Und ein zweiter Anthropologe der sich in die Diskussion einklinkt

. Nehmt mir die folgenden Kommentare nicht übel, ich seh hier nur viel Populärwissen, das leider so nicht (mehr) aktuell ist. Nichts ist als persönlicher Angriff gedacht.
Fione Necros hat geschrieben:(Oh, und was ich noch kritisch anmerken wollte: Einige hier führen als Beispiele heute lebende Jäger-Sammler-Gesellschaften an und vergleichen sie direkt mit den Menschen vor zig Jahrtausenden. Leute, seid vorsichtig mit sowas! Selbst der "primitivste" und von der Welt vergessenste Regenwald-Stamm hat Jahrtausende (Kultur-)Evolution hinter sich. Selbst wenn (!) sich die Form der Werkzeuge und Waffen in dieser Zeit nicht geändert haben, so können und dürfen wir nicht davon ausgehen, dass auch die Gesellschaftsform gleich geblieben ist oder das soziale Miteinander oder oder oder. Ist eine Falle, in die auch viele von uns gerne tappen, aber ich finde es einfach super-wichtig, da zu differenzieren.)
Amen. Auch wenn ich Evolution ebenfalls in Anführungszeichen gesetzt hätte, da zucken ein paar Kollegen gern mal aus, wenn sie das in Zusammenhang mit menschlichen Kulturen lesen

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Dasselbe trifft aber auch auf den Begriff "Urmensch" zu, der hier immer wieder fällt. Es gibt keinen Urmensch. Es gab andere Menschen, die nicht wir waren, man kann aber nicht von einem "ersten echten Menschen" reden. Das Ganze ist ein Kontinuum und auch wir 'moderne Menschen' werden uns ändern (und tun es auch).
Weiter, gerade was populärwissenschaftliche Literatur/Zeitungsartikel/Fernsehberichte angeht: Meistens wird hier leider mit veralteten Informationen gehandelt. Letztens schenkte mir jemand liebenswerterweise ein Buch über "neueste Entdeckungen".. die teils schon 40 Jahre alt waren, aber nicht ins populäre Wissen vorgedrungen sind. Auch ARD und ZDF nutzen Mittel, die Informationen so stark vereinfachen und dadurch teils auch leider verfälschen (mal davon ab, dass auch dort inzwischen hin und wieder mehr Gewicht auf Unterhaltung denn als auf Fakten gegeben wird).
Dieses "populäre gefährliche Halbwissen" trifft auch (leider) auf viele andere Diskussionen im Internet generell zu.
Es gibt gute Literatur zu all diesen Themen, man muss nur ein bisschen suchen

. Verlasst euch lieber auf eure örtliche Uni-Bib (wo man immerhin Bücher raussuchen und die ISBN abschreiben kann) als auf einen Artikel, wenn ihr in einem Bereich nicht firm seid.
Mal davon ab gibt es auch genug Themen, wo sich die Wissenschaft nicht einig ist, aber etwas als "absolute Wahrheit" in dem ein oder anderen Medium präsentiert wird. Da ist es natürlich als Fachfremder (teils auch für Fachleute) schwer rein zu kommen.
Mata hat geschrieben:
Ich finde es ja auch immer putzig, wenn Illustrationen die Urmenschen-Horde so richtig schön wie in den 50er Jahren gendermäßig aufteilt: die Männer jagen das Mammut und malen schöne Höhlenbilder, während die Frauen im Kessel rühren
Obwohl es keinerlei Beweise für Familie-Feuerstein-ähnliche Aufteilung der Geschlechter in allen urmenschlichen Gemeinschaften gibt. Wie es auch in sog. primitiven Gesellschaften jeweils sehr verschiedene Verhaltensmuster gibt. Aber das geht wohl über den Horizont der Illustratoren, die sich die Steinzeithöhle in etwa so vorstellen wie ihre KLeinstadt, nur eben ohne elektrisches Licht, Warmwasser und Autoputzen am Samstagnachmittag....
Also lauter Klischees, ich denke mir, mit den Haaren ist es nciht anders.
Ja und nein. Auch in egalitären Kulturen mit Geschlechtergleichwertigkeit gibt es idR (will heißen, bisher ist keine aufgetaucht, die es nicht hat) eine Arbeitsteilung, die Frauen tendentiell eher im "häuslichen" Umfeld verortet - gerade wenn sie Kinder haben. Ich sage hier gezielt "tendentiell", weil das nicht zwingend der Fall sein muss. Menschen - alle so individuell.. selbst in ein und derselben Kultur

