Drei verschiedene dinge zum thema fallen mir ein.
1. Das Haar wurde IMMER schon mit der lebenskraft des jeweiligen wesens gleichgesetzt. einer gottheit das kopfhaar zu opfern heißt, ihr die ureigenste lebenskraft zu opfern. Altjapanische Priesterinnen zB, das kurzscheren der deliquentinnen vor gericht im mittelalter, Samson, alle diese märchen etc etc etc. Wer sein haar verliert/opfert/dargibt, verliert/opfert einen teil seiner lebenskraft.
denn lebenskraft ist natürlich ganz grundsätzlich sexuelle kraft. lebenskraft ist vitalität, ist die kraft und die möglichkeit zur fortpflanzung. lebenskraft bedeutet für den menschen die einzige möglichkeit, neues leben zu erschaffen, den funken des leben weiterzugeben. haar ist ein symbol dafür. haar zu opfern bedeutet, etwas heiliges zu opfern.
heute ist die symbolik als solche eher verdeckt, weil unsere welt heute säkularisiert ist. aber in all diesen geschichten und überlieferungen kommt man ziemlich schnell auf den zusammenhang. es wäre interessant, märchen, geschichten etc unter dieser prämisse zu interpretieren: haar bedeutet lebenskraft. wie ändert das die bedeutung der jeweiligen geschichte? (vielleicht gibts da schon im rahmen des feminismus entsprechende forschung...)
daraus folgt für patriarchalische (früher auch christentum, heute islam etc) gesellschaften: sexuelle Kraft und ihre symbole müssen, sobald das mädchen geschlechtsreif oder verheiratet ist, verdeckt werden, denn diese sind dem ehemann vorbehalten. Niquab, im extremfall burka, schleier, "unter der haube sein" etc. da spielt natürlich auch immer die angst der männer vor der frau als lebensspenderin mit. hart gesagt: der versuch des mannes, die lebenskraft der frau zu kontrollieren.
ein bisschen was anderes: eine nonne ist "mit jesus verheiratet", (plump gesagt); sie hat ihr haar geopfert - sowohl als zeichen der entsagung des weltlichen als auch der konzentration auf und hingabe zu gott. zumindest im christlichen bereich.
indische tempeltänzerinnen sind was anderes, aber auch hier: lebenskraft wird der gottheit (vertreten durch den priester) dargeboten, natürlich auch in sexueller form. das hats im antiken griechenland auch gegeben.
2. Orthodoxe verheiratete jüdinnen tragen perücken(den "scheitel", zB
https://www.juedische-allgemeine.de/art ... ew/id/7021). früher sicher, heute zT auch noch, glaube ich. soviel zu deren kopfbedeckung. in der momentan aktuellen ausstellung im wienmuseum ist so ein scheitel ausgestellt (wobei die ausstellung mE ansonsten eher mäßig und uninspiriert ist).
3. zum thema historisierende filme und hübsche darsteller: die historisch korrekte darstellung von kleidung, frisuren und requisite ist im normalfall WURSCHT. das ist eher so wie LARP; filmemacher geben ihr (meist ziemlich verkitscht-romantisierendes) bild der geschichte im film wieder, ihre vorstellungen, interpretationen, träume und! absichten. wie die Marischka-Sisi-Filme eben auch.
die darsteller müssen einem *heutigen* publikum gefallen, sonst folgen die zuschauer dem film doch gar nicht erst in die handlung. und das heißt: die meisten filme heutzutage sind NATÜRLICH ans heutige (hollywood-)schönheitsideal gebunden! es will doch keiner die romantische heldin mit zahnlücken und krätzenarben sehen, wies ziemlich meist der fall war?? mundgeruch, die unsauberkeit des körpers, diverse mangelerscheinungen, schadhafte fingernägel und sonstnochwas.. wir sind heutzutage SEHR perfektionsorientiert und -gesteuert, was die erscheinung des körpers anbelangt.
jo. soweit drei dinge - und ein paar ideen dazu.