Sorry falls das mit dem "hässlich" abwertend geklungen hat, so war nicht gemeint, vor allem nicht verallgemeinernd.
Ich meinte damit, dass es eine Art Gegentrend zu (starrer) Ästhetik ist. Also zB anstatt "perfekter Kurven", super harmonischen Schnitten und eleganter aus-dem-Ei-gepellt-Optik kommen dann XXL-T-Shirts, Baggy Pants und zerrissene Jeans. Oder als die asymetrischen Haarschnitte aufkamen, das war ja auch ein großer Stilbruch. Da geht es auch um Rebellion und Verweigern von starren Gesellschaftsbildern und Schönheitsidealen (die großen Druck ausüben und die nur wenige wirklich erfüllen können). Das ist dann eine andere Art von Coolness.
Was einem dann auch gut steht hat immer viel mit der Persönlichkeit und Ausstrahlung zu tun. Jemand, der sich selbst eher als "schicke Diva" fühlt wird mit XXL-Skaterstil oder -Rockerstil schlecht gekleidet wirken. Wer sich aber als lässiger Rebell fühlt wird im schicken Diva-Stil billig und unbeholfen wirken. Vereinfacht gesagt.
Übrigens ist jemand auch nicht die personifizierte Hässlichkeit, weil er sich bewusst hässlich stylt. Das bedeutet nur, dass die Person gezielt versucht hässlich zu sein - hässlich nach ihrem persönlichen Verständnis von Schönheit und Hässlichkeit. Wie das dann in der Praxis aussieht kann ganz unterschiedlich sein.
Ich hab mich früher selbst eher den Rebellen und der Provokation zugehörig gefühlt und die "schicken Modepuppen" verachtet, das hatte ich so gelernt. Und ich fand das durchaus sehr hübsch. Nach ein paar Jahren hatte sich die Mode verändert und plötzlich waren die Regeln, was in, schön und rebellisch ist ganz andere. Da bin ich dann irgendwann ausgestiegen, das hat mich überfordert. Seitdem bekomme ich von Mode nur noch das mit, was ich im RL an Leuten sehe und was mich so stichprobenartig streift, mal in einer Wartezimmerzeitschrift, mal zufällig im Internet. Das ergibt natürlich einen merkwürdigen Eindruck, wenn man die Bewegungen nicht genauer verfolgt. Ich glaube, ich bin in meinem Empfinden, was schön ist irgendwo mal hängengeblieben, deshalb sind viele Entwicklungen für mich vor allem merkwürdig.
Und ich finde es auch ganz interessant das aus der Distanz zu beobachten, wie sich das über die Jahre verändert. Plötzlich sind Dinge supertoll, die vor 10 Jahren noch peinliche Fetzen waren und umgekehrt. Ich war ganz erstaunt als ich vor einer Weile mal einen Artikel über die größten Modesünden der 90er und 2000er gelesen habe und da eine Menge Dinge angeführt wurden, die in meiner Jugend als total cool und stylisch galten. Ich konnte das erste Mal verstehen, wie sich Eltern gefühlt haben, wenn ihre Kinder sich über ihre Outfits der 70er als "total daneben" amüsieren.

Wenn ich heute über Mode lese oder rede dann ist das für mich ein bisschen wie Zoo oder Tierdokus: Faszinierend, was es "da draußen" alles gibt. Aber das hat mit mir genauso wenig zu tun, wie die Lebensweise von Tiefseefischen oder Tigern. Kommt hier nämlich nicht vor.

Möglicherweise hat das auch mit dem älter werden zu tun, dass manche Dinge für mich nicht mehr so bedeutsam sind wie sie als Jugendliche noch waren.
Wenn ich also darüber rede, dass ich bestimme modische Dinge hässlich finde, dann gehe ich vor allem von Zeitschriften oder Google-Fotos aus. Ich hab zB keine Ahnung, ob ich einen Wolf Cut überhaupt erkennen (und hässlich finden) würde, wenn ich ihm auf der Straße begegne. Vermutlich nicht. XD
Back to Topic: Das Video das Hikari gepostet hat finde ich auch ästhetisch. Das hätte ich aber nicht als Wolf Cut zugeordnet, sondern eben als gestufter Bob. Mein Eindruck war, dass der Wolf Cut eben gezielt messy aussieht. Viele Fotos waren eher verstrubbelt bzw oft das Ergebnis, wenn man bei Wellen wild stuft und die Stufen nicht harmonisch abstimmt. Mein Eindruck ist, dass "normalerweise" der Friseur die Stufen harmonisch verlaufen lässt, so dass es keine Kanten und rebellisch abstehende Strähnen gibt. Und dass beim Wolf Cut gezielt das Gegenteil gemacht wird: gekonnte Disharmonie, Kanten und abstehende Strähnen sind erwünscht. Siehe Billy Eilish. Wenn man glatte Haare hat sieht das Ganze ja gleich nochmal anders und weniger zerzaust aus.
Aber vielleicht habe ich da auch nur zufällig besonders viele solche Bilder gefunden und missverstehe den Wolf Cut deshalb.
Die Überlegung dass das ein Corona-Lockdown-Trend ist ist mir auch schon gekommen. Trends werden ja auch immer von der Lebensrealiät beeinflusst.