Haarausfall durch Mineralstoff-/Vitamin-Mangel
EisenmangelEisenmangel ist mit Abstand die häufigste HA-Ursache, wenn es um Mängel geht, deswegen bekommt er einen eigenen Punkt.
Was ist Eisenmangel?Bei Blutuntersuchungen werden unterschiedliche Eisnewerte getestet: Eisen im Serum, Hämoglobin und Ferritin. Interessant für uns hier ist der Ferritinwert, angegeben in µg/l oder ng/dl (kommt aufs Selbe raus).
Jedes Labor und jeder Arzt, jede Quelle die ich bisher in den Händen gehalten habe, definiert die Ober- und Untergrenzen für den Ferritinwert anders. Bedenkt: das sind künstlich geschaffene Werte! Da wurde ein Mittelwert genommen und dann auf Grund von Erfahrungen etc. Ober und Untergrenzen dazu bestimmt. Jeder Mensch reagiert ein bisschen anders. Außerdem: eine Untergrenze gibt an, bis wohin es gerade so noch okay ist. Optimal ist was ganz anderes! das gilt für alle Werte, nicht nur den Eisenwert (wobei es Werte gibt, bei denen es besser ist, man bewegt sich in der Mitte, andere, bei denen man lieber an der Unter- oder Obergrenze liegen sollte). Ein Ferritinwert nah der Untergrenze ist auf jeden Fall nicht erstrebenswert.
Je nach Quelle sollte der Ferritin zwischen 12-70 und 200-400ng/dl liegen.Ich halte mich an meinen Hautarzt der sagte: "Wer einen Ferritin unter 40 hat, der muss sich nicht wundern, wenn die Haare ausgehen."
Zwischen 50 und 70 scheint ein Bereich zu sein, der einfach individuell sehr verschieden ist. Kann sein, dass man Symptome hat, dann sollte man substituieren, kann sein das nicht, dann reicht es da ein Auge drauf zu haben und regelmäßig zu kontrollieren.
Ziemlich einig sind sich alle Quellen, dass ein Wert von um die 100ng/dl so ziemlich optimal ist.(Zu viel Eisen macht auch Haarausfall, das nur am Rande...)
Symptome diffuser Haarausfall, der nicht plötzlich beginnt, sondern sich anschleicht, der aber rasch sehr heftig werden kann. Häufig in Kombination mit Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, brüchigen oder gummiartigen Fingernägeln, Infektanfälligkeit. (also Symptome wie von zig anderen Krankheioten acuh, das macht es so schwer)
Mögliche Ursachen für Eisenmangel (kein Anspruch auf Vollständigkeit)
* starker Blutverlust
* in diesem Sinne häufige und/oder starke Regelblutung, die meisten Eisenmangelpatienten sind Frauen im menstruierenden Alter
* schlechte/mangelhafte/einseitige Ernährung (Verzicht auf Fleisch macht nicht automatisch Eisenmangel, Vegetarier sind nur deshalb stärker "gefährdet", weil man wissen muss, wie man ausgleicht, das ist gut möglich, man muss nur wissen wie, dennoch ist Fleisch-Eisen besser für den Körper verwertbar als Pflanzeneisen s.u. ein unzureichend informierter Vegetarier ist also schon stärker gefährdet als ein Omnivor.)
* Schilddrüsenprobleme (eine kranke Schilddrüse kann viel Eisen "verbrauchen", umgekehrt können schlechte Schilddrüsenwerte besser werden, wenn der Eisenmangel behoben ist)
* Eisenmalresorption im Dickdarm (u.a. bei Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn etc.)
* Entzündungen im Körper
Die Ursachen auch hier unbedingt mit einem Arzt abklären. Eisenmangel wirkt sich bei längerem Mangel noch auf wesentlich mehr Bereiche aus, als nur auf das Haar, siehe oben. Oft ist der HA die erste Warnung.
Medizinische BehandlungNatürlich sollte die Ursache gefunden werden, also das Leck, worüber Eisen verloren geht oder der Grund, weshalb nicht genug rein kommt. Einen akuten Mangel kann man über Ernährung nur sehr schwer bis gar nicht ausgleichen. In der Regel werden zunächst Tabletten/Retardkapseln verschrieben. Verträgt man die, ist alles gut. Wenn nicht, oder wenn es noch schneller gehen muss, sind Eisenspritzen und -infusionen eine Möglichkeit.
Eine eisenreiche Ernährung ist zur Behandlung nicht geeigent, das dauert zu lange. Eine eisenreiche Ernährung ist gut zur Prävention oder ratsam, wenn man weiß, dass man anfällig dafür ist oder sich im Grenzbereich bewegt.
