Diskussion Wissenswertes über Holzarten für Stäbe und Forken

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melisande
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Händlerliste "Grüne" Hölzer

#46 Beitrag von melisande »

Sausebraus hat geschrieben:Bei dem Thread über Holzarten steht auch die grüne Shop Liste.
Diese möchte ich gerne mal diskutieren da LeBaoLong sehr wohl Sandelholz(kämme) verkauft welches auf der Liste rot gekennzeichnet ist. Einen Cocobolo-Haarstab, ebenfalls rot auf der Liste, hab ich von Timberstone Turnings.
Das ist eine Händler-Liste aller Läden, deren Angebot ich mir bisher genau angesehen habe. Die Holzarten, die dort hinter den Namen aufgeführt sind, sind die 'grünen' Holzarten, die von diesen Händlern angeboten werden. D.h., diese Holzarten solltet Ihr verstärkt nachfragen.

Eine 'grüne' Händlerliste wäre nur zwei oder drei Namen lang. LeBaoLong und Timberstone Turnings stünden ganz bestimmt nicht drauf, viele andere mit mehrseitigen eigenen Threads auch nicht.

Manchen der Haarschmuck-Hersteller ist durchaus bewußt, daß die Verwendung bestimmter Hölzer problematisch ist. Sie weisen auf Sturmschäden hin, verwenden Hölzer wieder oder erwähnen Hölzer aus nachhaltigem Anbau. Im Einzelfall verhindert wahrscheinlich die Nachfrage, daß gefährdete Hölzer ganz gestrichen werden. Alte Lagerbestände gibt es sicher auch, und diese zu benutzen finde ich ok.

Ich kann nicht beeurteilen, welche Hintergründe und Materialquellen die einzelnen Hersteller haben und mag sie deshalb nicht nach gut und böse sortieren. Deshalb immer wieder meine Bitte an Euch, einfach nachzufragen. Die Händlerliste mit den Hölzern, die ich für i.O. halte ist eine kleine Hilfestellung, falls ihr nicht fragen oder einen schnellen Überblick haben möchtet.
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Sherene
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#47 Beitrag von Sherene »

In einem anderen Thread hatte irgendjemand eine Alternative zu schwarzen Hölzer wie Ebenholz gesucht. Ich weiss allerdings leider nicht mehr, wer und habe auch grade eben den entsprechenden Thread nicht mehr gefunden, deshalb stelle ich meinen Fund von eben mal hier ein:

Und zwar bietet Canadian Wood Crafts auf Etsy sogenanntes "Ebonised Walnut" Holz an, bei dem das Holz in einer angeblich natürlichen Reaktion geschwärzt wird:
http://www.etsy.com/listing/43639084/hair-fork-ebonised-walnut hat geschrieben: The Ebonising process I use is not a Dye or Stain but rather a completely natural chemical reaction that occurs when the Tannin in the wood is exposed to Moisture and Iron. The wood literally changes color and the whole process is completely safe, permanent and NON TOXIC not to mention Fun to do
Vielleicht wäre das ja eine interessante Alternative....
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melisande
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#48 Beitrag von melisande »

Das ist auf jeden Fall eine Alternative, weil eine chemische Reaktion das Holz intensiver färbt als das mit Pigmenten beim Beizen (incl. Dymondwood) möglich ist.

Das Problem mit schwarzer Beize sind die vergleichsweise großen tiefschwarzen Pigmente: Sind zu groß, um ins Holz einzudringen. Vermutlich gibt es deshalb auch kein schwarzes Dymondwood mit dem üblichen Ausgangsmaterial. Das moderne Ebonit, das Ron Quattro verwendet ist nicht lackschwarz, sondern hat einen Stich ins Grüne.
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cyberkitten
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#49 Beitrag von cyberkitten »

Ich habe im Internet etwas recherchiert, wie man Holz den Ebenholz-Look verleihen kann:
Je gerbstoffhaltiger das Holz ist, desto besser funktioniert das Schwärzen, Eiche enthält von Natur aus viele Tannine, man kann aber auch einfach helleres Holz nehmen und es in starkem, schwarzen Tee ziehen lassen.

