Haarsprechstunde
Scheinbar beziehen sich die 30 Euro Kosten aktuell auf eine viertelstündige Sprechstunde und nicht, wie ich vorher gelesen hatte, auf eine halbstündige. Interessant.
Eine der ersten Fragen:
"Haben Sie schon mal über eine Haartransplantation nachgedacht?" Klar, täglich. Die wollte ich am liebsten schon gestern machen lassen und ich zahle sie locker flockig aus der Portokasse.
Das war mir ehrlich gesagt schon wieder etwas zu viel Schönheitschirurg.
(Auch die Atmosphäre in dieser "Klinik" war echt... *hust ... na ja, nicht unbedingt ansprechend für mich.)
So. Glaubt man dem Doktor, hat sich meine Annahme bestätigt und es ist nun amtlich, dass ich
androgenetischen Haarausfall habe.
Mist. Aber die Diagnose ist immer noch besser als die ewige Ungewissheit und das ahnungs- und sinnlose Rumexperimentieren meiner Hautärztin.
Er kann sich auch nicht erklären, warum sie sich vor dieser Diagnose scheut, da es selbst "ein Blinder mit Krückstock" erkennen würde...
Ablauf:
Nachdem er sich den von mir ausgefüllten Bogen angesehen und ein paar Nachfragen gestellt hatte, schaute er sich die Kopfhaut mit einer Lupe an.
Er sah, dass aus vielen Wurzeln nur noch ganz kurze, verkümmerte Haare wachsen.
Ein paar Schuppen waren auch zu sehen, die ich von den Kopfhauttinkturen bekommen habe.
An mehreren Stellen zog er an den Haaren und stellte leicht vermehrten Haarausfall fest.
Nur der untere Bereich meines Hinterkopfes sei nicht vom AGA befallen. Das bestätigte meinen Eindruck.
Dann zog er einen Scheitel und hielt ein Blatt Papier dran, um zu schauen, ob es auch noch vernünftigen Neuwuchs gibt. Der war zum Glück erkennbar.
Einen nährstoffmangelbedingten HA hat er ausgeschlossen.
Die geplante Weiterbehandlung mit UV-Bestrahlung und Vitaminspritzen bei meiner Hausärztin könne ich mir sparen. Das würde nichts bringen und zu viel UV-Licht kann sogar schädlich sein.
Das Haarwasser meiner Hautärztin zur Durchblutung der Kopfhaut sei auch Quatsch. Die östrogenhaltige Tinktur kann ich jedoch weiterhin nutzen, alle drei Tage. Eine Wirkung sei zwar bisher nicht nachgewiesen, aber es könne nicht schaden.
Wie erwartet empfahl er mir
Regaine. Jeden Abend 2 ml. "Bis es was besseres gibt." Also für immer.
Er nahm sich einen Zettel, begann, mir Dinge aufzuschreiben und parallel zu erzählen. Es ging ziemlich schnell.
Neben dem Regaine solle ich auch
Crinohermal fem alle drei Tage anwenden.
Waschen solle ich lieber öfter als seltener. Die Haare, die dabei verloren gehen, würde ich ja sowieso verlieren.
Shampoo-Empfehlungen: Ducray Kelual DS 1-2x pro Woche, zwischendurch Ducray Elution.
Wenn die Regaine-Lösung meine KH zu sehr belasten und austrocknen sollte, könnte ich auch auf den Schaum für Männer umsteigen.
Um die shedding-Phase solle ich mir keine Gedanken machen. Er schätze die Anzahl meiner sich in der Wachstumsphase befindlichen Haare auf ca. 15 %, weswegen ich also nicht mit Halbglatze rumlaufen sollte.
Eine grobe Schätzung nach einer kurzen Untersuchung. Diese Phase bleibt also ängstlich abzuwarten.
Bezüglich der DHT im Sebum-Thematik meinte er, dass das so nicht hinhaut, da es auf anderen Ebenen wirke.
Auch das Säure-Basen-Thema hält er für Unfug, da der Körper solche Dinge von allein regele.
Zum Abschluss habe ich noch eine Folliscope-Haarmessung durchführen lassen. Das ist einem Trichoscan ähnlich, aber ohne Rasur. Dabei wurde jeweils ein Photo von vier verschiedenen Kopfhautarealen gemacht und die Anzahl der Haare in diesem Bereich gezählt. In einem halben Jahr erfolgt dann eine Nachkontrolle mit nochmaliger Messung, um zu schauen, wie sich der Haarwuchs entwickelt. Kostet jedes Mal 50 Euro, aber das nehme ich zumindest diese beiden Male in Kauf, weil ich wissen will, was sich durch das Regaine tut.
Insgesamt hatte ich mir die Haarsprechstunde etwas anders vorgestellt. Es ging alles ziemlich schnell und war irgendwie unpersönlich.
Abends nahm ich mir seinen Zettel zur Hand und wusste gar nicht, dass er irgendwas zu Crinohermal fem gesagt hatte. Warum ich es überhaupt anwenden soll. Und wie ich es anwenden soll, also alle drei Tage parallel zum Regaine, oder Regaine an diesen Tagen ersetzen.

Da ist Cortison drin. Keine Ahnung ob ich das möchte. Zudem ist es teuer. Östrogene sind auch drin, wie in meinem Haarwasser von der Hautärztin, was ich ja auch noch nehmen soll. Nur wann? Und warum das UND das Crino? Ich sehe nicht durch. War gestern auch ehrlich gesagt etwas überfordert mit der Situation.
Weil ich keine Ahnung habe, wie ich das Ganze jetzt noch mal erfragen soll, habe ich bei Haarerkrankungen.de bezüglich Regaine und Crino nachgefragt. Antwort:
"Crinohermal fem und Regaine sind beides zugelassene Medikamente zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalles. Eine Kombinationstherapie ist in der Zulassung jedoch nicht vorgesehen. (...) Unter Studienbedingungen dokumentierte Erfahrungen zu diesem Regime gibt es nicht und eine Zulassung auch nicht. Eine offizielle Empfehlung kann man daher dafür nicht aussprechen." Aha. Lasse ich das Crino also besser weg?
Die Shampoo-Empfehlungen vom Doktor sind auch toll. Vor allem das Kelual DS ist 'n Knaller. Nicht. Keine Ahnung warum ich das anwenden soll. Gegen Schuppen? Das werde ich mal lassen, die Inhaltsstoffe sind gruselig. Die paar Schuppen, die ich bisher habe, stören nicht und wenn es schlimmer werden sollte, versuche ich erst mal was anderes. Beim Ducray Elution bin ich mir noch unschlüssig.
Nun habe ich eine Diagnose, aber wieder neue Fragezeichen.
Regaine habe ich gestern abend zum ersten Mal verwendet. Es macht sofort strähnige und irgendwie fettig aussehende Haare. Bis heute morgen hat es sich einigermaßen gegeben. Trotzdem kann ich meinen verlängerten Waschrhythmus nun endgültig knicken.