


In einer alten Ausgabe der Gartenlaube bin ich über einen Artikel über die im 19. Jahrhundert noch Angst und Schrecken verbreitende Tuberkulose bzw. „Schwindsucht“ gestolpert. Angst und Schrecken verbreitet die Krankheit nach wie vor, allerdings meist nicht mehr unter ansonsten gesunden Westeuropäern. Damals wie heute war es üblich, Tips zu verbreiten wie das Übel zu vermeiden oder mit ihm umzugehen sei, in diesem Artikel wurde nun also erwähnt, dass die Krankheit in dem Ruf stünde „feines, seidiges Haar“ hervorzurufen.
Eine mörderische Krankheit, die den Menschen die Luft zum Atmen nimmt soll ausgerechnet nett zu Haaren sein?
Quatsch. Von Schriftstellern und Opernkomponisten ersonnener romantischer Unsinn.
(Mal „Es geschah im September“ gesehen? Da wird Wynona Ryder auch immer schöner, je kränker sie ist.)
Oder doch nicht?
Eine (aktuelle) Erkältung später ist mir aufgefallen, dass meine Haare nach Fiebernächten zunächst zwar wirr und zerzaust sind, gebürstet und frisiert aber tatsächlich glänzend und seidig wirken. Ganz ohne zusätzliche Pflege.
Ist es also doch kein Mythos? Sorgt die bei Krankheit oft erhöhte Körpertemperatur dafür, dass sich das Sebum verflüssigt und schneller und besser in die Längen kommt, was die Haare pflegt und schön macht? Ein gemurmeltes „Sorry!“ von Mutter Natur?