Aber vorher lies ihn bitte überhaupt mal durch.
Auf das pathetische Getue muss ich jetzt nicht eingehen, oder? Wenn ich etwas missverstanden habe, klär mich auf, falls es dir das wert ist.
Der genannte Fall oben ist mir durchaus bekannt. Dagegen stehen x Fälle, in denen genetisch einwandfreie Männer sich zur Frau ummodeln lassen und umgekehrt.
Ja.... Leute, die sich der Prozedur freiwillig unterziehen, weil sie dem anderen Geschlecht angehören
wollen.
Eben. Der Fall beweist deshalb nicht, dass "männliches" Verhalten angeboren ist, weil es andere Männer gibt, die dieses "männliche" Verhalten problemlos leben könnten, es aber
nicht wollen.
Zum Thema weibliche und männliche Verhaltensweisen: Es wird hier immer das Klischee des Europäers als das Normal hingestellt.
Ich persönlich stelle die europäische Kultur mitnichten als Norm dar. Aber da ich selbst Europäerin bin und in Europa lebe und diese Diskussion, wenngleich virtuell, quasi im europäischen Raum stattfindet, konzentriere ich mich im Moment darauf. Ohne Zweifel können (und vielleicht sollten) wir viel von einigen außereuropäischen Kulturen lernen, aber als, wie erwähnt, Europäerin habe ich m.E. einfach zu wenig Wissen über solche Kulturen, um mir anzumaßen, mich in einer Diskussion wie dieser sinnvoll über deren Sitten auslassen zu können. Ich bin in der Regel der Meinung, dass man über sowas besser mit Angehörigen der jeweiligen Kultur spricht, statt sich über theoretisches Wissen auszulassen. Da ist die Bockmist-Gefahr einfach zu groß.
Das geht doch jetzt komplett am Thema vorbei. Es steht die Behauptung im Raum, "weibliches" Verhalten sei angeboren. Dann sind kulturelle Unterschiede völlig irrelevant. Weiblich sind alle Menschen dieser Welt, die mit dem doppelten X-Chromosom und ohne Y-Chromosom ausgestattet sind. Wenn das, was du für weibliche Eigenschaften hältst, nicht kulturell erworben, also anerzogen, sondern angeboren ist, dann muss es sich auch in jeder Kultur, in der es Frauen gibt, genauso wiederfinden. Das tut es nicht.
Kannst du Beispiele nennen? Ich habe von Gesellschaften gehört, in denen die Frauen z.B. quasi allein die Politiker sind. Aber auch da herrscht keine direkte Umkehrung der Rollen. Der Machtverhältnisse vielleicht, aber nicht der Rollen.
Um eine 1:1-Umkehrung der Rollen der hiesigen Kultur geht es ja auch nicht - dafür müsste man die Rollen erst einmal als von der Natur gegeben anerkennen. Wenn wir von Individuen und nicht von Rollenmarionetten ausgehen, dann ist jeder Mensch was die Gesamtheit seiner Eigenschaften angeht einzigartig.
Eine Umkehrung der europäischen Verhältnisse kann ich dir also nicht bieten, trotzdem aber Verhaltensweisen, die zu den bei uns erwarteten völlig gegensätzlich sind. Das fängt schon bei der erwarteten und geduldeten Aggressivität bzw. Konfrontationsbereitschaft an. Hier wird erwartet, dass Frauen eher kuschen, sanfter reden, eher Zugeständnisse machen, hintenrum herumzicken. In Kulturen, in denen Frauen und Männer als gleichwertig oder die Frauen als höherwertig betrachtet werden, ist das deutlich anders. Eines der bekanntesten Beispiele zu dem Thema wirst du auch kennen. Juchitán in Mexiko - Veronika Bennholdt-Thomsen: Juchitán - Stadt der Frauen.
Ein weiteres Beispiel ist das Verlangen nach "dem einen einzigen Mann in ihrem Leben" bei Frauen, wohingegen Männern generell unterstellt wird, ihre Triebe mehr ausleben zu müssen. Das wird schon allein durch die matrilinearen Kulturen ad absurdum geführt, in denen es üblich ist, diverse Liebhaber mit nach Hause zu bringen und in denen Monogamie eher selten ist. Bei den Tibetern (ausgenommen sind diejenigen, die mittlerweile arg von den ausgeprägt patriarchalen Han beeinflusst wurden) ist die häufigste Form der Ehe die Polyandrie. (Quelle s.u.)
Aber im Rahmen dessen, was die Natur sich für uns Menschen ausgedacht hat. Busen und breite Hüften haben trotzdem nur die Frauen, und Männer bauen auch dann viel schneller und leichter Muskeln auf, wenn sie an sich eher zierlich oder rundlich gebaut sind.

Und bislang ist mir auch kein Volk bekannt, in dem nicht die Männer
im Durchschnitt gesehen etwas größer sind als die Frauen, größere Hände haben u.s.w.
Da kann ich Abhilfe schaffen. Bei den Buschmännern sind die Brüste von Frauen und Männern gleich beschaffen. Die Männer sind kleiner als die Frauen und einige der Männer können sogar stillen. Das hat zwar nichts mit der Form der Brüste zu tun, denn ein Busen ist für das Stillen rein medizinisch nicht notwendig, ist aber doch im Hinblick auf "männlich" oder "weiblich" durchaus interessant.
Durchschnittlich größer und stärker sind die Frauen zB in Völkern aus Tibet oder dem Benin, auch manche Indianervölker wie zB. die Shastika in Californien. Die Größe und Kraft der Geschlechter hängt für Gewöhnlich deutlich mit deren Stellung in der jeweiligen Gesellschaft zusammen. So etwas nennt man in der Biologie sexuelle Auslese; Das hat aber nichts mit männlich oder weiblich zu tun, sondern mit dem, was ein Volk zu einer bestimmten Zeit gerne für männlich oder weiblich halten möchte. Wenn hier immer wieder Stimmen laut werden, dass man sich doch unbedingt einen großen Mann suchen möchte, um sich anlehnen zu können, muss man sich nicht wundern, dass in dieser Kultur die Männer immer größer werden. Das passiert aufgrund der Kultur, nicht aufgrund des Geschlechts. Deshalb wirst du auch hier im durchpatriarchalisierten Europa nicht mehr viel Überzeugendes zum Thema finden. Dass durch die Globalisierung das Patriarchat weiteren Raum einnimmt, machts auch nicht leichter.

Quellen gibts dazu natürlich auch: Robert Briffault: The Mothers und Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat. Da findest du rauhe Mengen von Beispielen der unterschiedlichsten Kulturen. Keine von denen ist entgegengesetzt zu einer anderen, aber alle zeigen sie deutlich, dass die Bandbreite "männlicher" und "weiblicher" bzw. "menschlicher" Eigenschaften so groß ist, dass kein Klischee der Welt in der Lage ist, sie angemessen zu beschreiben.