Ein für mich sehr interessanter Fall ist die französische Kurtisane Marie Duplessis, deren Biographie ich gerade lese (und für die ich mein altes Schulenglisch ausgraben mußte...

)
Auf allen Gemälden die erhalten sind wird sie mit rabenschwarzen Haaren dargestellt. Alexandre Dumas schildert sie in seinem Roman „Die Kameliendame“ (dessen Vorbild sie war) ebenfalls schwarzhaarig und auch Zeitgenossen rühmen ihr schwarzes Haar, das „die Farbe der Spanierinnen mit der Grazie der Französinnen vereinte“ wie es einmal heißt.
In einem Paß den sie für eine Englandreise benutzt hat, wurden ihre Haare aber als „black Auburn“ (also ein dunkles Kastanienbraun) bezeichnet.
Hier die Bilder:
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Hier zwei Radierungen, bei denen der Künstler natürlich nur bedingt zwischen Braun, Rot oder Schwarz unterscheiden konnte. Ich denke dennoch, die Haare sollen schwarz sein.
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Einzig dieses Portrait zeigt sie mit etwas hellerem Haar:
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Allerdings kann ich nicht sagen, welche Bilder zu Lebzeiten und welche nach ihrem Tod aus der Erinnerung entstanden sind. Es kann also sein, daß Attribute der literarischen Fiktion und Legende (schwarzhaarige Kameliendame) mit denen der historischen Person verwechselt wurden.
Was die Haarstruktur angeht zieht sich Alexandre Dumas clever aus der Affaire. Er schreibt: "Ihre Haare, die
vielleicht natürlich gewellt waren..."
Tja. Vielleicht aber auch nicht
Im Übrigen: ein spannendes Thema. Der Begriff "deformation professionelle" ist ganz hinreißend
