Und ein Gedicht muss nicht immer wortwörtlich genommen werden.

Mit zunehmenden Alter kann ich Ansprüche an mich ruhiger und entspannter zur Kenntiss nehmen und schauen, was machbar ist und was nicht und dann das Ergebnis kundtun.
Die alte Dame, von der ich oben schrieb, hat mir da einiges beigebracht, z.B. das es nur selten ein "entweder-oder" sein muss.
Mit einem "sowohl-als-auch" ist oft allen besser gedient.

Und mit etwas heiterer Gelassenheit auch...
Und wenn ich so den Thread-Titel lese und dann an einige meiner Patienten denke - dann ist es anmaßend, eine Grenze ziehen zu wollen, ab die Haare kurz zu sein haben. Denn unter Chemo oder bei anderen schweren Erkrankungen stellt sich diese Frage nicht mehr - und meine jüngste Brustkrebspatientin war Anfang dreißig.
Im Hospiz haben wir Anfang des Jahres eine Frau nach ihren Wünschen noch mal schön gemacht mit Abendkleid, Schmuck, schön hergerichteten Nägeln und frisiert, was noch an Haaren da war.
Sie war 42 Jahre jung und hat sich da noch einmal richtig schön gefühlt, bevor sie gegangen ist
Wer darf beurteilen, was schön oder für den Einzelnen richtig ist?
Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um seine Wünsche, Vorstellungen oder Träume zu leben?
Ich habe mich dafür entschieden, jetzt zu leben, denn wer im Hospiz arbeitet, genießt plötzlich das Leben in seiner Schönheit und die kleinen Glücksmomente.

Zu meinen kleinen Glücksmomenten gehören nun auch mal meine Haare, zumindestens wenn sie so sind, wie ich mir das wünsche.
