Haare mit Kohlensäure waschen

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TanteKeksi
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Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#16 Beitrag von TanteKeksi »

Bezüglich der Wirksamkeit von kohlensäurehaltigem Wasser kann ich mich "nur" auf eigene reichliche Erfahrungen stützen.
Ich habe nämlich in der Tat schon aus Ermangelung von Sprudelwasser Flecken versucht mit Leitungswasser bzw normalem stillem Mineralwasser herauszubekommen und hatte kaum merklichen Erfolg, wohingegen die Flecken umso besser herausgingen, je mehr Kohlensäure das Wasser hatte. Mit normalem Wasser ist der Fleck in der Tat nur verdünnt aber noch sehr sehr deutlich zu sehen. Mit Sprudelwasser dagegen ist der Fleck je nach Beschaffenheit komplett weg oder nur noch schwach zu sehen und nach der Maschinenwäsche dann komplett weg.

Ich bezweifle, dass ich mir das nur eingebildet habe :roll: Und ich habe mittlerweile 20jährige Erfahrungen damit.
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Ich trage solange schwarz, bis ich etwas Dunkleres finde
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Rebellca
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Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#17 Beitrag von Rebellca »

Ich bin keine totale Chemie-Expertin, aber so ein paar Sachen weiß ich schon :mrgreen:

Kohlensäure ist zwar ein Molekül mit der Summenformel H2CO3, aber nur solange die Flasche zu ist. Die Verbindung kommt nämlich nur zustande, wenn ausreichend Druck darauf wirkt. In der Produktion wird eine Menge Gas reingepumpt. Daher ist eine frische, verschlossene Mineralwasserflasche auch mit Plastikverpackung in Medium oder Classic hart.

Die Verbindung H2CO3 hat nur den Zweck, dass die Moleküle mehr Platz haben wenn zwei sich zu einem verbinden, weil sie so dem Druck "ausweichen" (wen das genauer interessiert: Das wird das Prinzip vom kleinsten Zwang genannt). Manche Chemiker gehen sogar soweit zu behaupten, dass es H2CO3 Moleküle überhaupt nicht gibt. Sondern, dass es nur eine etwas innigere Umarmung zwischen H2O und CO2 ist :wink:

Sobald die Flasche geöffnet wird, zersetzt sich H2CO3 wieder in Wasser und CO2. Daher blubberts auch, denn CO2 ist ein Gas, das gern in die Luft möchte. Und wenn die Flasche zu lang offen steht, ist kein Sprudel mehr drin. Also: Alles was bei der Schmutzentfernung wirken kann, ist Wasser oder CO2. (Die gelösten Mineralstoffe tun hierbei denke ich, nichts zur Sache)

Um Schmutz oder Fett irgendwo rauszubekommen, muss man es lösen. Dann kann es einfach ausgespült werden. Um etwas zu lösen, muss man auf die Polarität achten (also die elektrische Ladung nach außen). Polares löst sich mit polarem und unpolares mit unpolarem. Andersrum geht es nicht. So arbeiten auch Tenside (nur mit dem Unterschied, dass ein Tensid beides ist).

Man kann die einzelnen beteiligten Stoffe nach ihrer Polarität einteilen:

Schmutz kann je nachdem polar sein oder unpolar. (In Blut ist z.B. von beidem etwas drin)
Fett ist unpolar.
Wasser ist polar.
Also Wasser allein kann bestimmten Schmutz recht gut lösen, aber nicht allen Schmutz. Wasser löst aber niemals Fett.
CO2 hingegen ist unpolar.
Und da ist meiner Meinung nach der Knackpunkt: CO2, Fett und unpolarer Schmutz sind sich gleich, was aus meiner absolut theoretischen Perspektive ein Lösen nach sich zieht.

Jetzt kommt aber das große ABER: Man muss eben auch die Bedingungen der unmittelbaren Umwelt mit einbeziehen.

1.) CO2 ist ja superschnell in der Atmosphäre verflogen (Grund: Diffusion). Also bis die Reaktionen wirklich in Gang kommen, ist kaum noch CO2 da.

