Kadabra hat geschrieben:Apropos Haardichte: Dafür ist mir aufgefallen, dass die Leute (außer hier) eher immer dünneres (!!) Haar bekommen (die Extensinssache mal rausgenommen). Sieht man schön, wenn man alte Fotos und Filme vergleicht mit heutigen....
Ich glaube, das ist zum größten Teil Täuschung.
Mit Sicherheit gab es häufiger gesunde und füllige Haare, wobei man zum Thema "gesund" sagen muss, dass bei den modebewussten Bevölkerungsschichten die Haarquälereien mit heißen Eisen und dergleeichen ja schon in der Antike losgingen und durch die Jahrhunderte entsprechend der wechselnden Mode mal mehr, mal weniger übel vertreten waren. Und die Menschen haben auch schon vor Jahrzehnten und Jahrhunderten jeden Scheiß gekauft von dem auf einem bunten Zettel stand dass dies das neuste Wundermittel sei, insofern will ich gar nicht wissen, was für heute ungekannte Giftmischungen sich die Damen früher ins Haar gesprüht haben mögen. Trickserei war auch schon immer sehr beliebt - gibts da nicht irgendwo im Forum einen Thread über diese historischen Haar-döschen in denen Frauen ihre ausgekämmten Haare gesammelt haben um sich Haarteile draus zu basteln? Extensions sind ja nur der neuste Schrei in Sachen Augenwischerei. In einer bestimmten Zeit, zu der es auch mit der Hygiene in gewissen Schichten nicht weit her war (und damit meine ich natürlich keinesfalls das Mittelalter, und keinesfalls die einfache Bevölkerung) hatten die meisten, Herren wie Damen, unter der Perücke rapselkurz geschorene Haare - aber das war a vor der Zeit von Fotograpfie und Film.
Bei alten Fotos und Filmen halte ich es durchaus für möglich, dass neben auch durch Seifenwäsche, generell viel weniger Waschen, Benutzung von Kräutern und anderen Mittelchen die Haare (die einzelnen) oft dicker waren und das Ganze fülliger aussah.
Ich denke aber, dass der Effekt vor allem viel mit den damaligen Behandlungsmethoden entsprechend der jeweiligen Haarmode zu tun. Heute soll es auf in Film und Bild immer möglichst sili-glatt und glänzend aussehen, früher hat man (wenn wir jetzt ungefähr das selbe "früher" meinen) doch deutlich mehr Wert auf eine pompöse Haarfülle gelegt. Und dazu wurde dann ordentlich toupiert und mit Schellack und Haarteilen gearbeitet. Und später dann immer ordentlich geföhnt und gebürstet, dazu die schöne Erfindung der (ausgebürsteten) Dauerwelle ^^
Auch war der Fotografenbesuch früher ein eher seltenes Ereignis, für das man sich extra stundenlang zurechtgemacht hat (von der Maske beim Film mal ganz zu schweigen), während heute jeden Tag Millionen Bilder geschossen werden, auf denen nicht nur die Haare in vielen Fällen unvorteilhaft aussehen. Wenn meine Eltern mit mir als Kind beim Fotographen waren (oder wenn der Schulfotograph da war), wurden mir die Haare am Vortag gewaschen und am Foto-Tag vorher noch schön über die Rundbürste geföhnt und dann durchgebürstet, bis der Wallemähne-Effekt perfekt war. Meine Mutter behauptet bis heute, ich habe als Kind sooo viiiieeel dickere Haare gehabt (was totaler Blödsinn ist).
Ohne solcherlei Hilfmittel wird der Durchschnitts-ZU auch zu früheren Zeiten nicht bei 10 gelegen haben. Sehr gut beobachten kann man das mMn an Familienfotos: Während das die Omas und Muttis ihre auftoupierten, gelockenstabten und behaarsprayten Kunstwerke zur Schau stellen, sieht man bei den jüngeren Mädchen oft Zöpfe oder anderweitig glatt anliegende Haare, und deren Fülle sieht für mich normal aus, jedenfalls im Schnitt nicht dicker als heute. Bei den Herren auch gut zu sehen (bei denen sich ja die Haarpflege genauso in Richtung täglich-mit-SLS-Schampoo-waschen verändert hat). Dabei ist es auch wurscht, ob man Fotos von 1890 (
http://www.hermans.de/images/030f03p.jpg ,
http://www.koplank.de/home_juden_zab/do ... age010.jpg ) oder von 1930 (
http://ead.nb.admin.ch/images/hohl/Foto_15.jpg ,
http://www.gwick.ch/Wick/INHALT/WickBil ... sammen.jpg ) hernimmt oder welche von 1970 (
http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2008/07/ ... _popup.jpg ,
http://www.famritterbb.homepage.bluewin ... er1970.jpg )
Um zum Grundthema zurückzukommen, insgesamt auf die Bevölkerung gesehen bemerke ich nicht mehr kaputte Haare als zB vor 20 Jahren, nur anders kaputt. Heute sieht man viel kaputtgefärbten, glattgebügelte Silikonwüsten, bei denen nur jedes zehnte Haar nicht gesplisst oder abgebrochen ist. In meiner Kindheit sind mir immer die durch Dauerwelle und Ammoniakblondierung total verätzten kinnlangen Bürstenopfer-Haare aufgefallen, und diese furchtbar trockenen Föhnfrisuren der Männer.
Wo ich den hier geäußerten Beobachtungen völlig zustimme, ist dass man total misshandelte Haare bei immer jüngeren Mädeln sieht.