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Peti hat geschrieben: Wenn ich mir so einen Menschen anschaue, der sich im täglichen Überlebenskampf auf das Wesentliche konzentrieren mußte, d.h. zwangsläufig sehr auf das Praktische im Leben bezogen war, dann scheint es mir doch nur logisch, daß Schönheit als Widerspiegelung eines sorgenfreien Moments automatisch ins Auge stach.
Ich gehe soweit zu sagen, daß die Haare sogar mit die ersten "Dinge" waren, die verschönert wurden (flechten, kämmen, verzieren). Sie hängen da halt rum und stehen immer zur Verfügung.
Für weitere Verzierugen oder Schmuck mußte man ja auch mehr Aufwand betreiben, d.h. ein Loch in einen Stein bohren, um ihn um den Hals hängen zu können usw.
Ich stelle mir vor, daß der Mensch irgendwann sein eigenes Spiegelbild im Wasser erkannte, und da sind ja auch die Haare zu sehen. Ein Griff in die Haare, und er sah im Spiegelbild wie sie sich verändern.
Da ist es doch naheliegend, daß man so anfing, sich gegenseitig die Haare zu verschönern.
"Überlebenskampf" ist es nicht unbedingt gewesen. Gerade Wildbeuterkulturen überraschen immer wieder mit ihrem geringen Arbeitsaufwand um ihre Subsistenz zu sichern. Wie Tiptree richtig schreibt, sind es vor allem die Frauen, die einen Großteil der Nahrung herankarren (die gesammelt wird) und die Männer eher selten auf Jagd gehen, weil dies ein großer Aufwand für einen nur eventuellen (aber großen) Erfolg ist.
Was die Mehrarbeit von Herstellung von Verzierungen betrifft: Was dauert länger? Lederbänder oder Haare flechten?

Die Frage, was als Schmuck getragen wurde, sollte etwas von unserer deutschen Vorstellung von Schmuck gelöst werden.
Zu der Sache mit "sein Spiegelbild erkennen": Manche Tiere sind ebenfalls dazu in der Lage (u.a. auch Schimpansen und Bonobos, unsere nächsten Verwandten in der Menschenaffenliste) - man darf also davon ausgehen, dass die Möglichkeit sehr früh bestand (aka noch bevor die meisten zu unseren Vorfahren "Mensch" sagen würden).
Wind In Her Hair hat geschrieben:
Davon hab ich noch nichts gehört, aber in Jäger-Sammler-Kulturen, die bis in die jüngere Vergangenheit existiert haben, war das nicht unbedingt so. Bei manchen wurden Frauen eher als Besitz betrachtet und hatten nicht viel zu sagen, bei anderen wurden sie zwar sehr geachtet, aber die politische Führung oblag trotzdem den Männern. Es gibt da halt sehr viele Graustufen. Ausgeprägte Dominanz der Männer ist mir bekannt, verschiedene Arten von gleicher Wertschätzung von Männern und Frauen auch, aber keine Dominanz der Frauen. Und Gleichstellung im heutigen Sinn überhaupt nicht.
Politische Ungleichheit bedeutet nicht, dass Frauen nicht auch einen Großteil der Subsistenz erwirtschaften können. Wildbeuter
tendieren zu Egalität - die von dir angebrachte Ungleichheit ist häufig ein Ergebnis postkolonialer Strukturen.
Wind In Her Hair hat geschrieben:Man darf auch nicht ignorieren, dass auch wenn die Frauen häufig die Haupternährer waren, die Männer i.d.R. dafür zuständig waren, den Stamm oder die Sippe gegen Gefahren zu verteidigen. Das ist ja nun auch keine unwichtige Aufgabe und dürfte daher prestigeträchtig gewesen sein.
Die Großwildjagd war außerdem um einiges gefährlicher und ertragreicher als das Sammeln und Kleinwildjagen der Frauen. So einen Büffel oder ein Mammut zu erlegen (von dem der Stamm viel länger was hat und auch die übrigen Körperteile als Rohstoffe für Werkzeuge, Kleidung u.s.w. verwenden kann) erfordert eine Menge Geschick, Mut und Strategie. Die Männer haben haben dabei grundsätzlich ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Das wird entsprechend geachtet worden sein - ebenso wie andererseits die Frauen, die bei der Geburt ihr Leben aufs Spiel setzten.
Prestige ist relativ. Viele Wildbeutergruppen beschimpfen, bzw. machen erfolgreiche Jäger gezielt klein um zu verhindern, dass sie "größtenwahnsinnig" werden