2.) Außerdem muss man wohl auch hier wieder das Prinzip vom kleinsten Zwang bedenken: Nur bei hohem Druck würde man eine nennenswerte Menge an Reaktionen erzielen. Da der Druck beim Haarewaschen aber nicht allzu hoch ist, verschwinden die CO2 Teilchen lieber in die Luft. Für so ein CO2 Molekül muss das einfach erfüllender sein :)

3.) Und ich denke auch die Temperatur tut etwas dazu, hab grad aber keine Idee, ob kalt oder warm besser ist. Bei kaltem Wasser haut das CO2 nicht so schnell in die Luft ab (Gase und Löslichkeit). Bei warmen Wasser sind chemische Reaktionen oft einfacher und schneller (RGT-Regel).

4.) In einer Flasche Mineralwasser mit Classic Kohlensäureanteil dürfte auch längst nicht so viel CO2 drin sein, wie man bräuchte, um eine ganze Ölkur oder Sebum auszuwaschen. Da brauchts dann wohl trotzdem noch Shampoo oder Seife.

In meinen Augen (die aber auch nur ein bescheidenes Grundwissen angelesen haben) ist da also schon etwas dran! Nur die Wirkung ist im Vergleich mit professionellen Reinigungsmitteln einfach überschaubar, weil man letztendlich nur sehr kleine Mengen zur Verfügung hat. Und bei einem echten Fettkopf wird es nicht helfen.

Ledermädchen kann es ja einfach mal ausprobieren. Ich würde dann auch zu nem Wasser mit möglichst viel Kohlensäure raten. Und bei der Temperatur mal ausprobieren. Schlechter als ein Versuch mit WO kann es nicht sein, und WO hat ja auch einige begeisterte Anhänger :) (Edit: Vergiss diesen Abschnitt, ich hab vergessen, dass es ums Öl-, bzw. Sebumrauswaschen geht, sondern dachte an eine normale Wäsche)

Übrigens: Schaden wird eine Mineralwasserbehandlung mit Kohlensäure auf keinen Fall! Es handelt sich nämlich um keine wirkliche Säure, wie Zitronensäure oder so. Wie gesagt, zerfallen die Moleküle nach Öffnung der Flasche gleich in Wasser und CO2. Davon kann nur Wasser wie eine schwache Säure reagieren, und Wasser lassen wir ja wohl alle ganz unbekümmert an unseren Kopf :) Also keiner muss sich da Sorgen machen.
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Escargot
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Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#18 Beitrag von Escargot »

Ja gut Rebellca, das sind alles keine neuen Erkenntnisse. Diese Infos lassen sich prima bei Wikipedia oder diversen Kinderseiten zusammenklauben. ;)

Ledermädchen, hast du nun schon Haare gesammelt und diese separat mit MW "gewaschen"?
1bMii
Steiß
Ledermädchen

Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#19 Beitrag von Ledermädchen »

vielen dank rebellca für den text und das zusammenfassen :) also scheint es ja (dank polarität) ganz rein theoretisch auf fett bezogen eine minimale chance zu geben :D
heißt dann aber, man würde mehr erfolg erzielen, wenn man das gefäß, in das man die haare legt/hängt, zusätzlich abdeckt, damit nicht noch mehr co2 entweichen kann? hätte jetzt gedacht in 5-10 minuten sollte sich da noch einiges drin halten.

@yunasama: nein, ich selber habe es noch nie versucht. was allein schon daran liegt, dass ich kohlensäure hasse und demnach sowas nie zuhause habe. ich weiß aber, dass eine freundin meiner mutter so schon öfter sachen gerettet hat und mir ist das thema auch immer mal wieder in berichten begegnet, wo methoden zur fleckentfernung getesten wurden und diese war immer erstaunlich zuverlässig. ich weiß, auch medieninformationen sind nicht immer zu 100% vertrauenswürdig, aber bei mehreren unabhängigen durchführungen, dazugehörigen bildern und vielen bestätigungen in foren, habe ich mich einfach dazu entschlossen, dem glauben zu schenken. mehr als ein paar minuten seines lebens an einen versuch zu verlieren, kann man ja nicht

