Uuund willkommen zu einer neuen Episode von "Lacrimosa im Lande der Arranged Marriages" (Ich glaube, man merkt, womit ich einen Teil der letzten beiden Tage verbracht haben: gucken, essen, staunen und wundern).
@Kiwifee: Danke
@Saree: ich lese sogar schon mit, bevor du dein erstes Buch veröffentlich hast. Ahem. Ich hätte mich mal zu Wort melden können *pfeif* Danke für das Kompliment zu meinem Blog! Seitdem ich den führe, habe ich Respekt vor allen, die professionell schreiben. Mir fehlt oft die Inspiration, die Worte oder wie gerade die Übung, ich habe so lange kein Deutsch mehr gesprochen, dass mir das Schreiben gerade echt schwerfällt. Und ja, die Shalwar Kameez sind superbequem
@Elfenhaar: Link kam per PN

Und ja, es gibt so viel zu entdecken, manchmal stolpert man zufällig über ein Juwel und denkt sich "Das muss jetzt aber der schönste Ort der Welt sein", aber dann kommt ein neuer, noch schönerer Ort... wobei bei mir viel davon abhängt, ob ich Menschen treffe, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin, das wertet alles auf.
Heute gibt es mal ein Special:
Haarpflege in Pakistan.
Henna
Viele ältere Frauen hier färben ihre Haare mit Henna dunkel oder rötlich. Auch bei Männern habe ich das schon gesehen, einer hatte seinen langen Bart feuerrot gefärbt
Haarwäsche
Es gibt alle möglichen Shampoos hier, das reicht von Head and Shoulders bis hin zu pakistanischen Kräutershampoos ohne Inhaltsangaben. Manche waschen ihre Haare auch mit Seife oder Kleidungswaschmittel.
Ölen
Viele Leute, mit denen ich gesprochen habe, ölen ihre Haare. Manchmal mit Küchenöl, manchmal mit Vaseline (gibt es in einer Version für die Haare, ohne Witz), es gibt in "Frauenshops" sogar Khadi-Haaröle zu kaufen. Ich habe irgendwo ein Schaufensterfoto, ich muss es mal suchen gehen.
Frisuren
Männer haben im Allgemeinen kurze Haare und einen Bart. Der Bart kann auch manchmal länger sein.
Frauen haben mindestens schulterlange Haare. Getragen werden sie meistens in einem Pferdeschwanz, irgendwie mit einer Klammer hochgetüddelt oder in einem Bee-Butt-Bun. Raffiniertere Dutts oder gar Flechtfrisuren habe ich noch nicht gesehen.
Flechtmomente am Ende der Welt
Bei einer Reise ein bisschen hoch in den Norden wurde ich unterwegs von Amin und Adil, zwei Studenten in meinem Alter, eingeladen, einen Abstecher in ein Seitental zu machen, um ans Ende der Welt zu gelangen: zu ihrem Heimatort Shimshal, eine kleine Siedlung mit etwa 2000 Einwohnern ohne Handynetz und natürlich ohne Internet, nur über eine 50 Kilometer lange, im Laufe von 18 Jahren von Hand erbaute schwindelerregende Straße zu erreichen, für die man beinahe drei Stunden braucht, sofern man unterwegs nicht einen Teil neubauen muss, weil die Randbefestigung abgerutscht ist. Die Einladung nahm ich natürlich an und verbrachte die nächsten beiden Tage vor allem damit, mit meinen beiden sehr liebenswürdigen Begleitern von einem Häuschen zum anderen zu laufen, zwischendurch fast in Bewässerungsgräben zu fallen, unzählige Hände zu küssen, viele schöne Lieder vorgesungen zu bekommen, unzählige Tassen Chai zu trinken und unterwegs immer wieder überstürzte Ausflüge zur nächsten, im Idealfall Indoor-Toilette, zu machen. Outdoortoilette bedeutet nämlich: entweder über ein paar Mauern klettern und zum Ziegenstall, oder über ein paar Mauern und Bewässerungsgraben zum Obstgarten... (in etwa 40 % der Häuser der Fall). Und mit akuten Verdauungsbeschwerden, die meinen Immodiumzähler in Pakistan auf 3 und die Jahresbilanz auf 5 erhöht haben, ist letzteres kein Spaß
Äh, genug abgeschweift. Meine Haare wurden, wenn ich sie nicht gerade mit einem Kopftuch bedeckte, ausgiebig bewundert. "So seidig!" "So eine schöne Farbe" "So lang!" und "Oh, soooo dünn" waren die Kommentare. Einmal wurde mir ein ganz zärtlicher Engländer geflochten, ein andermal flocht ich französische Classics, einmal einen Franzosen, und mein Highlight ist der Fünfer. Nachdem ich vergeblich versucht hatte, runde Chappati zu backen (meine wurden viereckig

) schauten alle Fernseh: der Cricketspieler mit Ambitionen, der eine Rede hielt. Ich verstand überhaupt nichts und flocht zum Zeitvertreib meine Zopfquaste zu einem Fünferzopf. Das wollten die umgebenden Mädchen und Frauen natürlich auch lernen, und da ich die längsten Haare hatte und das Mädchen mit den zweitlängsten geeigneten Haaren sich vor Scham in einer Ecke verkroch, zeigte ich es einer Frau an meinem Zopfende. "Over... under... hold", und dann die andere Seite

Sie hat dann mit mir gemeinsam weitergeflochten. Ich bin mal gespannt, ob ich die Frisur bei meinem nächsten Besuch sehen werde, bezweifle es aber: auf dem Land hat Haarpflege keine Priorität.
Hach, so ein schöner Moment. Überhaupt, die paar Tage waren eines der Highlights meiner bisherigen langen Reise. Meine beiden Begleiter kümmerten sich liebenswürdig um mich, beantworteten alle meine doofen Fragen und es fühlte sich an, als hätte ich plötzlich zwei Brüder bekommen. Unglaublich, wie nahe man sich in 2 Tagen kommen kann. Oft sind solche engen Bekanntschaften ja nur Eintagsfliegen, aber in dem Fall glaube ich das nicht.
Ich bin immer wieder positiv überrascht von der Offenheit und Gastfreundlichkeit der Menschen hier und plane, nächsten Frühsommer für mindestens 3 Monate wieder herzukommen. Ein bisschen länger in Shimshal zu bleiben, mehr wandern zu gehen, auch andere Teile Pakistans zu bereisen.
Sooo... erst mal einen Keks für jeden, der sich diese Textwüste angetan hat! Und zum Trost gibt es ein Foto von Shimshal und eines mit konzentriertem Blick, Kuh an der Leine und offenen Haaren. Damit das nicht zu Off-Topic wird hier
Grün am Kopf
Da mit Grün am Kopf meine Augen auch sehr grün rauskommen, habe ich mir zu meinem schon gezeigten Shalwar Kameez auch ein grünes Kopftuch gegönnt. Eigentlich hätte ich lieber rosa gehabt, um mehr Farbe in meine Garderobe zu bringen, aber die Eitelkeit überwog
Und, siehe da, meine Augen sind grün... ich bin immer noch begeistert

Einmal ein Foto von vorne mit Kopftuch, und dann noch ein ungezeigtes mit frischer Farbe und natürlich geschlossenen Augen
vom Januar: [Edit: Bevor das irgendwie zu Missverständnissen führt
ich töne meine Haare nie mehr
Das ist ein Archivfoto]
Waschrhythmus
So alle 4 bis 5 Tage, und seltsamerweise werden sie gar nicht richtig fettig. Muss wohl am Wasser liegen, dass halb bräunlich aus der Leitung kommt, voller Gletscherablagerungen
