Ist die Industrie überhaupt an gesunden Haaren interessiert?

[emalya]

Huhu,
Hoffentlich passt das Thema hier rein und ist nicht schon doppelt oder so, bin noch ein Neuling

Jedenfalls dachte ich kürzlich mit einem Freund zusammen darüber nach, warum die "Weisheiten" die ich so aus dem LHN habe eigentlich sonst nirgends verbreitet sind.
In Zeitschriften werden nur Frisuren beworben für die regelmäßig geschnitten, gefärbt, gesträhnt, geföhnt, gesprayt oder mit Hitze geglättet oder gelockt werden muss. Die Regale stehen voller Silikonbomben die "abhängig" machen, da sie dem Haar kurzfristig eine schöne Optik verleihen, es jedoch nicht pflegen und daher bei alleiniger Anwendung langfristig schaden. Die Existenz und Verwendung von haarschonenden Dutts mit Stäben und Forken wird nahezu totgeschwiegen, obwohl man mit diesen Werkzeugen doch genauso gut Geld machen könnte wie mit den nach wie vor verkauften Metallring-Haargummis, Klammern und Patentverschlüssen.
Jedenfalls kam mir dann der Gedanke, dass es der kommerziellen Schönheitsindustrie ja auch nicht sonderlich viel nützt wenn man natürlich gesundes Haar hat, kaum je einen Friseur braucht, seine Haarprodukte eher in der Lebensmittelabteilung besorgt und ohnehin die Haare nur alle paar Tage bis Wochen wäscht oder gar völlig auf Shampoo und dergleichen verzichtet.

Ist jetzt vielleicht etwas plakativ oder paranoid dahinter ein Muster zu sehen, aber naja, man macht sich eben so seine Gedanken. Was denkt ihr darüber?

[PremSiri]

Ich würde mal sagen, das ist so ähnlich wie beim Thema Ernährung oder Haut-Kosmetik.
Es gibt auch so viel ungesundes Zeugs zu kaufen von dem die ganzen großen Firmen leben.
Also "süchtig machende" Nahrungsmittel, die viel raffinierten Zucker, Weißmehl und (Trans-)Fett enthalten.
Trotzdem kann man sich zum Glück noch gesund ernähren, wenn man zum Richtigen greift und viel selber macht.
Ebenso bei der Körper-Kosmetik:
Natürlich gibt es jede Menge Alu-Deo und "Plastik-Nano-Anti-Falten-Chemie-Creme"!
Aber auch hier greife ich bewusst zu Naturkosmetik oder mache einfach selber.
Die großen Konzerne sehen natürlich nur ihren Gewinn vor Augen, ob ihre Sachen gesund sind ist denen wohl
erstmal egal. Siehe Zucker in der Babymilch, Gen-Essen, Nano-Plastik in Kosmetik usw.
Aber NOCH dürfen wir ja selber entscheiden, was wir kaufen, essen und auf unsere Haut/Haare machen.
Bei der Sache mit den Haaren ist es auch so wie bei gesunder Ernährung, denke ich:
Viele wollen davon einfach nichts hören und möchten lieber so weitermachen wie vorher, auch, wenn das ungesund ist.
Da muss man wohl tatsächlich von alleine drauf kommen, damit man es "ernst" damit meint und offen dafür ist.
Man muss also vom Kopf her so weit sein, um die Ratschläge annehmen zu können sonst stellt man auf Durchzug...

[Knödelkopf]

Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind...

Von Anbieterseite ist es natürlich wünschenswert, so viele Produkte so teuer wie möglich an die Kunden zu bringen. Oder den Gewinn über einen großen Umsatz zu maximieren, wie z.B. bei Haar-Krimkrams wie Zopfgummis oder Spangen, die ja eigentlich Verbrauchsartikel sind, weil sie ständig irgendwie wegkommen. Auch Dienstleister wie Friseursalons freuen sich über stufige Kurzhaarschnitte, die alle drei Wochen nachgeschnitten werden müssen, oder über totgestylte Frizzel auf dem Kopf. Natürlich gibt jeder Anbieter das Heilsversprechen, mit seinen Pflegeprodukten, seinem Haarschnitt und seinem Haarschmuck das Optimale aus dem Haar herauszuholen.

Kurfristig stimmt das ja auch.

Und deshalb sehe ich eher uns Verbraucher in der Verantwortung, die JETZT SOFORT die schönen Haare haben wollen und nicht an die langfristigen Folgen denken. Man kennt es nicht anders und hat keine Geduld, die Pflege und das Styling umzustellen und die anfänglichen Rückschläge wegzustecken.

