Ich glaube man muss da differenzieren. Haselnussblond und Wuscheline haben aus völlig verschiedenen Gründen ihre Haare abgeschnitten. Ich hab gerade bei Wuscheline nachgelesen, weil ich den Beitrag noch nicht kannte und da geht es genau um Voltilamms Fragen, ob die eigene Wasch- und Pflegeroutine zu aufwendig und/oder als die Lebensqualität einschränkend empfunden wird. Während es bei Haselnussblond eher darum geht, dass es einfach zu schwer wurde...zu viele Steine im Weg und zu viel Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand.
Unzufriedenheit mit der Wasch-/Pflegeroutine
Meine Pflegeroutine ist gar nicht so unähnlich zu Wuschelines. Ich hab zwar keine Locken, aber meine Wellen sind auch eher pflegehungrig. Morgens und abends verwende ich fast immer etwas Leave-In und vor/nach dem Waschen wird auch gepflegt. Unterschiede zu Wuscheline sind, dass ich nur alle 4-6 Woche wasche und dazwischen nur scalpwasche, was die Routine an sich trotz Pflege ziemlich zeitsparend macht, sehr viel kürzere Trocknungszeiten und auch das Frizz-Problem hat sich Dank LHN dauerhaft erledigt. Auch sonst ist fast alles eine Spur weniger kompliziert, viel weniger Produkte, insgesamt recht kostengünstige Pflege und über Dinge wie Anlehnen habe ich noch nie nachgedacht...fehlt mir nicht, wie's aussieht.
Dutts mache ich tatsächlich, weil ich sie schön finde. Weil ich meinen Haarschmuck mag. Weil ich mein Gesicht von vorne mit Dutt fast lieber mag als mit offenen Haaren. Weil ich im Labor aus Sicherheitsgründen Dutt tragen muss. Weil ich es praktisch finde. Weil es die schönsten Wellen macht.
Vor dem LHN war ich mit meiner
Naturhaarfarbe, meiner
Haarstruktur und meiner Länge im kalten Krieg. Ich mochte sie nicht. Meine Haarfarbe fand ich nichtssagend, meine frizzigen Wellen hab ich verwünscht, die Haare fand ich zu kurz (musste wegen Haarausfall auf BSL abschneiden). Verändert hab ich trotzdem nichts, weil ich wusste, dass das gegen meinen Längentraum geht. Dank LHN Pflege ist meine Farbe viel satter und wärmer geworden und mein frizziger Wellenmopp hat sich in definierte weiche Wellen verwandelt. Beides mag ich inzwischen sehr gerne. Insgesamt mag ich meine Haare viel, viel lieber.
Ich finde meine
Pflege gar nicht aufwendig. Leave-In morgens und abends geht wie zähneputzen nebenher. Dank Scalpwash wasche ich gar nicht mehr oft ganz, was meine Haare mir danken und was sehr zeitsparend ist. Da habe ich vor dem LHN weit mehr Aufwand betrieben mit Frizz Ease Glättungskur, Glättungsshampoo, Glättungsspülung, Haarbändigerserum, Glättungsgel etc. Ins Schwimmbad gehe ich vielleicht zweimal im Jahr, weil meine Nebenhöhlen sich dabei immer entzünden und den Badeurlaub im Sommer überstehen meine Haare im gut geölten Dutt ganz problemlos.
Meinen
Waschrhythmus behalte ich nicht auf Teufel komm raus bei. Wenn die Kopfhaut juckt oder die Haare verschwitzt sind oder sonst etwas ist, scalpwashe ich einfach.
Wegen meiner
Haarschmucksammlung hab ich manchmal ein minimal schlechtes Gewissen. Da gehen die schwäbischen Gene mit mir durch. Eigentlich wäre kein Grund da. Ich lebe so sparsam und wenn man sich die Schuh-/Handtaschen-/Schmucksammlungen anderer Leute so ankuckt, komme ich dabei immer noch günstig weg.
Bilder von längeren/dickeren/schöneren Haaren frustrieren mich nicht wirklich. Meist schau ich mir die einfach gerne an. Manchmal wünsche ich mir dabei auch blickdichtere Haare zu haben, aber im Großen und Ganzen bin ich meist zufrieden und schau mir andere Bilder ganz ohne Vergleichen und ohne Stachel an. Was mir mehr zu schaffen macht ist, wenn Leute mit schöneren/volleren Haaren in meinem Beisein ihre Haare schlecht machen. Zum einen trifft das ja dann indirekt auch meine Haare und ich kann mir denken, was derjenige davon hält und zum anderen kommt mir dann nur noch ein "ich geh dann mal von der Klippe springen, nur um das Verhältnis zu wahren." in den Sinn.