. Es gibt natürlich auch andere Strategien, um ein Sozialgefüge zusammen zu halten, auch wenn einer erfolgreicher ist als ein anderer. Siehe hierzu !Kung: Pfeile werden ausgetauscht - ein Tier gilt von demjenigen als erlegt, dessen Pfeil getroffen hat - nicht wer schoss.
Guinivere hat geschrieben:
Da liegt die Schlussfolgerung doch nahe, dass auch seine Haartracht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm ausdrückte o.ä..
Bei so frühen Gruppen würden wir gar nicht von "Stamm" sprechen, sondern eher von "Bands". Diese sind oft untereinander sozial verbunden (durch Heiratsallianzen, etc.), es gibt also nicht zwingend das Bedürfnis sich optisch voneinander abzugrenzen.
Guinivere hat geschrieben:
Auch in Japan gibt es beweise dafür, dass die steinzeitlichen Menschen schon einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik hatten, da sie z.B. ihre Keramik (ja, die Japaner hatten in der Steinzeit schon Keramik) sehr aufwändig verziert haben. Und Haarkämme zum Feststecken der Haare wurden dort auch sehr früh gefunden, kann mich aber grad nicht entsinnen, in welche Zeit sie zu datieren sind...
Generellen Interesse halbers: Wie definierst du hier "Steinzeit"? Meinst du damit die europäische Epoche, die durch die westliche Dominanz in der populären Wissenschaft auf alle gleichzeitig stattfindenden Ereignisse übertragen wird? Oder eine faktische "japanische Steinzeit"?
Keramik kam auch schon bei nomadischen Wildbeutergruppen im nordafrikanischen Raum vor, ist also nicht so verwunderlich, das auch anderswo zu finden.
Copperwaves hat geschrieben:Meine Tochter - 4. Klasse Grundschule - hat gerade die Kelten durchgenommen. BuddiksGreet hat recht - die keltischen Männer waren besonders stolz auf ihre Haarpracht und haben u. a. ihre Bärte geflochten. Auch das Haarefärben hatten die Kelten dem Unterrichtsstoff nach schon drauf - leider stand nicht dabei, wie sie das gemacht haben...

Schulwissen ist gefährliches Halbwissen

. Aber da wurde was richtiges weiter gegeben. Benutzt wurde unter anderem Kalk zum bleichen.
Cyprias Vermutung trifft nicht ganz zu: Zwar wurden Pflanzenfarbstoffe zum Färben genutzt, allerdings sind da häufig Fermentierungsprozesse, Hitze oder andere aufwändige Mittel notwendig, um die Farbe halbwegs lichtecht und haltbar zu machen. Ich bezweifle, dass man seinen Kopf gerne einen Tag vorher in Urin hängt, bevor man nochmal mehrere Tage mit einer heißen Pampe aus Pflanzen drauf rum laufen will

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Tomatensalat hat geschrieben:
Wie war es im Mittelalter? Die Mode änderte sich ständig, warum gibt es immer nur DAS eine Frisurenbild aus dem Mittelalter?
Die besaßen doch schon Scheren und hätten sich auch mal was anderes schneiden können, als die typische "Taillenlange-Fairytales-End"-Frisur??
Moden ändern sich auch da. Allerdings sind viele Illuminationen in Büchern idealisiert und stellen eher einen "Typ" denn als eine "Person" dar. Es gibt ein paar sehr schöne Werke zu mittelalterlichen Frisuren/Kopfbedeckungen, die auch auf Amazon zu finden sind. Lohnt sich, auch im englischsprachigen Bereich zu gucken. Gerade in der Herrenmode ändert sich da teils dramatisch etwas (vom modischen Kurzhaarschnitt zu kinnlangen Löckchen, z.B.