Eine Kollegin hat in der Schwangerschaft ein NK-Shampoo ausprobiert und sofort wieder verworfen, "weil es nicht so richtig schäumt". Eine Freundin glättet sich jeden Tag die kaputten Haare, "weil das sonst doof und ungepflegt" aussieht - obwohl sie weiss, dass es immer schlimmer wird. Ich selber färbe mir trotz gegenteiliger Vorsätze die Haare doch immer wieder mit PHF, weil ich meinen herauswachsenden Ansatz ätzend finde. Jeder kennt solche Beispiele alltäglicher

Wenn man von der herkömmlichen Haarpflege mit KK und Silikon kommt, dann wird es optisch meistens erst sehr viel schlechter, bevor es besser wird. Die meisten wollen diese Erstverschlimmerung nicht hinnehmen.

Die Industrie bedient natürlich gerne diese Bedürnisse und verstärkt sie durch Werbung. Ich würde darin jetzt keine Verschwörung sehen, denn die Konsumenten haben Entscheidungsfreiheit und auch die besten Möglichkeiten, sich über Alternativen zu informieren. Wer das nicht will, entscheidet sich für kaputte Haare - oder ist vielleicht auch einfach zufrieden mit seinem stufigen Kurzhaarschnitt und den Silikonbomben, das gibt's ja auch. Ignorance is bliss.

Haarstäbe und Forken werden sicher was für Langhaar-Randgruppen bleiben, weil sie mehr Länge und motorisches Geschick erfordern als Haargummis. Sie sind aufwändiger in der Produktion, länger haltbar (weniger Umsatz) und schwerer in Form und Farbe zu individualisieren. Außerdem sind sie bei direktem Kundenkontakt nicht Business-kompatibel, da sind schon auffälligere Flexis ungeeignet.

Lange Rede kurzer Sinn: noch kippen sie uns nichts ins Trinkwasser oder kontrollieren unsere Gedanke über Fernmeldemasten. Und wer nicht will, der hat schon.

Ich falte mir jetzt trotzdem einen Alu-Hut...

[MaggieBart]

Ich schließe mich Knödelkopf an. Ich denke auch, jeder kann kaufen was er will.
Im Supermarkt kann ich mich auch auch entscheiden ob die die Ravioli aus der Dose kaufe, oder ob ich alles selbst mache. Vom Nudelteig bis zur Soße aus frischen Tomaten.

Was ich aber nicht verstehe, wieso sind Stäbe und Forken nicht Business tauglich?

[Knödelkopf]

Sorry, nicht Business-tauglich meinte ich im Sinne von "abweichend von strengen Dresscodes". Wenn man Kundenkontakt in nicht so formellen Läden wie der Apotheke oder im Buchhandel hat oder wenn man im Kreativbereich arbeitet, ist das sicher okay. Aber in einer großen Kanzlei oder bei einer konservativen Bank verstossen auffällige Accessoires gegen Kleidungsvorschriften.

Obwohl ich persönlich finde, dass eine pinke Dymondwood-Forke perfekt zu einem schwarzen Anzug passen würde.

[emalya]

Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind...

immer wieder ein schönes Zitat ^^

Haha nein eine große Verschwörungstheorie wollte ich nun auch nicht anbringen. Und stimmt, eigentlich kann man das auf viele Bereiche ausweiten. So ist das mit der konsumorientierten Gesellschaft... (die ich auch nicht per se verteufeln will - ich selbst profitiere ja auch von einer großen Auswahl in allen möglichen Geschäften, von Billigprodukten bis Luxusware). Ja, glücklicherweise kann das jeder für sich selbst entscheiden

Meinst du Haarstäbe sind wirklich nicht businessgeeignet (hatte noch nie so einen Job)? Wenn man nun ein dezentes Modell aus schönem Holz oder Metall wählen würde... Und nach kurzer Übung fällt es mir deutlich leichter mit einem Stab/Forke einen Dutt zu drehen anstatt mit Haargummi und Klammern ^^ Aber ja, das macht erst ab einer gewissen Länge Sinn.

[Knödelkopf]

Ob Haarstäbe business-geeignet sind, kann ich Dir nicht so generell beantworten. Das ist auch nur meine eigene Meinung und persönliche Erfahrung. Ich hatte viele Jobs, bei denen das gar kein Problem war, aber eben auch einige, wo das nicht ging. Nicht, dass ich je zum Umziehen wieder nach Hause geschickt worden wäre oder so... Man kleidet sich am Anfang ja sowieso eine Nummer sicherer und guckt, wie die "alten Hasen" das machen, um sich anzupassen. Zur Not würde ich einfach eine nette Kollegin fragen. Und das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, Deine schönen Stäbe und Forken kannst Du dann in der Freizeit tragen.

