Livs.Locks hat geschrieben:
Das Problem mit der Rekonditionierung ist ja, dass man es nur schubweise macht. Dann müsste man ja quasi eine innere Stresssituation simulieren, um das Verhalten zu üben, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder versuchen, es zu "verlagern". Zum Beispiel auf kleines Spielzeug, aber das müsste man dann absolut immer griffbereit haben. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber vielleicht auch einfach mit einem Gummiband schnipsen. Es ist ja auch SV, deshalb könnte es ein anderer schmerzreiz theorhetisch ja auch mildern. Da hat man aber nicht diese Kanten zum abpulen. Also ich bin froh, wenn ich nur an den Fingern oder an der Lippe pule, dann sind es zumindest nicht die Haare.
Es gibt ja auch dieses Habit Reversal Training, da soll man sich immer stoppen, sobald man merkt, dass man pult/ zupft.
Hallo, nur kurz ein paar Anmerkungen und Tips:
Es ist bei konditionalen Therapien rellativ egal, ob das Verhalten nur schubweise auftrifft, oder immer und dauerhaft.
Es wird mit den Kognitionen (Gedanken und Einstellungen) und dem daraus resultierendem Verhalten gearbeitet und das ist ja immer im Schub gleich. Ich werde jetzt hier nicht die ganze Wirkungsweise der Verhaltenstherapie erklären - das ginge zu weit.
Ihr müsst weder eine Stresssituation stimulieren, noch gekünstelt herangehen. Wichtig ist es in der Tat, gedanklich und in Aktion Alternativen zu üben. Dazu gibt es die sogenannte Methode des "Notfallkoffers". Ich mag sie ganz gerne, weil sie mir schon sehr häufig geholfen hat, total unauffällig für andere ist und auf jeden individuell abgestimmt werden kann. Und es ist auch nix besonders therapeutisches:
Sucht euch Dinge, die ihr gerne mögt. Das können kleine Spielzeuge sein, ein Handschmeichler, Sorgenpuppen, ein schöner Duft (z.B. ätherisches Öl oder das Lieblinsparfüm, ein Hobbie, ein Lieblingssong, es kann einfach alles sein.)
Es muss nur etwas sein, was ortsunabhängig nutzbar ist. Also transportabel.
Und das nehmt ihr überall mit hin. Beschäftigt euch damit und genießt es, jederzeit wenn ihr könnt. Denn es hat zwei Vorteile, es senkt allgemein die Belastung und hebt damit die eigene Stimmung. Und wenn die Stimmung absinkt, habt ihr immer was dabei, womit ihr euch auffangen könnt.
Und zum Abschluss etwas ganz wichtiges!
Wenn der eigene Leidensdruck deswegen die eigene Lebensqualität einschränkt: Nehmt psychologische Hilfe in Anspruch. Wie auch Hausmittel den Arztbesuch nicht immer ersetzen können, kann auch das oben geschriebene weder eine fachärztliche Diagnose, geschweige den eine Therapie ersetzen.
Auch mit dem hier geschriebenen von euch kann niemand eine Diagnose ersetzen und eine Selbstdiagnose ist auch nicht immer richtig, da die Tillomanie auch ein Symptom sein kann statt eine eigenständige Erkrankung. Daher bitte, geht zum Arzt, wenn es notwendig ist.