Nochmals zur Seide:
(a) Handelsübliche Seide:
- Schmetterling: Maulbeerspinner, lat. Bombyx mori, eine hochgezüchtete Art (>> Maulbeerseide, sehr feine Seide),
- Herstellungsverfahren: violent, ein einziger langer Faden
(b) Wildseide:
- Schmetterling: verschieden, z.B. Tussah (>> Tussahseide, gröbere Seide) oder Atlasspinner (>> Fagaraseide, gröbere Seide)
- Herstellungsverfahren: meist non-violente "Wild-Sammlung", es gibt aber auch Farmer, die die Kokons samt Falter wild sammeln, dann violent-konventionell weiterverarbeiten und das Prädikat "Tussah" oder "Wildseide" eher auf die Falterart statt auf das Herstellungsverfahren beziehen - deswegen ist Wildseide oder Tussahseide NICHT zwangsläufig non-violent;
Maulbeerseide ist in dieser Sparte quasi nicht vertreten (domestizierte Art);
neben der meist gröberen Grundstruktur der Seide selbst trägt das Herstellungsverfahren, sofern non-violent, zur "Grobheit" des Stoffes bei, da die Fäden eines teilzerstörten "Schlupf"-Kokons naturgemäß kürzer sind (d.h. also Vorischt wäre bspw. bei einem auffallend glatten Tussahseidenstoff geboten)
(c) Ahimsaseide:
- Schmetterling: verschiedene, z.B. Maulbeer, Tussah, Eri
- Herstellungsverfahren: non-violent; Struktur durch Falterart tw. feiner als Wildseide
Das Besondere an Ahimsaseide ist, dass neben der wirklich garantierten "Wildsammlung" (richtiger hier eher: "Wildfarm", da die Tiere in der Regel gezielt aufgezogen werden) nicht nur Falter mit gröberen Fäden (wie z.B. Tussah), sondern auch die beliebte feine Seide des Maulbeerspinner oder die etwas gröbere des "Flauschseide" des - ebenfalls hochgezüchteten - Eriseidenspinner eingesetzt werden.

Fazit: Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt also am besten gezielt Ahimsa/non-violent/peace silk. Ja, es gibt weite Überschneidungen mit Wildseide, aber es ist nicht dasselbe, da einerseits auch andere Falterarten bei der Ahimsa vorkommen,v.a. die feine Maulbeerseide, die für Wildseide untypisch ist, und andererseits Wildseide nicht zwangsläufig non-violent sein muss.
Ich habe mir mal Maulbeer-Ahimsaseide bei
Seidentraum bestellt und daraus einen Bezug gemacht. Geeignet ist der (gern schwerste) Satin, nicht Ponge oder Jersey. Ponge ist eine andere Webart, im Ergebnis ähnelt der Stoff eher Baumwolle und sit auch matt und nicht so gleitend-glatt.
Die Maulbeer-Ahimsa hat
keine Knubbel wie Tussah-/Fagara-/...-Wildseide. Sie glänzt.
Ich gebe aber zu, dass der Unterschied zu violenter Maulbeerseide, sofern kein Sandwash, doch da ist, da die Garnstärke dicker ist. Ich stell dazu morgen mal Fotos ein, dann wird das sofort klar.
PS: Seide besteht im Rohzustand aus den beiden Proteinen Fibroin (= beta-Keratin) und Sericin (Klebersubstanz). Die Seide, egal ob violent oder nicht, egal von welchem Falter, muss, abgesehen von der etwaigen Tötung der Falter bei violenter Seide, nicht (nur) wegen eines etwaigen Befreiungs-Enzyms gekocht werden, sondern um die Kittsubstanz Sericin zu lösen, mit dem der Kokon überhaupt zusammenbabbt. Außerdem macht man sich wohl Strukturveränderungen des Fibroins beim Kochens zunutze; die Fäden werden elastischer und feiner. Also gekocht werden muss immer. Wild-Seide bezieht sich, wie gesagt, nur auf Wild-Sammlung.
PPS: OT: Da mich auch das mal umtrieb: Nicht sicher, ob das bekannt ist, aber "Long Hair Don't Care"/LHDC bezieht sich auf Intimbehaarung. Ich verwende das Kürzel als tag im Langhaar-Tumblr auch häufig und immer auf Kopfhaare bezogen. Es geht aber ursprünglich darum, ob Mann auch mit Frauen ins Bett geht, "obwohl" sie nicht glattrasiert sind, hauptsache weiblich, willig und in großer Anzahl...