).
Ansonsten gilt, was BuddiksGreet schon gesagt hat: Romantisierte Vorstellung, die viel verfälscht (wie bei allen historischen Epochen). Leider.
Wind In Her Hair hat geschrieben:
Kürzlich bin ich allerdings drauf gestoßen, dass Haareabschneiden jedenfalls bei den Germanen das übliche Mittel war, eine Ehebrecherin zu bestrafen und öffentlich bloßzustellen. Wenn man bedenkt, dass Haarescheren zu allen Zeiten und in allen Kulturen ein beliebtes Mittel der Demütigung und Entehrung war, stellt sich die Frage, ob sich diese Sitte im Mittelalter so schnell verloren haben kann, dass Frauen anfingen, die Haare aus praktischen Gründen kurz zu tragen und damit nicht mehr die Schande der Ehebrecherin assoziierten. Ich denke nicht, aber das ist nur Spekulation meinerseits.
Wenn ich mich nicht irre, werden kurze Haare bei einer Frau auch im Neuen Testament in herabwürdigendem Kontext erwähnt.
Genau das. Frauen wurden mit Scherung bestraft (oder es deutete auf Krankheit hin).
Und danke für die Rettung des Mittelalters bzgl. der Hexenverbrennungen

. Noch so eine verdammte verfälschte Darstellung. Wobei die Motive auch häufig genug politisch/wirtschaftlich motiviert waren und "rote Haare" usw. als Grund vorgeschoben wurden.
Rabiata hat geschrieben:in irgendeiner Sendung wurde "nachgewiesen", daß die Neandertaler niemals Mammuts jagen konnten oder gejagt haben, da es viel zu gefährlich war und selten von Erfolg gekrönt!
Die Menschen haben damals wohl verendete, alte, kranke Tiere verwertet, bzw. erlegt.
Jetzt fragt mich aber bitte nicht, in welcher Sendung das war!
Dann frage ich mich, was die frühen Menschen wohl für eine Gesellschaft hatten. Wer behauptet denn, daß die Frauen "nichts" zu sagen hatten? Gibt es Beweise? Archäologische Funde? Zeugen?
Alles, was man nicht anhand von Ausgrabungen nachweisen kann, gehört für mich in die Welt der Spekulation und Fantasie.
Großtierjagd (damit sind Rehe eingeschlossen) ist ein großes Risiko - auch modern. Zieht man hier Parallelen zu modernen Wildbeutern, lässt sich sagen, dass immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt wird.. und das schließt Aasverwertung (auch unser Thekenfleisch ist was älter als 1-2 Tage) definitiv ein.
Auf die Gesellschaften lassen sich nur schwer Rückschlüsse ziehen. Siehe hierzu weiter oben: Menschen sind so divers, dass selbst in Gruppen die wir aus wissenschaftlicher Sicht zusammen fassen (Bsp. Wildbeuter) nur seltenst Universalien zu finden sind.
Die Matriarchatsidee wird immer mal wieder aufgeworfen, lässt sich aber (genau wie das Gegenteil) nicht beweisen. Bleibt also erst einmal alles Spekulation, bis wir doch Zeitmaschinen haben

. Dazu gehören auch die steinzeitlichen Hausfrauen .. oder freizügigen Amazonenneanderthalerinnen.
Froschfrollein hat geschrieben:Bei den Römern waren kurze Haare Zeichen des Standes der Freien, ebenso wie ein glattrasiertes Gesicht. Nur Sklaven waren langhaarig und bärtig.
Kommt auf die Zeit an. Es gab auch Kaiser mit längeren Haaren und Bart ;( (Nero, Hadrian, Gallienus..)
Ansonsten hat Ashera das ganz wunderbar zusammen gefasst! Chapeau, Madame.
Und Rosmarin schreibt auch so viel, das man direkt so unterzeichnen kann

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Kula hat geschrieben:Zu den Urzeitmenschendreads: War für mich immer irgendwie logisch.
Dreadlocks und durch ungepflegtheit verfilzte Haare sind ja nicht das gleiche.
Dreadlocks sind relativ Pflegeleicht und lassen sich ohne technische Hilfsmittel nur mit den Fingern herstellen. Für mich also schon ne Form der "pflege" und der gestaltung/des schmückens, irgendwie. Eine "konstruierte" Frisur.
Sind sie? Ich hatte immer den Eindruck, dass Dreads sehr viel Arbeit ausmachen. Aber da lass ich mich gern von Dreadträgern belehren

