Warning.. Wall of Text incoming O.O Dass das so viel geworden ist, wundert mich, aber ich mag nicht kürzen >.< Wenn ich jetzt nicht abschicke, wird es noch länger

Lest es oder lasst es sein
Das eigene Äußere wird mit Sicherheit gern als Symbol wahrgenommen und verändert. Das fängt schon bei der Formulierung "ich wollte mich eben mal wieder verändern..." für ein Umstyling oder einen Haarschnitt an. Es geht nicht um eine Veränderung des Äußeren, sondern um eine Veränderung des Ichs - zumindest in der Formulierung.
Es hat ja auch Gründe, dass viele Menschen, die der Meinung sind, dass ihr Äußeres ihr Inneres nicht treffend wiederspiegelt - weil sich sich zB zu dick finden, oder zu klein, zu schwächlich (für die Männer

), zu flachbrüstig usf, usf... Nun, dass solche Leute darunter mitunter extrem leiden und dass dieser Zustand schwer auf die Psyche drückt und das Verhalten in jeder Situation maßgeblich prägt. (Ich weiß, wovon ich rede :/ ) Unser Körper ist das zentrale Mittel, das uns repräsentiert. Zumindest für die Augen anderer, was ja angeblich unser wichtigster Sinn ist. Und wir wünschen uns, dass er wirkt, wie wir uns fühlen (das tut er natürlich insbesondere dann, wenn wir einfach an ihm nicht zweifeln: Dann scheint die Persönlichkeit am natürlichsten aus uns heraus. Das ist keine Frage von Aussehen, sondern von Einstellung).
Im Forum ist es ja ähnlich: Was ich schreibe, also
wer ich bin, ist eigentlich das wichtigste. Trotzdem mache ich mir Gedanken um meinen Avatar und meine Signatur. Sie sollen in gewisser Weise
mich zeigen. Trotzdem habe ich ein jahre altes Bild gewählt, weil ich gesehen werden will, wie
ich mich sehen will.
[Edit munkelt, der Avatar sei seitdem geändert worden.]
Man identifiziert das Äußere irgendwie schon mit dem Inneren und den Kontakt halte ich für wechselseitig.
Denn wenn man nun mit einer schwierigen Situation konfrontiert wird, die es erfordert, dass man sich ändert - Standardbeispiel: man hat sich vom Partner getrennt und muss jetzt allein "klar kommen", will stark sein und das jedem zeigen, evtl insbesondere dem Expartner - dann will man auch eine äußere Änderung, die einerseits das Innere ausdrückt, so dass jeder es sofort sehen kann; andererseits erinnert sie einen selbst auch immer daran, quasi an sich selbst, an den neuen Entschluss. So sehe ich die Wirkung. Man wird ständig erinnert. Alte Verhaltensmuster in ganz alltäglichen Situationen greifen plötzlich nicht mehr. Ich kann mir etwa nicht mehr durch die Haare fahren, dafür kann ich mir angewöhnen, über meinen Wuschelkopf zu streichen. In jeder Situation hat sich eine winzige Kleinigkeit geändert. Und im Spiegel sehe ich etwas Neues.
Ich baue also eine Vorstellung auf, der ich dann entgegenwachsen kann.
Das heißt nicht, dass man sich über Äußerlichkeiten definiert. Sondern, dass man die Äußerlichkeiten (soweit möglich) sich selbst anpasst, oder sich unbewusst gerade in Fragen von Selbstbewusstsein von Äußerlichkeiten beeinflussen lässt. Von letzterem sind wahrscheinlich nur die wenigsten frei.
Andererseits kann die treibende Kraft hinter einem veränderten "Look" auch einfach ein Modebewusstsein sein, und der ständige Wunsch, sich immer neu auszutesten - dann wäre eine Veränderung eher ein Zeichen dafür, dass sich nichts geändert hat

(Bei einer Lady GaGa würde man sich eher wundern, wenn sie mal zwei Tage lang gleich aussehen würde. Jaaa, Extrembeispiel.)
Dieser Faktor ist heutzutage wohl insbesondere bei Frauen sehr weit verbreitet, weswegen Veränderungen auch "nur mal so" passieren können, einfach, weil frau zu lange keine Komplimente mehr gehört hat, zum Beispiel

Und dann könnte folgende Fehlkommunikation entstehen: Man hat sich eben
nichts dabei gedacht und das Umfeld tut es eben doch. Insbesondere der Partner. Dass das eigene Erscheinungsbild irgendwo ein Symbol ist, das kann
er stärker verinnerlicht haben als ich. Und dann versucht er, dieses Zeichen zu deuten, und wird verunsichert. Wenn er die Haare doch so mochte und sie sie abschneidet, heißt das, es bedeutet ihr kaum noch etwas, wie sie auf ihn wirkt? Will nichts verallgemeinern, bloß mir persönlich könnte so eine Überbewertung sehr leicht passieren.
Dass so etwas in einer soliden Beziehung eigentlich kein Trennungsgrund sein sollte, versteht sich meiner Meinung nach von selbst. Mir sollte an meinem Partner mehr wichtig sein als seine / ihre Haare.
Übrigens: Eine Veränderung ist nicht zwangsläufig eine Entfremdung. Es gibt da einen schönen Text von Herrn Brecht:
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert."
"Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
- Bertolt Brecht, Das Wiedersehen
Ich selbst habe meine Haare zweimal verändert. Einmal weggeschnitten, einmal neu wachsen lassen. Rückblickend betrachtet war beides symbolisch zu sehen. Aber es hatte nichts mit Beziehungen zu tun

Ich bin eher ein "stetiger" Charakter und meine Haare sind mir, ka, ähnlich wichtig wie meine Augenbrauen. Wenn
die um die fünf Jahre brauchen würden, um zurückzukommen, würde ich sie ganz bestimmt nicht einfach so hergeben.
Frisuren sind bei mir situationsabhängig. Wenn ich draußen im Grünen bin, habe ich die Haare immer offen, ich würde mich ganz krank fühlen mit Hochsteckfrisuren. Wenn ich vor Menschen sprechen muss, fühle ich mich sicherer, wenn sie zusammen sind. Das ist im Grunde ähnlich, nur ohne Schere.
Jemand Matrix gesehen? Wenn Morpheus mich in das Konstrukt laden würde, hätte mein Restselbstbild lange, offene Haare
Wer sich den ganzen Unfug angetan hat, kriegt einen
