Ich weiß nicht, ob dies der richtige Strang ist, aber ich setze meine Gedanken jetzt einfach mal hier hin. Wenn die Mods anderer Meinung sind, können sie ja verschieben.
Das Thema beschäftigt mich schon ne ganze Weile, aber ich habe es bislang noch nicht geschafft, die Gedankengänge zum Thema zu ordnen, geschweige denn aufzuschreiben. Also verzeiht mir bitte, wenn jetzt nur Chaos bei rauskommt. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Es ist alles auf meinem Mist gewachsen, teilweise auch schon in anderen Threads angerissen. Aber irgendwie versuche ich die Dinge hier in einen Zusammenhang zu bringen.
Es geht in erster Linie um die Begriffe Jugendlichkeit und Weiblichkeit. Aber auch um Jungenhaftigkeit und Individualismus - im Zusammenhang mit langem, kurzem, gefärbtem und ungefärbtem, grauen Haar.
Ich bin darauf gekommen, durch die Auseinandersetzung mit langem, grauen Haar bei "älteren" Frauen. Und dem Standpunkt unserer Gesellschaft hierzu. Deswegen auch in diesem Thread.
Langes Haar wird eher jüngeren Frauen zugestanden, weil es mit Jugendlichkeit in Verbindung gebracht wird. Für mich hat langes Haar in meinem Alter hauptsächlich was mit Weiblichkeit zu tun, unabhängig davon jugendlich sein zu wollen. Aber auch Weiblichkeit wird oft in Verbindung mit Jugendlichkeit gesehen und nicht getrennt. Der Begriff "Attraktivität" gehört hier auch hin. Tragen ältere Frauen ihre Haare lang (trifft aber auch auf Kurzhaarige zu) und überfärben die Grauen in ihrer Naturfarbe, möchten sie die Zeichen des Älterwerdens verdecken und zeitlich noch etwas hinausschieben. Das ist auch so, wenn in einer anderen als der ursprünglichen Naturfarbe gefärbt wird, dann kommt aber auch noch ein individualistischer Aspekt hinzu.
Graues, langes Haar an einer älteren Frau hat was ursprünglich Weibliches, Authentisches. Individualismus kann ich auch über Kleidungsstil und Langhaarfrisuren bzw. Haarschmuck ausleben, und nicht durch angeblich schicke Kurzhaarfrisuren, die eigentlich nicht jugendlich, sondern eher jungenhaft erscheinen lassen. Klar gibt es auch weiche, "weibliche" Kurzhaarfrisuren. Trotzdem finde ich sie jungenhaft, vielleicht auch weiblich im heutigen Sinne, aber nicht ursprünglich.
Alte Frauen mit Pudellöckchen legen meist keinen Wert mehr auf Jugendlichkeit und auch nicht unbedingt auf Weiblichkeit, sondern eher darauf, dass sie noch beweglich genug sind, einmal pro Woche zum Friseur zu gehen und gepflegt auszusehen. Um etwas Individualismus auszustrahlen, lassen sie allenfalls den Pudel (nein, nicht den Hund, sondern ihre Frisur) rosa oder lila abtönen.
Viele weibliche Promis ü 40 stehen bzw. setzen sich selbst unter den Druck, dem Bild der jugendlichen Frau weiterhin zu entsprechen, in der Überzeugung, dann attraktiver zu sein. Dieses Ziel wird mit allen Tricks und Mittelchen zu erreichen versucht. Viele sind hinterher ein groteskes Abbild ihrer selbst, nur noch ein künstliches Gebilde, von Jugendlichkeit oder Natürlichkeit überhaupt keine Spur, eher von Selbstzerstörung. Warum ist es nicht oder so schwer möglich, als älter werdende Frau zu den Falten und dem Silberhaar zu stehen und trotzdem seine Weiblichkeit mit langem, ursprünglichem Haar zu unterstreichen? Die Jugendlichkeit, die in unserer Gesellschaft verzweifelt mit künstlichen Mitteln (oberflächlich) versucht wird zu erhalten oder wiederzugewinnen, kann nur von innen kommen und nach außen strahlen. Dann ist sie auch echt und glaubwürdig.
Ich für meinen Teil, versuche mich auf diesen Weg zu machen, weil er für mich der einzig Wahre ist. Über vierzig bin ich schon ne ganze Weile, Langhaar werde ich immer mehr, NHF rauswachsen lasse ich jetzt gerade (zweiter Versuch) und zu den Grauen stehen, schaffe ich vielleicht auch noch...
