Begeisterungsstürme über Silikone zu teilen (im Gegenteil: jedem das seine!!!), doch ich erwarte sehr wohl eine Art...Verständnis? Oder zumindest sowas ähnliches.
Liebe Grüße! Ich freue mich, dass du geschrieben hast, das Lesen meiner Tagebuchs mache Spaß, denn das habe ich immer gehofft
Kleiner Nachtrag noch zum Thema Wohlbefinden: Natürlich könnte ich die Haare auch ohne Silikone offen tragen, doch es wäre für mich nicht so "einfach" und "schön" und "attraktiv".
Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal seit Jahren (!) wieder mit offenen Haaren in der Stadt war, habe ich danach folgendes geschrieben:
Arisia hat geschrieben:Und jetzt umspielen mich die Haare wieder und "begleiten mich", WAS FÜR EIN GEFÜHL! Als ich am Anfang durch die Stadt bin, konnte ich mich kaum konzentrieren, da ich nur auf die Haare geachtet habe. Wo sind sie? Was machen sie?

Aber ich wurde immer lockerer und es hat mir immer mehr Spaß gemacht und als ich dann im Laden stand und mich vorgebeugt habe, um ein Buch zu holen, da sind die Haare vom Rücken nach vorne gefallen und ihr glaubt es vielleicht nicht, aber da hätte ich vor Glück weinen können...ich bin einfach wieder da. Einfach wieder da, wo ich hinwill und wie ich sein will. Es ist grandios und bringt mich in so vielem weiter. Mehr Selbstbewusstsein und Motivation. Und ganz ehrlich, ich fühle mich wirklich um so viel schöner...was blöd klingt, denn darum geht es ja nicht. Aber irgendwie eben auch schon. Denn mit diesem Gefühl, sich selbst mehr zu mögen, wird man eben auch sicherer. Und ich bin immer unsicher, immer. Jetzt nicht mehr so sehr. Das liegt nicht nur an den Haaren, es ist einfach ein guter Zeitpunkt. Da hilft es, mich selbst mehr zu mögen und den Haaren wieder einen Platz zu geben.
Genau das ist es mir wert. Dieses Gefühl. Auch wenn das egoistisch ist.