Da weiß ich immer nix mehr zu sagen.
Zwanghaft ist bei mir so einiges, die Haare vielleicht auch etwas, aber das war schon so soweit ich denken kann und so schlimm ist das echt nicht. Da habe ich andere Probleme.
Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand
Da kann ich mich dann doch gleich mehr identifizieren. Haselnussblonds Beitrag hat mich einfach mehr angesprochen, weil ich mit denselben Problemen kämpfe.
Steine habe ich auch so einige im Weg. Meine Haare sind mit 6,4 cm ZU eher unterdurchschnittlich, was Dichte angeht. Ich habe sehr, sehr starken Taper. Vor allem die letzte 27 cm sind durch den Haarausfall vor vier Jahren noch stark ausgedünnt. Ich verliere zwar nicht mehr viele Haare, weil die Ursache für den Ausfall (Eisenmangel) erkannt und behoben wurde, aber ich kämpfe noch mit den Folgen und werde das auch noch gut zwei Jahre tun. Mein Haar ist empfindlich und pflegehungrig. Es wächst nur ca. 1 cm im Monat, manchmal weniger. Meine Haare sind nicht strapaziert, weil sie immer gut behandelt wurden. Ich bin mit 1,60 m eher klein, aber die Längenetappen für die optische Länge sind Dank Wellen trotzdem eher lang. Damit bin ich bei der Analyse des Ist-Zustand ziemlich genau da, wo Haselnussblond auch ist.
Deshalb hat mich der Beitrag auch lange beschäftigt. Aber ich bin ein anderer Mensch und komme für mich zu einem anderen Schluss.
Leicht ist die Reise für mich nicht. Leichter würde ich mir vielleicht tun, wenn ich kürzere Haare schön finden könnte. Das kann ich aber nicht und ich habe den direkten Vergleich. Als ich 2012 ins LHN gekommen bin hatte ich BSL-Länge, da ich zuvor meine hüftlangen Haare durch Haarausfall in Etappen zurückschneiden musste, weil nichts mehr da war. Nur habe ich mich damit nicht wohler gefühlt. Sie waren unten dichter, aber ich habe trotzdem immer geduttet. Weil es bei mir beruflich im Labor gar nicht anders geht. Weil ich mich mit Dutt fast lieber mag als mit offenen Haaren. Und vor allem weil ich nicht wollte, dass jemand sieht wie kurz sie tatsächlich sind. Das war nicht ich. So habe ich mich nicht wohlgefühlt. Seit sie wieder Hüftlänge erreicht haben bin ich so viel zufriedener damit, trotz immer noch ausgedünnter Längen. Und andererseits passt das auch zu mir. Wann bin ich in meinem Leben jemals den leichteren Weg gegangen? Ich geb nie auf. Ich ziehe alles bis zum Ende durch und sehe dann, ob ich Erfolg habe oder scheitere.
Ich weiß nicht welcher Typ ich nach diesem Beitrag bin. Eine von denen, die verzweifelt versuchen einem Ideal nachzurennen, das nicht erreichbar ist? Vielleicht. Ich bin mir der Schwächen meiner Haare bewusst und versuche tatsächlich immer das beste daraus zu machen und herauszuholen, was eben herauszuholen ist. Und ja, manchmal ist da auch Unzufriedenheit. Nicht oft und nie lange, aber sie ist da. Oder doch eine von denen, die selbst eine liebevolleren Blick auf die eigenen Haare haben als andere das tun? Auch hier vielleicht. Ich bin mir der Schwächen meiner Haare bewusst und ich mag sie trotzdem. Meine langen dünnen sogar lieber als ich meine kürzeren mit volleren Spitzen je gemocht habe. So wenig verständlich das für Außenstehende sein mag. Frust und Abschneidegedanken wie Haselnussblond sie beschreibt kenne ich so nicht. Vermutlich bin ich also irgendetwas dazwischen.
Im Alltag spielen Haare so oder so nicht die größte Rolle in meinem Leben. Meine eigenen sind meist im Dutt und damit aus dem Sinn. Anderen schaue ich gerne nach, wenn sie mir gefallen. Manchmal mit ein bißchen Sehnsucht. Aber ohne Stachel. Das habe ich aber auch vor dem LHN schon getan, meine Sicht auf Haare hat sich durch das LHN irgendwie nicht verändert. Ich hab nur den passenden Ort, für Menschen wie mich gefunden.
Insgesamt bin ich so zufrieden wie alles ist und möchte eigentlich nichts ändern.