Danach kommt es in die Schwärz-Lösung: die hat man sich schon einige Tage vorher angesetzt, indem man feine Eisenwolle (aus dem baumarkt, zum Schleifen/Polieren) mit Weißweinessig angesetzt hat. Da rein kommt dann das Holz. Mit mehreren Anwendungen (zwischendrin immer mal trocknen lassen) Kommt man dann wohl, wie ich auf den Bildern gesehen habe, auf Tiefschwarz.

Selber habe ich das jetzt noch nicht ausprobiert, kann mir aber gut vorstellen, dass das funktioniert: Die mittelalterlichen Texte wurden mit Eisengallustinte geschrieben, einer Flüssigkeit, die man erhalten hat, wenn man feine Eisenspäne mit zerstampften Galläpfeln (Das sind Auswüchse an Eichenblättern, wenn eine bestimmte Gallwespenart ihre Eier in das Blatt gelegt hat) vermischt hat. Diese Tinte musste man zunächst noch mit Lampenruß einfärben, weil diese Flüssigkeit zunächst fast klar war. Auf dem Pergament unter Sauerstoffeinfluss wurde diese Tinte aber dann lackschwarz und nicht mehr wasserlösllich, da sie eine chemische Verbindung mit dem Pergament eingegangen ist. Deswegen sind auch heute noch Schriften von vor 800 Jahren und älter erhalten. Meistens ist nicht das Verbleichen der Tinte das Problem, sondern das Weggammeln vom Pergament :)
So wird das mit dem holz wohl auch funktionieren. Vielleicht mag mal jemand versuchen?
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Brighe
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#50 Beitrag von Brighe »

ich werds mir vormerken, vielen dank fürs recherchieren :D
muss ich nur noch Holz suchen... :wink:

wie lange muss die Lösung stehen und nimmt man die pur?
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melisande
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#51 Beitrag von melisande »

Ich würd's pur nehmen, den Rest mußt Du ausprobieren. Die Reaktion ist bestimmt sehr schnell, aber es sollte auch durchfärben. Das bedeutet, daß alle formgebenden Arbeitsgänge erledigt sein müssen, wenn Du färbst, allenfalls etwas Schleifen geht nachher noch. Oder Du legst es auf besondere Farbeffekte an.

Ich kenne die beschriebene Reaktion vom Arbeiten mit Eichenholz. Beim Hobeln, Sägen, .... bleiben winzige Spuren Eisenspäne zurück. Wenn das dann feucht wird (Wässern vor den letzten Schleifgängen vor dem Lackieren, Beize, Holzleim, ...) gibt es sofort dunkellila Flecken.
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Brighe
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#52 Beitrag von Brighe »

ja, war mir klar, dass da die fast fertige Forke reinkommt :wink:
so, Holz hab ich, allerdings halt so ein riesendickes Teil... :?
und ich muss sagen, die Lösung stinkt wie wenn was Totes drinliegen würd, dabei steht die erst seit gestern Abend :shock:
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melisande
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#53 Beitrag von melisande »

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Ysandria

#54 Beitrag von Ysandria »

Hm,
ich wollt gerade herausfinden, warum deine Lösung so stinkt, bin aber auf keinen grünen Zweig gekommen :?
Theoretisch bildet sich eine Eisenacetat-Lösung und Wasserstoff, das kann m.E. nicht nach was "Totem" riechen, höchstens halt nach Essig.