.
Kula hat geschrieben:
Zudem ist unsere Wiege ja in Afrika, da drehen sich Naturvölker ja heute noch Dreadlocks.
Von Afrika aus sind wir einen weiten Weg gegangen. Direkte Vergleiche zwischen Kulturen heute und damals sind, gerade was Ästhetik betrifft, sehr schwierig. Man findet dort genauso Flechtfrisuren, Dutts, usw. usw.
Jemma hat geschrieben:
Ich erinnere mich da gerade daran, dass es sowohl unter den nord- als auch unter den südamerikanischen Indianern viele gab, die mit offenen Haaren unterwegs waren. Die Haar-Mode hat sich da eher von Stamm zu Stamm unterschieden als nach der jeweiligen Tätigkeit.
Ich denke mal, spezielle Frisuren bzw. Haarbänder etc. waren eher eine spätere Entwicklung und dann auch regional unterschiedlich.
Beim "zusammenbinden" muss man sich ja auch die Frage stellen: Wie und womit? Knoten machen will erst mal gelernt sein, und bei vielen Materialien hält das auch nur vorübergehend. Dutts mit Stäben sind vielleicht noch komplexer. Und wenn man einen Mangel an geeigneten Materialen hatte, hat man Tiersehnen vielleicht eher dazu benutzt um Kleidung zusammenzunähen als sie sich in die Haare zu binden. Vielleicht haben sie sich die Haare mit scharfkantigen Steinen auch eher abgeschnitten als sie zusammenzubinden.
Aber das ist natürlich alles reine Spekulation.
Flechtwerk und Knoten sind in ihrer Basisform keine allzu komplexe Technik. Mangel an geeigneten Materialien ist zu bezweifeln, man kann auch Pflanzenfasern zum Zusammenbinden nutzen. Muss also nicht zwingend tierisch sein.
Zu den Native Americans: Die Frage ist hier wieder die Darstellung. Wie ist die Situation, in der von offenen Haaren berichtet wurde? Wer berichtet? Auch hier kann uns die eurozentrische Weltsicht wieder einen bösen Streich spielen :/. Mal davon ab, dass man nicht von "den Indianern" reden kann. Was fassen wir hier zusammen? Politische Organisation, Subsistenzweise, Sprachfamilie? All das lässt sich nicht auf einen Nenner bringen. Wir haben an der Nordküste sesshafte Wildbeuter, im Süden Gartenbau und Sesshaftigkeit, in den Plains mitunter sesshafte Gruppen, die durch die weißen Siedler und Pferde nomadisch wurden, usw. usw.
Ansonsten, was Fione Necros schreibt: Wir dürfen nicht die Fundlage außer acht lassen. Es gibt wenig Knochenfunde (und andere) von Frühmenschen und häufig sind es dann nur kleine Teile. Worauf wir unser Wissen aufbauen, sind ein paar wenige kleine Fundgebiete und daraus versuchen idR westlich geprägte Wissenschaftler ein Bild zu schaffen, das versucht Anspruch an Allgemeingültigkeit zu erhalten. Und davon kommt (wenn überhaupt) auch wieder nur die Hälfte in der Populärwissenschaft an.
Wir dürfen nicht aus unserem Weltbild Rückschlüsse ziehen - aber leider können wir im Fall von verstorbenen Kulturen nichts anderes tun. Parallelen zu noch existierenden Gruppen aufzuführen mag zwar hilfreich sein, garantiert uns aber auch nicht die Findung "der Wahrheit", da Kulturen, trotz gewisser Universalien, so unglaublich divers sind, dass sich manche Anthropologen auch darüber streiten, ob man überhaupt von "Kultur" reden darf. Aber das ist eine ganz andere Debatte.
Was das eigentliche Thema betrifft: Abschneiden, abbrennen, in irgendeiner Form zusammen fassen. Von ihrem mentalen und technischen Entwicklungsstand gehe ich ebenfalls davon aus, dass "Opa Neanderthal" in der Lage war, sich haartechnisch zu schmücken und dabei auch erfinderisch war.