Nahrungsergänzungsmittelsind eher was für die Psyche. Man tut ja was. Auch hier: eher was zur Prävention, für das gute Gefühl und den Geldbeutel des Apothekers und Drogeristen. Aufzuzählen wären:
Bierhefe
Floradix Kräuterblut
Rotbäckchensaft
Amecke Eisen plus
!!!wie "hoch" da die jeweiligen Dosierungen sind, kann ich nicht sagen, das kann auch alles ein bisschen in Richtung hohles Werbeversprechen gehen...!!!
Ärzte grinsen über sowas in der Regel nur milde.
ErnährungWie gesagt, eher präventiv.
Eisenreiche Nahrungsmittel (willkürliche Reihenfolge):
Hülsenfrüchte (Linsen)
Hirse(flocken)
Hafer(flocken, -milch, -kekse)
Trockenobst (Aprikosen...)
Innereien (wer's mag...)
Leinsamen
Soja (-milch, Tofu)
Amaranth (Müsli)
Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne
rotes Fleisch (Rind, Wild)
Zuckerrübensirup
Zuckerrohrmelasse
Brennesseln, Thymian, Petersilie und Grüne Minze mit Abstand vorne weg, aber das ist ja eher Tee oder Gewürz, da kommt man nicht auf die Menge
Hilft bei der Aufnahme von Eisen (möglichst zusammen verzehren):
Vitamin C
andere organische Säuren: Weinsäure, Zitronensäure, Essigsäure, Milchsäure
Hemmt Eisenaufnahme (1-3 Stunden Abstand zu den Eisenlieferanten wären ideal):
Tannin (aus Kaffee oder schwarzem Tee, einer der stärksten Eiseninhibitoren)
Phytinsäure in unfermentiertem Vollkorngetreide und manchen (unfermentierten) Hülsenfrüchten
Calzium, Magnesium in größeren Mengen (Milchprodukte)
Unbekannte Substanzen in Eiern
Magensäure neutralisierende Medikamente (Antazida)
Phosphate in Fleisch, Käse und mehreren Lebensmittelzusatzstoffen
Oxalsäure wie z. B. in Rhabarber, Kakao und Spinat
Spinat ist also definitiv NICHT der Eisenlieferant! Im Gegenteil schon fast. Da das ganz schön viel ist, worauf man achten müsste, ist die Empfehlung in der Regel die, dass man nach Gabe von Eisenpräparaten 1-3 Stunden Zeit vergehen lassen sollte, bis man was anderes isst. Am besten zum Frühstück, da hat man nämlich noch nichts anderes vorher gegessen. Sonst auch Abstand vorher einhalten. Dann kann man sie auch gut vor dem Schlafen einnehmen.
Bioverfügbarkeit: Eisen wird dem Körper als Eisenkomplex zugeführt. Nägel essen bringt da nix.
Es gibt
Eisen-II-gluconat (meist tierischen Ursprungs) und
Eisen-III-gluconat (meist pflanzlichen Ursprungs).
Letzteres wird schlechter verstoffwechselt, weil dafür erst ein Enzym aktiv werden muss, welches das Eisen-III zu Eisen-II reduziert.
3-8% des pflanzlichen Eisens werden aufgenommen
~20% bei tierischem Eisen.
Frauen haben laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung einen Eisenbedarf von 15mg/Tag, der über die Nahrung aufgenommen werden sollte.
Männer 10-12mg.
Beispielrechnung: Rindfleisch hat 3,2mg Eisen pro 100Gramm. (Q: wikipedia)
Rechnen wir mit 20%, die resorbiert werden, macht 0,62mg/100g.
Meine Eisenspritzen (ferrlecit) hatten 62,5mg Eisen pro Ampulle. Durch 7, weil ich ja nur eine pro Woche bekommen habe. 8,9mg pro Tag habe ich also rein rechnerisch ins Blut bekommen.
Wenn man das über Nahrung ausgleichen wollen würde, hier am Beispiel Rindfleisch, müsste man 8,9:0,62*100 Gramm Fleisch essen. Das sind... tatatata! 1435,483Gramm, also 1,43kg Rindfleisch. Pro Tag.
Nicht schaffbar da über die Ernährung einen wirklichen Ausgleich zu schaffen.
Quellen:EDIT: Zwei Links von Silberfischchen rausgesucht über den Ferritinwert um 70ng/dl:
PubMedWiley Online Librarybeide in Englisch.
Und hier noch meine liebste Quelle:
ironblog.orgAuf Deutsch, aber eine Schweizer Seite. Sehr gut recherchiert und sehr systemkritisch. Mädels, steht für euch ein!