Öl, Feuchtigkeitsspendend - ja oder nein?

[Feylin]

Hallo liebes Forum! Ich hab da mal ne Frage.
Und zwar habe ich in einem anderen Forum gelesen, dass Öl ja gar keine Feuchtigkeit spende, sonder nur die Feuchtigkeit, also Wasser im Haar einschließe. Klingt einleuchtend. Aber welchen Sinn machen dann Ölkuren? Ich weiß ja, dass solche Kuren funktionieren, aber nun frage ich mich wie?
Ist Öl also doch ein Feuchtigkeitsspender?

[schnappstasse]

Eieieie, mal wieder diese Frage. Also: Öl spendet natürlich keine "Feuchtigkeit". Denn Feuchtigkeit bedeutet die Anwesenheit von Wasser. Öl enthält aber kein Wasser.

Das Haar enthält von Natur aus im Inneren Wasser. Über die Jahre verliert es das, einfach dadurch, dass der äußere Mantel kaputt geht und dann die Umgebungstemperatur ihr übriges tut, das Wasser verdunsten zu lassen. Dieses Wasser kann man nicht dadurch ersetzen, dass man die Haare einfach feucht macht und Öl drübergibt, um diese Feuchtigkeit festzuhalten. Denn das Öl ergibt ja keinen undurchlässigen Film. Das Wasser, mit dem sich das Haar z.B. nach der Wäsche vollgesogen hat, wird trotzdem verdunsten, auch wenn Öl auf der Oberfläche ist. Deswegen ist der Satz "Öl schließt Wasser im Haar ein" auch ein Stück weit Mythos.

Es gibt Stoffe, die die Feuchtigkeit, also Wassermoleküle, tatsächlich im und am Haar halten können. Diese speichern Wasser und halten es fest. Glycerin, Panthenol, Hyaluronsäure, Urea... fallen mir da ein.

Ölkuren vor der Wäsche sind aus einem anderen Grund sinnvoll. Es gibt Öle, die ins Haar eindringen (bzw. dessen Fettsäuren). Diese machen es einfach elastischer, geschmeidiger, wie ein gut eingefettetes Stück trockenes Leder. Man möchte auch nicht zu viel Wasser im Haar haben (es zum Beispiel nicht dauerhaft komplett feucht halten, weil es dadurch aufquellt). Einen rissigen Lederschuh würdest du auch nicht mit Wasser wieder versuchen, geschmeidig zu machen, sondern mit Fett.

Öl nach der Wäsche dient in erster Linie als Glanzgeber.

Deine Frage zu beantworten: Wasser spendet Öl nicht, wohl aber Fett für Elastizität, Geschmeidigkeit etc. Da sich das Haar dann gut "durchfeuchtet" anfühlt, hat sich für diesen Zustand eben das Wort "feuchtigkeitsspendend" eingebürgert. "Feuchtigkeitsspendend" im umgangssprachlichen Sinne kann Öl also sehr wohl sein, auch in Abwesenheit von Wasser. Aber halt nur nach dem umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes, eigentlich ist es fettspendend. Was aber nicht schlimm ist, denn Haar braucht eigentlich gar nicht sooo viel Wasser. Am Besten wird immer die Kombination von "wasserspendend" und "fettspendend" sein.

Ein paar Links, die mir dazu einfallen:
viewtopic.php?f=4&t=23180
viewtopic.php?f=5&t=11949

[Sommerfrost]

Schnappstasse, das ist wirklich eine schöne Zusammenfassung.

[Vaika]

Die Frage kam mir auch schon öfters in den Sinn - danke für die Aufklärung, Schnappstasse!

[Feylin]

Ich sehe, die Frage scheint schon mal aufgekommen zu sein.
Deswegen vielen Danke für die ausführliche Zusammenfassung und die Links!

[Lillith89]

Schnappstasse du hast mir die AUgen geöffnet vielen Dank für die tolle Aufklärung!

[Dreamily]

Wirklich eine sehr hilfreiche und ausführliche Zusammenfassung.
Danke, Schnapptasse

[Vanny72]

Öl trocknet meine Haare so stark aus, dass ich es auf trockenem Haar nicht anwenden kann. Auf feuchtem Haar macht es bei mir über-glänzende Puppenhaare, so dass ich es leider gar nicht mehr verwende. Ich würde gern Kokosoel zur Pflege nutzen, geht aber nicht.

[falena]

Kokosöl trocknet hier bei einigen die Haare aus. Hast du schonmal ein anderes Öl ausprobiert?

[rabenschwinge]

Vanny, Kokosöl löst bei meinen Haaren auch Wüstenalarm aus. Bei geht wunderbar Aprikosenkernöl, Macadamianussöl, das vitalisierende Haaröl von Khadi und Sheabutter.

[Alanna]

Tasse, vielen Dank für den Beitrag

Vanny, von Kokosöl bekomme ich auch Puppenhaar, das schrecklich künstlich aussieht, das ist bei Aprikosenkernöl oder Macadamiaöl nicht so.

[Julianna Lion]

Tolle Zusammmenfassung, Tasse. Danke. Das muss ich mir dringend merken... Deswegen also ist LOC sinnvoll, weil es den Emulgator mit ins Spiel bring, ja? *Kurz Eigenurin zur Haarpflege in Erwägung zieht*

[Emmaline]

Hallo,

ich war gestern beim Hautarzt und habe ihn bei der Gelegenheit gleich auch wegen meiner trockenen Haare um seinen Rat/Meinung gefragt. Seine Frage nach meiner Pflege beantwortete ich mit: ich pflege mit Ölen. Daraufhin meinte er, daß wäre falsch, denn Öl würde austrockenend wirken. Daraufhin meine Gegenfrage auf seine Verwunderung, ob er denn noch nie gehört habe, daß man mit Ölen pflegt und daß das sehr verbreitet sei und es ja auch im Drogeriemarkt inzwischen fertige Haaröle zu kaufen gäbe. Er schien das noch nie gehört zu haben
Diese Aussage ist nun bei mir auf recht fruchtbaren Boden gefallen. Ich kenne es seit langem so, daß man trockene Haut nicht mit Öl pflegen soll, weil sie dann noch trockener wird oder zumindest das Öl auf die nasse Haut auftragen, während fettige Haut durch aufgetragenes Öl sozusagen "entfettet" wird. Ob das nicht bei Haaren auch so ist, habe ich mich schon lange gefragt. Ich habe auch schon viele Öle durch und kann einen Erfolg nur kurzfristig verbuchen. Sobald das Öl eingezogen ist, wollen sie mehr. So trocken waren sie früher einfach auch nie. Kann es also wirklich ein Pflegefehler und an der Aussage was dran sein?

[RHG]

Jein.

Wenn du auf absolut trockenes Trockenes Haar gibt stimmt das, genau so bei trockener Hsut. Feuchtest du jedoch Haut und Haare zuvor an schliesst da Öl die Feuchtigkeit ein.

In der Theorie zumindest funktioniert das so. Bei mir wirkt aber Öl direkt auf die trockene Haut auch ganz gut.

[Escargot]

Mich interessiert die Begründung vom Arzt.