Hallo, Meeku!
Pünktlich zu Weihnachten, wo der Mensch mehr Zeit hat, eine längere Abhandlung.... Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe, es hilft Dir ein wenig. Ansonsten wünsche ich Dir und Deiner Familie noch einen schönen letzten Feiertag und einen guten Rutsch!
Vorab: Abschneiden würde ich, wenn nicht eh geplant, nur bei verstärktem Haarbruch, der z.B. das Kämmen erschwert, leichteren lasse ich mittlerweile solange drin, wie er mich nicht behindert.
Grundsätzlich: Ja, ich denke, Deine Haare sind in ihrer Struktur geschädigt.
Jedes Haar altert, da sein Aufbau Verschleiß zuläßt, aber es altert individuell und unterschiedlich schnell. Strukturschäden sind die Folge dieser Alterung und somit irgendwann unvermeidlich. (Allgemeines zu Strukturschäden im Spoiler)
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- 1) Was bedeutet Strukturschaden?
Der Strukturschaden findet seine Vollendung im Haarbruch, weil der Haarschaft infolge einer „löchrigen“ oder sogar „verschlissenen“ Schuppenschicht porös geworden ist. Diese zu bewahren, ist essentiell, um Haare möglichst lange intakt zu erhalten, trotzdem ist es keine Garantie, weil der Haarschaft auch aufgrund anderer Faktoren geschädigt wird, z.B. Quellen und Pigmentverlust. Beides wiederum wird forciert durch eine geschädigte oder geöffnete Schuppenschicht, d.h. der Strukturschaden ist ab einem bestimmten Punkt der Haaralterung unausweichlich und wird zum Selbstläufer: Geschädigtes Haar ist immer schwieriger zu stabilisieren, weil es besonders schnell und stark quillt, gleichzeitig aber auch immer mehr Säure braucht, um wieder stabil zu werden, sodaß irgendwann die verfügbare Säure nicht mehr ausreicht.
(mehr dazu unter: „lieber basische oder nicht-basische Haarreinigung?“ auf den ersten Seiten mit Beiträgen dazu von mir sowie dankenswerterweise wissenschaftlicher Unterfütterung von Alicino viewtopic.php?f=5&t=30379 )
2) Woran Strukturschäden erkennen? (Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:)
- Haarbruch
- Weathering: meint eigentlich nicht die dafür typischen, hübschen Farbreflexe und Ausbleichen, sondern „Verwitterung“ durch äußere Einflüsse wie UV-Strahlen, Wind, Hitze, Kälte.
- hygral fatigue: Schädigung durch (zu häufiges) Quellen, meint aber auch schlichtweg Überpflegtsein, eine Übersättigung mit Feuchtigkeit, erkennbar an Schlaffheit, Plattheit, Ausgelaugtsein, Verlust der Sprungkraft; kann auch zu Bruch führen!
> Dagegen helfen Proteine!
- defekte Schuppenschicht bzw. Haarschäfte: Glanzlosigkeit bis hin zur Stumpfheit, Rauheit, schlechte Kämmbarkeit, Klett
3) Was dagegen tun?
Wenn die Struktur erst einmal geschädigt ist, kann man gar nichts oder nur noch eingeschränkt etwas dagegen tun, aber man kann versuchen, bestehende Schäden zu begrenzen, auf jeden Fall kann man versuchen vorzubeugen:
- Condi, Condi, Condi (bzw. saure Rinse).... und Proteine, um das Haar zu kräftigen
- Pigmente schützen (sitzen unter der Schuppenschicht, schützen dort den Haarschaft vor UV-Strahlung)
- unnötige Feuchtigkeit und damit unnötiges Aufquellen vermeiden
- nicht zuviel kämmen und bürsten (trägt nach und nach die Schuppenschicht ab)
Hypothese: Was der Stroh-Effekt sein könnte!
Du schreibst eingangs: „Am Tag der Wäsche sind die Haare wie sie sein müssen: fluffig, weich, glänzend. Doch mit jedem weiteren Tag werden sie immer unansehnlicher. Strohig, ausgelaugt und platt ist wohl die beste Beschreibung hierfür.“
Mein Verdacht ist, daß ab dem zweiten Tag die Wirkung des Conditioners/ der Rinse nicht mehr ausreicht, um den Haarschaft zu stabilisieren. Dies ist normalerweise der Fall, wenn sich positive und negative Ladungen im Haarschaft in der Summe aufheben, sodaß ein Patt entsteht, der Condi macht das über den pH-Wert und kationische Tenside, jedoch kippen strukturgeschädigte Haare langfristig immer weiter ins Ungleichgewicht (Katode/ Anode, wir erinnern uns dunkel....)
Haarzustand:
Spliss, den Du ja nicht hast, ist vor allem eine Folge mechanischer Einwirkungen auf die Spitzen, z.B. wenn sie auf die Schultern anstoßen.
Frizz und Klett können auch eine Folge von HA bzw. Neuwuchs sein, Klett paßt aber auch sehr gut zu Haarbruch, aufgerauhter Schuppenschicht usw.
