Oh weh, oh weh, Bevormundung durch Friseure. Ein Thema, bei dem ich ein Lied von singen kann.
Ich gehörte zu den Kindern, die früher kurze Haare tragen
mussten. Damals hatte ich noch relativ feines Haar, und ich war zu klein um mich zu wehren und hab versucht, das Schöngerede ("Wenn man sie regelmäßig schneidet werden sie viel dicker") zu glauben.
Zu allem Übel haben wir auch noch eine Friseurin im Bekanntenkreis, bei der das zwar Schneiden billiger ist, es dadurch aber noch lange nicht schöner wird.
Die Gute hat mich mit diversen Vorfällen so abgeschreckt, dass ich auch den Friseuren danach nie so Recht vertrauen konnte, obwohl die alle in etwa das getan haben, was ich auch von ihnen wollte. Und jetzt gehe ich gar nicht mehr.
Vorfall 1: Vor sämtlichen versammelten Verwandten wurden mir die Haare geschnitten, die ich mühevoll auf schulterlang gezüchtet hatte, ich war vielleicht 6 Jahre alt. Danach sah ich sehr fragwürdig aus, ich glaube, das sollte einen Vokuhila darstellen. Da Kindermund stets Wahrheit spricht, konnte ich es damals auch nicht lassen, ein trockenes "Ich sehe so blöd aus ! " durch die Runde schweifen zu lassen. Alle fanden es lustig - alle, außer mir.
Vorfall 2: Ich hatte Geburtstag, müsste der 8., 9. oder 10. gewesen sein. Die werte Dame versprach mir, dass ich ein Geschenk bekommen würde, ich müsse mich nur auf den Stuhl setzen und stillhalten. Meine Mutter dirigierte, wie meine Haare denn geschnitten werden sollten, und ich kämpfte - mal wieder - gegen das Weinen, als ich sah, dass meine feinen Strähnchen auf den Boden fielen. Aber ich hielt tapfer durch, schließlich gabs ja gleich eine Entschädigung, nicht wahr ? Diesmal konnte ich mir sogar das Schluchzen verkneifen, als ihre beiden Töchter - natürlich beide langes, wallendes, taillenlanges Haar, noch dazu in einem warmen Haselnussbraunton und völlig splissfrei - an mir vorbeitänzelten. Als das ganze überstanden war, stand ich auf, sah sie erwartungsvoll an, und traute mich nach einem inneren "Soll ich oder soll ich nicht fragen?" - Konflikt letztendlich doch, nach meinem versprochenen Geschenk zu fragen. Die Antwort hätte mir beinahe die Schuhe ausgezogen : "Na, das ist dein Geschenk, Deine Eltern müssen den Haarschnitt heute gar nicht bezahlen ! "
Tja, was gibt es schöneres, als beschenkt zu werden ?
Vorfall 3: Ja, die Teenagerjahre hatten begonnen, siebte Klasse, man kam in das Alter, in dem man nun auch selbst bestimmen konnte. Meine Haare waren dicker geworden und hatten seit Jahren keine Schere gesehen, dürften etwa BSL gewesen sein. Ich weiß bis heute nicht, wieso ich es gewagt habe, mich auf ausgerechnet diesen Friseurstuhl zu setzen, aber ich habe es danach bitter bereut - aus einem "Jetzt sind sie schön lang, ich schneide nur die Spitzen" wurde ein "Hoppala, jetzt hab ich doch ein wenig mehr abgeschnitten als ich sollte, naja, schulterlang ist auch was feines."
Als ich dann mein vogelnestartiges Haupt im Spiegel betrachtete beschloss ich, ab dem Zeitpunkt offiziell an einer Friseurphobie zu leiden.
Nichtsdestotrotz habe ich mein Glück bei zwei anderen Friseuren versucht, die mich nicht so bevormundet haben, aber dennoch ... das, was ich will, schaffe ich auch ohne Friseur.
Und wenn ich unsere liebe Bekannte heute sehe, kriege ich jedesmal schon Gänsehaut - aber nicht vor Freude
Edit: Damit will ich natürlich nicht sagen, dass alle Friseure schlecht sind, ich habe leider größtenteils schlechte Erfahrungen gemacht ! Nur noch mal als Anmerkung..