escargot, nachdem ich gestern ewig haare aus meiner bürste gepult und geordnet habe, nur um dann festzustellen, dass das eh viel zu wenige sind, kam ich auf die unheimlich erleuchtende frage, wieso ich denn nicht einfach eine strähne vom kopp rein tunke. der schlauch auf dem ich stand lässt grüßen :mrgreen:
morgen steht der feiertagsvorsorgeeinkauf an, da wird dann eine flasche mit eingepackt. am wochende werde ich es sicher schaffen und natürlich berichten :)


edit: und danke tantekeksi für die unterstützung :D das ist doch immer hilfreich, wenn jemand aus erfahrung sprechen kann :) (konnte ich ja nu auch nicht)
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Rebellca
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Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#20 Beitrag von Rebellca »

@Escarot: Ich beziehe mich tatsächlich auf Informationen aus echten Chemie-Büchern und dem, was mir studierte Chemiker in vielen interessanten Stunden beigebracht haben.

Diese Art der Informationsbeschaffung kann ich dir auch nur empfehlen :)

@Ledermädchen: Eine Abdeckung wird da nicht helfen. Du bräuchtest schon eine Überdruckkammer oder so etwas :mrgreen:

Ich schätze den Wascherfolg besser als bei WO ein, aber deutlich schlechter als mit Seife/Shampoo. Für normale Wäschen ohne Öl seh ich es aber als eine Alternative, um das Haar von Schmutz zu befreien. Ich bin aber auf deinen Bericht gespannt!
1c-2a ii ZU 9cm
Ledermädchen

Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#21 Beitrag von Ledermädchen »

gut...in eine überdruckkammer würde ich meinen kopf dann eher doch nicht stecken wollen :D

das öl war jetzt erstmal eine alternative um zu testen. grundsätzlich denke ich auch an eine "normale" sebumwäsche, nur hatte das bei mir ja schon mehrmals nicht funktioniert, wenn ich WO oder andere milde methoden getestet hatte. doppelt waschen geht da echt an die nerven, vor allem wenn man das ergebnis erst sieht, wenn die haare getrocknet sind :roll: deswegen diesmal erstmal klein anfangen, um zu sehen, ob sich fettiges überhaupt lösen lässt ;) ich dachte da an jojobaöl...ich hatte hier schonmal gelesen, dass es sebum recht ähnlich sein soll?!
Ledermädchen

Re: Haare mit Kohlensäure waschen

#22 Beitrag von Ledermädchen »

soooo, nachdem ich ostern zeitlich doch etwas sehr eingespannt war, habe ich nun endlich den test gemacht:

ausgangslage: 2 strähnen, leider viel zu stark mit jojobaöl getränkt :oops: , 2 seperate gefäße
einwirkzeit: einmal 5, einmal 10 min. danach mit warmen wasser abgespült
probleme: haare muss man permanent runter drücken, da sie immer oben schwimmen und dadurch nicht überall wasser/kohlensäure ran kommt.
außerdem eine art öltunkeneffekt. öl hat sich einiges gelöst, das wasser war deutlich olivfarben. allerdings hat es damit die haare wieder neu eingeölt.
lösung: die 10 min strähne habe ich daher nach halbzeit in ein neues gefäß mit frischem wasser gelegt. leider nach kurzer zeit ähnliches problem mit dem fettfilm auf dem wasser, wenn auch nicht so schlimm wie davor.
ergebnis: sauberer sind beide strähnen definitiv geworden. ein rieeesen unterschied ist zwischen den beiden strähnen nicht, etwas ölig/strähnig sind beide noch, wobei es bei der 10 min strähne etwas besser ist. jetzt bleibt die frage, inwiefern meine ölmassen das ergebnis nun verfälscht haben..das dürfte wohl kaum mit sebum vergleichbar sein. vor allem, weil sebum wahrscheinlich nicht so extrem auf dem wasser schwimmen und wieder neu einfetten würde. da bleibt nun die frage, ob der test in der form überhaupt was gebracht hat..aber man hat ja sonst nix zu tun :lol:
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