Mein Tagebuch beginnt - ganz entgegen dem Forenziel - mit einem Schnitt.
Da meine Spitzen doch schon ziemlich kaputt sind, habe ich vorhin etwa 10 cm abgeschnitten, von 94 cm auf 84 cm. Jetzt reichen sie nur noch bis zur Hüfte.
Wie konnte es dazu kommen?
Als Kind hatte ich immer lange, braune Haare, die meine Mutter sehr unsanft gebürstet und geflochten hat.
Mit 10 Jahren wollte ich unbedingt einen modernen Kurzhaarschnitt und entschied mich für so eine Art Topfschnitt. So wie der zweite Typ von rechts auf
diesem Bild. (Ich war kein Fan von denen! War nur der einzige mit so einer Frisur, der mir jetzt einfiel.)
Mit 13 ließ ich sie mir wieder wachsen und hasste sie dafür, dass sich bei Kinnlänge die eine Seite nach außen und die andere nach innen rollte.
Irgendwann begann ich dann, sie schwarz zu färben.
Mit 14 schnitt mir eine Freundin einen Undercut, den ich zur Klassenfahrt zum ersten Mal vorführte und prompt einen Schreckensschrei von einer "coolen" Mitschülerin erntete.
Mit 15 wurde der Undercut zu einer Halbe-Halbe-Gruftifrisur (eine Seite lang, die andere abrasiert) ausgebaut.
Mit 16 rasierte ich sie dann ganz ab, nachdem eine Freundin beim Nachrasieren die Ziersträhne abgesäbelt und eine Ecke in die "lange Seite" geschnitten hatte.
Mit 17 ließ ich sie dann wieder wachsen.
Und mit 22 waren sie schon über die Taille.
Doch da ich circa 9 Jahre lang aller drei Monate schwarz gefärbt hatte (und zwar mit einem aggressiven Zeug von McGeiz), weisen die unteren 30 Zentimeter starke Strukturschäden auf.
Die Haare werden in kurzen Abständen dünner und dicker. Ich vermute, dass die Kopfhaut durch das Färben immer mal nicht richtig produziert hat.
Durch diese Schäden kräuseln sich die Haare vermehrt, verfitzen gern und sind insgesamt schwer zu handhaben.
Nun bin ich vor etwas über einem Jahr ein anderes Färbemittel umgestiegen, das weniger gut hielt, stärker ausblich und vermutlich auch nicht ganz so aggressiv war.
Im Sommer kam deshalb meine Naturhaarfarbe zurück, zumindest im oberen Bereich. Ich habe dann einfach meine Sommer- und Herbstfärbung weggelassen und mal was anderes ausprobiert (Mahagoni-Tönung).
Dann stieß ich auf dieses Forum.
Und plötzlich fiel mir auf, wie wenig Beachtung ich bisher meinen Haare geschenkt hatte.
Sie sind zwar lang, aber strapaziert. Neben dem Färben schlief ich oft mit offenen Haare und trug sie auch sonst oft offen. Sie verfitzten, da ich sie manchmal tagelang nicht kämmte, und wurden dann in mühsamer Sitzung wieder langsam ausgebürstet. Wenigstens beim Bürsten gehe ich wesentlich sanfter zu Werke als meine Mutter früher.
Das Einzige war, dass ich sie nicht mit Sili-haltigen Shampoos, Styling-Produkten und Föhnluft malträtiert habe.
Nunja.
Auf jeden Fall will ich jetzt versuchen, netter zu meinen Haaren zu sein, damit auch die unteren Zentimeter wieder mehr Ãœberlebende beinhalten. Die sind nämlich nicht nur strapaziert, sondern auch dünn.
1. Schritt - nicht mehr mit der Chemiekeule färben - ist ja schon getan. Zur Zeit probiere ich Walnuss-Öl und Indigo steht auch noch auf dem Plan.
2. Schritt - Auf die Pflege achten. Ich habe mein Haar bisher immer mit irgendwas gewaschen und gern auch mit viel Schaum, auftürmen und mehrmals, damit es sich nicht mehr fettig anfühlt. Natürlich auch mit extra heißem Wasser und ohne kalten Guss oder saure Rinse.
Dass ich dabei der Schuppenschicht einiges zugemutet habe, ist mir gar nicht klar gewesen.
Zur Zeit taste ich mich an Selbstegerührtes heran. Das Shampoo, das ich noch habe, wurde verdünnt und wird noch aufgebraucht. Danach mache ich mir selbst eins.
3. Schritt - Konsequent schützen. Ist schwer für mich, da ich zu faul bin und oft auch mal ohne Zopf ins Bett gehe oder sie einfach offen lasse, auch wenn Taschenriemen, Hausputzmittel, Reißverschlüsse und alle möglichen Fitzgenerierer in der Nähe sind.
4. Schritt - Ab und zu mal ne Kur. Ich muss mal schauen, ob mir da was guttut. Ich hatte gehofft, mit Joghurt-Kur und Teebaumöl die leichte Schuppenflechte, die mich plagt, etwas zu lindern. Bin aber erst einmal dazu gekommen.
Zur Zeit habe ich tatsächlich weniger Probleme mit der Flechte. Vielleicht hat auch die Wildsau oder das verminderte Waschen einen Anteil daran.
Bisher geschehen:
Mein erster Shampoo-Selbstrühr-Versuch war eine Katastrophe. Im Rezept stand "Seifenflocken" und ich hielt mich für besonders schlau und verwurstete eine "Reine Pflanzenöl-Seife" von Rossmann. Leider schleimte die total herum und machte alles andere als ein Shampoo zu ergeben.
Mein zweiter Selbstrühr-Versuch verlief nicht besser. Im Rezept stand "Jojoba-Öl oder irgendein anderes Pflanzenöl".
Ich fand Olivenöl im Schrank.
Leider roch das sehr intensiv und zusammen mit meiner unglücklich gewählten Beduftung stank die Mischung dann irgendwann so unappetitlich, dass ich sie weggeschüttet habe. Ich glaube, die war sogar noch umgekippt.
Zur Zeit habe ich ein krisseliges Zeug mit zu viel Emulgator im Test.
Naja - wenigstens riecht es gut.
Zum Haarewaschen nehme ich es aber nicht, denn es hinterlässt einen Wachsfilm.
Außerdem hatte ich eine färbende Ölkur aus Kokosfett und Walnusschalenöl ausprobiert. Danach hatte ich den Eindruck, als wären meine Haare dunkler geworden. Jetzt kommt es mir so vor, als hätten sie einen schöneren Braun-Schimmer.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich mir das nur einbilde.
Ich werde den Test demnächst mir einer färbenden Joghurt-Kur mit höherem Walnuss-Anteil wiederholen, denn das Öl brauchte drei Wäschen und noch eine am nächsten Tag um wieder zu verschwinden.
Nicht schön.