Dann schreibst Du: “Ich scheine über Nacht viel Feuchtigkeit zu verlieren. Wenn ich mit weichen Haaren ins Bett gehe sind sie morgens oft strohig und aufgebauscht.“
> Hängt meines Erachtens mit obigem Stroh-Problem zusammen, denkbar wäre auch die Wirkung des Kissens, weil die Haarschäfte mit offener Schuppenschicht darauf reiben, was für sich genommen nochmal Schäden produziert.
„Wobei sie (die Spitzen) auch hier deutlich schneller trocknen als die Längen“
> läßt sich dadurch erklären, daß diese geschädigter sind als der Rest.
„Ausgelaugt und platt“ ist wohl eine sehr treffende Beschreibung für „hygral fatigue“:
https://www.naturallycurly.com/curlread ... l-fatigue/
Zur vergangenen/ aktuellen Pflege:
Haare stumpf, knirschig usw.: vor allem Rinse nicht (mehr) sauer genug (dazu würde passen, daß ein Condi, der mal toll war, es nicht mehr ist, die Frage nach dem pH-Wert stellt sich auch bei Filterwasser)
Öl z.B. hilft nicht gegen Strukturschäden! Es hinterläßt einen Film auf den Haaren, sodaß sie schöner glänzen, vielleicht sogar besser zu kämmen sind (was u.U. zusätzliche Schäden vermeidet).
Dazu paßt die Beobachtung:„Aber es scheint nichts davon einzuziehen. Es bleibt einfach klebrig und auch strohig.“
> Es kann nichts davon ins (vor allem gesunde) Haar einziehen, da es so aufgebaut ist, daß es mittels eigener Lipidschicht über der Schuppenschicht außen sowie öl- und wasserundurchlässigen Schichten im Innern möglichst wasser- und feuchtigkeitsabweisend funktioniert, damit es zusammen mit der Talgschicht auf der Kopfhaut als Kälteschutz dient.
Auch passiert: Zwischendurch gab es immer mal Tage mit gleich zwei Wäschen, zwar ungewollt, aber strapaziös, nicht weil die Kur fehlte, sondern weil das gerade erst entfettete (und wohl noch gequollene) Haar doppelt empfindlich war.
Abhilfen:
1) U.a. fragst Du Dich: „.... oder warte ich ab bis es noch trockener wird und zögere den Waschrhytmus heraus.“
> Ganz klar: Regelmäßig waschen und nicht hinauszögern, weil Du SE hast und das nicht schlimmer werden sollte! Auch zusätzliches Kuren – jedenfalls wie bisher - hilft nicht, häufigeres Waschen birgt die Gefahr zusätzlichen Aufquellens!
> stattdessen ein Waschen/Pflegen, das höher konzentrierte Säure und bei Bedarf Proteine in die Haare bringt (wobei Seidenproteine anscheinend die Haare weicher und geschmeidiger machen können, Weizenproteine eher „härter“).
2) eine (veraltete?) Feststellung, die ich teile: „CWC besser als CO und dabei den Condi auf das ganze Haar!“ So hat der Condi die Chance, überall die Schuppenschicht zu schließen und so frühzeitigen Schäden vorzubeugen.
3) Wichtig: Welchen pH-Wert hat Dein Leitungswasser? Je härter/ basischer es ist, desto stärker/ schneller quillt das Haar, und desto saurer muß z.B. der Condi bzw. die Rinse sein!
> Evtl. wären pH-Teststreifen nützlich, gibt’s u.a. in der Apotheke.
nachträglich in den Spoiler gewandert: Hochsteckfrisuren usw.
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- Abschließend zu Hochsteckfrisuren:
Haare wegzustecken mag praktisch und auch hilfreich sein, wenn diese sonst bei Tätigkeiten im Weg wären und dadurch womöglich eingeklemmt oder sogar abgerissen würden, wirklich sinnvoll erscheint es mir aber nur, um die Spitzen vor dem Aufstoßen auf den Schultren zu bewahren, der Rest ist m.E. Geschmacksache.
Aber (großes Aber!): Was passiert, wenn man ohnehin geschädigte Haare „nach oben“ befördert? Gerade die ältesten Teile der Haare sind nunmehr der Sonne, dem Wind ausgeliefert, poröse Spitzen werden gebogen, verdreht, gezwirbelt, u.U. (dauer)gequollene Haarschäfte werden beim Flechten fest zusammengezurrt und vom Haarschmuck gequetscht – muß in irgendeiner Form passieren, sonst fiele er heraus!-, um dann so über Stunden zu verharren....
Ist das haarschonend?
Noch eine Bemerkung am Rande:
Irgendwo schreibst Du: „Meine Schwester benutzt nur Balea, pflegt GARNICHT und ist sehr ruppig mit Ihren Haaren. Dennoch hat sie viel viel schöneres langes Haar als ich.“ Von so einer Schwester berichten viele, ich habe auch so eine, sämtliche Leute mit schönen Haaren, die ich persönlich kenne, machen es genau so oder ähnlich.....
Was die Gestaltung des alten, womöglich auch neuen PPs angeht, so könntest Du dieses vielleicht beibehalten, aber eine Abgrenzung durch Kapitel bzw. einen ersten und zweiten Teil vornehmen, die verschiedene Abschnitte im allerersten Beitrag vermerken und entsprechend verlinken?
(Fehlerchen korrigiert)