Die Konsumgesellschaft funktioniert auch im Positiven, wenn die Nachfrage steigt, reagiert auch das Angebot. Schau Dir mal an, was sich in den letzten zwanzig Jahren im Bereich Naturkosmetik und Bio-Lebensmittel getan hat. Unsere Eltern hätten sich bestimmt nicht träumen lassen, dass man sowas mal beim Discounter bekommt. Die Verbraucher werden immer aufgeklärter (codecheck-App, Stiftung Warentest etc.) und sind sich bewusster, dass sie durch ihren Konsum das Angebot beeinflussen können.

Wenn wir also alle fleissig silikonfreie NK kaufen, uns dem Totstylen widersetzen und alle mit unserem tollen Haarschmuck beeindrucken, können wir vielleicht die Weltherrschaft übernehmen!!!

*dreh den Hut mit der Alu-Seite nach innen*

[Silberfischchen]

Ich würde mich erstmal fragen: was ist "die Industrie"? Kosmetik? Pharma? Lebensmittel? Schmuck?

und: was sind "gesunde Haare"? Haare sind tot, per definitionem sind sie also nicht gesund oder krank sondern intakt oder geschädigt.

Und da geschädigtes Haar Scheiße aussieht, hat "die Industrie" natürlich Interesse an intaktem Haar bzw möglichst intaktem Haar oder intakt aussehendem Haar. Und stellt daher allen möglichen Kram her, der die Haare "schön" = intakt aussehen lassen soll.

Ich bin nicht paranoid genug zu glauben, dass die Industrie sich primär die Schönheitsideale ausdenkt, gegen deren Folgen sie dann Produkte anbietet. Die "Sommerbräune" ist sicherlich nicht zum Ideal stilisiert worden, damit man apres-Sun-Produkte verkaufen kann... Genauso hat sich den sleek-Quatsch sicher nicht die Glätteisenindustrie ausgedacht (denn die könnten genausogut Lockenstäbe herstellen).

An unbehandelten, selten gewaschenen, seltenst geschnittenen Haaren hat die Industrie natürlich kein Interesse, aber auf diese Menschen zielt die Werbung ja auch nicht ab. Klar, die Autoindustrie mag keine Radfahrer..... aber zu behaupten, die Autowerbung sei dazu da, bei mir die Sehnsucht nach teuren, stinkenden Lärmkisten zu wecken... halt ich für weit hergeholt. Die soll wohl eher die Sehnsucht wecken bei Leuten, die sowas ohnehin mögen.

Edit: die NK-Industrie ist auch Industrie....

[MaggieBart]

Du kannst doch in jedem Job auch eine Perlenkette tragen und niemand stört sich daran. Einen schlichten Stab o.ä. Würde ich auf jeden Fall zu einem Kostüm tragen. Wenn ich mir da die Krawattennadel mancher Herren ansehe...
Eine Flexi wie auf meinem Avatar ist vielleicht nicht so geeignet, aber etwas schlichtes würde ich mehr auf gar keinen Fall verbieten lassen.
Das gilt natürlich nicht für medizinische Berufe.

Edit: Silberfischchen, das hast du super auf den Punkt gebracht.

[Singvogel]

MaggieBart, was meinst du mit "das gilt natürlich nicht für medizinische Berufe". Bin zwar noch in der Ausbildung, aber ich trage im KH idR entweder Dutt mit Flexi oder kurzem Haarstab (so dass nichts aus dem Dutt heraussteht) oder mit Hairscroos.

[Silberfischchen]

Ich dachte, das war auf die Perlenkette bezogen.

[MaggieBart]

Stimmt, ich hab mich blöd ausgedrückt. Ich denke, wenn man z.b. Im OP arbeitet. Also als Arzt oder sonstiger Helfer, da wird man sowas sicher nicht tragen dürfen. Wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob Haaregummis da hygienischer sind.

[Singvogel]

Naja, im OP trägst du ja eine Haube über den Haaren. Wie du sie darunter zusammentüddelst, ist im Grunde dir selbst überlassen, solange es nicht irgendwie die Haube beschädigt. Meine Schwester macht sich meist immer einen Flechtzopf, den sie dann irgendwie zusammen rollt und mit einem Scrunchie fixiert.

[Silberfischchen]

Die Vorschrift war früher: lange Haare am Kopf festgesteckt. (Oder kurz) Damals war Dutt Pflicht für Langhaarige. Unhygienisch ist alles, was ins Patientenbett baumelt oder dauernd mit den Händen befummelt werden muss. Am Kopf ist das Haargummi also OK, im meterlangen Zopf eher nicht. (Denn der bleibt nicht hinten bei der Arbeit).
Ich würde mit Patientenkontakt eher Acryl oder Metallschmuck nehmen als Holz, damit man's zur Not auch mal desinfizieren kann.

Im OP ist nur Pflicht, dass die Haare komplett unter der Haube verschwinden. Wie man das anstellt ist wurscht.

[MaggieBart]

Danke für die Info! Macht ja auch Sinn.
Ich hoffe, ihr habt trotzdem verstanden was ich damit sagen wollte.