Oxidative Schäden kann es nicht reparieren. Einmal kaputt, bleibt kaputt. Es kann auch nicht vor Schäden schützen, wenn es während einer Blondierung angwandt wird.
Es ist lediglich ein Crosslinker, der wie andere Alkene auch (C-C-Bindung mit Doppelbindungen -> Olefine), mit den ebenfalls sehr reaktiven Thiolgruppen (auch Mercaptangruppen genannt) der Aminosäure Cysteins reagiert.
Die Thiolgruppen sind freie Schwefelgruppen (die SH-Gruppe), also die Seitengruppe der Aminosäure Cystein, die während der Entstehung des Haares keine Doppelschwefelbrücken (Disulfidbrücke; S-S) ausgebildet haben und somit übrig geblieben sind.
Unbehandeltes Haar hat laut Literatur etwa 11µmol/g Thiolgruppen.
In blondierten oder oxidativ gefärbten Haaren sinkt die Anzahl dieser freien Schwefelgruppen, da diese sowie auch die Doppelschwefelbrücken irreversibel oxidiert werden und zwar zu Sulfonsäuregruppen (=Cystinsäure; SO3H).
In dauergewellten und chemisch geglätteten Haaren steigt der Gehalt an Thiolgruppen dagegen auf etwa 94µmol/g, da hier ja ein Reduktion stattfindet, sodass die Doppelschwefelgruppen zu weiteren Thiolgruppen umgewandelt werden. Da der Crosslinker mit Thiolgruppen reagiert, wirkt es recht gut bei Überkrausung nach einer verpatzten Dauerwelle zum Beispiel.
Es kann die oxidierten oder anderweitig geschädigten Schwefelbrücken also nicht wieder herstellen, sondern reagiert ausschließlich mit vorhandenen Thiolgruppen (selten auch mit Aminen) und bildet künstliche Brücken aus. Die eigentliche Brücke besteht eigentlich aus dem PEG Bis-Aminopropyl diglycol.
Es treten also sämtliche Schäden auf, aber die zusätzlichen, künstlichen Vernetzungen (Crosslinks) sollen verhindern, dass die Zugfestigkeit der Haare nachlässt (Gummie-Effekt). Die Konditioniermittel in NO 2 und No 3 sollen zusätzlich die geschädigte und damit hydrophilisierte Haaroberfläche vorübergehend wieder hydrophob machen. Hierzu werden gewöhnliche Konditioniermittel verwendet (kationaktive, kationische Tenside, und ein kationischer Filmbildner), die auch in konventionellen Condis enthalten sind.
Ich weiß nicht, ob ich mal den Link zum Buch Chemical and Physical Behavior of Human Hair von Clarence R. Robbins hier gesetzt habe. Das ist eine verfügbare Leseprobe der Auflage von 1994, in der diese Reaktion anhand von Vinyl Sulfonen und Maleimiden erklärt wird. Maleimide wurden schon früh als Crosslinker genutzt. Maleimide sind die Amide der Maleinsäure (Maleate).
https://books.google.de/books?id=Xq7hBw ... ir&f=false
http://www.freepatentsonline.com/WO2017096063A1.pdf
Hier ist ein sehr interessantes Patent von einem Konkurrenzunternehmen und zwar der Noxell Corporation.
Hier hat man Olaplex selbst noch mal untersucht und die Olaplex-Produkte mit den frei erhältlichen Einzelkomponenten, nämlich mit dem aminierten PEG Bis-Aminopropyl diglycol [0,0'-Bis(3-aminopropyl)diethylene glycol (CAS 4246-51-6)] und der Maleinsäure (maleic acid) (CAS 110-16-10) und mit einer anderen organische Säure ohne Doppelbindung (Zitronensäure) sowie mit Propylene Glycol verglichen. Hier gibt es auch einige interessante Gedanken hinsichtlich der Wirkungsweise.
xLoreleyx hat geschrieben:ok danke

hat hier jemand nur nr. 3 alleine benutzt und kann mir berichten, ob das trotzdem was bringt?
Bei NO 2 und NO 3 steht eher die Oberflächenkonditionierung der Haare im Vordergrund. Macht also eigentlich das, was ein normaler Condi leistet. Auch mit den gleichen Mitteln (kationische Tenside etc pp). Der Crosslinker ist aber auch hier enthalten, aber wie schon häufig erwähnt, wohl in geringerer Menge. Es bleibt halt auch die Frage, wie viel aus einer Emulsion im Haar landet. Wie auch bei anderen Stoffen haben hier die beiden Faktoren Zeit und Wärme eine ausschlaggebende Rolle. Wenn man sichergehen möchte, dass der in diesem Mittel enthaltene Crosslinker auch ins Haar penetriert ist, sollte man es schon länger einwirken lassen.
Wenn du Olaplex NO 3 verwenden willst, würde ich es einige Male sogar schon vor dem Friseurbesuch anwenden. Der Grundgedanke: Wenn der Crosslinker nach einer gewissen Einwirkzeit ins Haar gelangt, kann er schon zuvor mit einigen Thiolgruppen reagieren. Diese werden quasi "geblockt", können also schon mal nicht während der Blondierung zu Cysteinsäure oxidiert werden. Die Thioetherbindung zwischen der Thiolgruppe und der Maleinsäure ist nämlich oxidationsstabil.
Allerdings wird auch das keine Schäden verhindern, ebensowenig wie eine Olaplexbehandlung mit NO 1 während der Blondierung.
Was ebensoweng verhindert werden kann, ist die Schädigung der Haaroberfläche, die hydrophil wird (die 18-MEA-Fettsäureschicht geht ab). Der Verlust der 18-MEA Schicht kann nicht auf Dauer maskiert werden. Daher sind bei geschädigten Haaren meist Condis nötig und daher sind auch die NO 2 und NO 3 voll mit kationischen Tensiden usw.
Man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass das Mittel eine nachhaltige Modifizierung des Haarproteins (der Thiolgruppen) bewirkt: Die Thioetherbindung zwischen Maleinsäure und der Thiolgruppe ist permanent.