Wenn irgendwer Bescheid weiß, fänd ich es toll, wenn er mir es erklären könnte! :)
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Brighe
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#55 Beitrag von Brighe »

es riecht nicht direkt nach Verwesung, aber irgendwie komisch nach vergorenem Essig... :wink:
aber nicht der typische Essiggeruch... seltsam und bäh halt^^
ich hab heut nochmal ein wenig in den Links gelesen, danke melisande, und deshalb die Stahlwolle gegen eine handvoll rostiges Eisenzeugs getauscht.
habs auch schon mit einem Probestück ausprobiert und das ist schwarz geworden *freu*
die Forke ist jedenfalls schon fertig und wird morgen eingefärbt. Allerdings ist die nicht aus Eiche, ich hab noch nicht raus, wie ich den Klotz kleiner bekomm :?
ich werd das Experiment morgen jedenfalls fotodokumentiern und hier posten, falls es jemanden interessiert. :wink:
Ysandria

#56 Beitrag von Ysandria »

ja, komischer Essig passt irgendwie viel besser ins Bild.
Damit kann mein Chemiker-Herz leben :lol:

Und eigentlich ist es auch egal, ob man Stahlwolle oder rostige Eisensachen nutzt, die mit Rost dürften etwas schneller funktionieren, aber ansonsten seh ich keinen Unterschied.
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Blandine
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#57 Beitrag von Blandine »

Du bist Chemikerin? Dann kannst Du mir vielleicht erklären, was in der Lösung passiert? Ich hab wenig Ahnung von Chemie, aber das interessiert mich jetzt doch.
Also, das Eisenoxid (= Rost) reagiert mit der Essigsäure zu, wie ich eben gelernt habe, Eisenacetat, und selbiges verbindet sich bzw. reagiert mit dem Tannin im Holz. Das Ergebnis ist dann ein schwarzer Farbstoff. So in etwa?
Ysandria

#58 Beitrag von Ysandria »

Naja,
Chemikerin will ich mal werden ;) Ich studiere Chemie im 4. Semester.

Ja, deine Beschreibung passt.
Der Unterschied zwischen Stahlwolle und rostigen Sachen ist dann der, dass bei der Stahlwolle das elementare Eisen von der Essigsäure oxidiert wird und sich Eisenacetat und Wasserstoff bildet.
Beim Eisenoxid (hier ist das Eisen schon oxidiert) mit Säure bilden sich Eisenacetat und Wasser (wegen dem Sauerstoff im Oxid).
Die Reaktion geht übrigens auch mit anderen Säuren, Essig ist aber am "zugänglichsten" für Otto Normalverbraucher und das Acetat-Ion ist vergleichsweise ungefährlich im Gegensatz zu Anionen, die bei Benutzung anderer Säuren entstehen.

Das wichtige ist hier jedenfalls das zweiwertige Eisen-Ion.

Das reagiert an der Luft zu dreiwertigem Eisen und DAS bildet mit den Tanninen im Holz einen schwarzen Komplex.

Darum auch die Prozedur mit dem schwarzen Tee. Der enthält auch Tannine, die dann (so nehme ich an) beim Einlegen ins Holz eindringen und die Färbung verstärken.
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Blandine
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#59 Beitrag von Blandine »

:idea: 8)

Vielen Dank für die Erklärung! :bussi:
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Brighe
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#60 Beitrag von Brighe »

ich bin jetzt fertig, die Forke ist schön schwarz geworden :P
bisschen mehr wär uU noch dringewesen...
Bild
man sieht, dass zwischen den einzelnen "Tauchgängen" in der Lösung nicht viel Unterschied ist, allerdings ist das Holz über Nacht ganz schön nachgedunkelt.
vorher hab ich die Forke zur Sicherheit noch ein paar Minuten in schwarzen Tee eingelegt.

das Holz lässt sich sehr gut schleifen, ohne dass die Farbe gleich weg ist, außerdem ist das Ganze abriebfest.

wenn ich mal wieder Lust auf ne schwarze Forke hab, werd ich das wohl definitiv wieder machen. :D

vielen lieben Dank nochmal an die, die die Idee hatten und so toll recherchiert haben :blumen:
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