Mich hat dieses Thema auch seit ein paar Wochen im Griff - seit ich nämlich mit Natron experimentiere.
Blondfee: danke für deinen interessanten Beitrag! Er beschäftigt sich nur leider für meinen Geschmack zu sehr mit dem Thema "Haut".
Mein Beitrag ist vielleicht zu sehr orientiert an der "Haarwäsche mit Natron". Ich fand aber, dass mein Posting vielleicht doch besser in diesem Thread aufgehoben ist,
weil es um die grundsätzliche Frage geht, ab wann eine Lauge die Hornschicht der Haare angreift. Gleich zu Anfang: ich bin kein Chemiker und habe auch leider von meiner Schulzeit nichts in Erinnerung behalten.
Meine Erkenntnisse beziehe ich also vom Durchblättern der Natronthreads und durch Googeln – aber wie zuverlässig (und vor allen Dingen wissenschaftlich belegbar) diese Quellen sind, ist mal dahingestellt. Ich kann sie jedenfalls nicht beurteilen, da ich nicht das fundierte Hintergrundwissen habe.
Ich begebe mich also auf sehr dünnes Eis, wenn ich hier Sachen zusammenfasse, aber ich hoffe darauf, dass sich jemand findet, der was dazu sagen kann
Auslöser meiner Verwirrtheit und damit Motivation, mich mit dem Thema so weit wie es meine ärmlichen Kenntnisse in Chemie zulassen, zu beschäftigen, war folgende Diskussion im Natronthread:
Andraste hat geschrieben:
(…)
Das Natron, von dem wir hier immer reden, ist doch Natriumhydrogencarbonat.
Und das ist ein schwaches Keratolytikum - wird z.B. verwendet in der Naturheilkunde zur Abschuppung bei verhornenden Hautkrankheiten (Ichtyosis, Psoriasis) und auch ganz banal bei der Fusspflege zur Entfernung der Hornhaut.
Auch wenn man am Ende der Haarwäsche mit Natron durch eine saure Rinse wieder den natürlichen pH-Wert des Haars herstellen will - warum sollte ich mir zur Reinigung der Haare etwas in's Haar geben, das Horn anlöst?
Die schmutzlösende Wirkung von Natron sei ja unbestritten, aber es greift doch wirklich auch das Haar direkt an. Das ist es, was mir von der Chemie her nicht in den Kopf will.
cookie hat geschrieben:
@Jemina
@Andraste
Ich denke mal, die Wirkung kommt durch den alkalischen pH. Dadurch quellen die oberen Hautschichten auf und die tote Haut löst sich besser ab bzw. lässt sich leicht abrubbeln. Bei Seifenlauge gibts einen vergleichbaren Effekt.
Das Natron (Natriumhydrogencarbonat) ist nicht in der Lage Horn wirklich aufzulösen, deshalb aus der Sicht keine Gefahr fürs Haar.
Andraste hat geschrieben:
Eben das bestreite ich, bzw. steht in meinem Dermatologiebuch anders.
Das Aufquellen der oberen Hautschichten kommt nicht durch den pH-Wert der Lauge, mit der man zB. die Füsse bei einem Fußbad behandelt. Aufquellen ist ein rein mechanischer Vorgang, der bedeutet, dass Wasser in die oberste, tote Hornschicht auf der Haut eindringt. (Deswegen geht es ja z.B. auch schneller, wenn man warmes Wasser nimmt - Brown'sche Molekularbewegung etc.)
Horn ist - quote Wikipedia - von schwachen Laugen und Säuren nicht angreifbar, von starken Laugen/Säuren schon. Mit einer Essigrinse schafft man es bestenfalls, eine schwache Säure zu erzeugen, das ist also nicht schädlich für's Haar. Mit Natron läßt sich aber - siehe auch einige vorhergegangene Beiträge - eine doch ganz ordentlich starke alkalische Lösung herstellen. Klingt für mich also nach Gefährdung für die Hornsubstanz.
Ich weiß schon, dass die empirischen Ergebnisse dagegen sprechen, es waschen ja viele mit Natron und haben gute Resultate. Aber die Chemie dahinter verstehe ich nicht.
Soweit ich das aus Andrastes PP entnommen habe, ist sie Ärztin und somit auf jeden Fall gewandter in Chemie als ich (und viele andere hier).Sie räumt selbstverständlich in ihrem Posting ein, dass sie selber keine Expertin in diesem Bereich ist, aber im Gegensatz zu mir versteht sie etwas von Chemie. Daher war ihr Posting für mich relevant.
Das, was mich zum Grübeln bewegt hat, war die Aussage, dass Horn von schwachen Laugen und Säuren nicht angreifbar sei, von starken Laugen/Säuren schon.
Nur wann ist eine Lauge stark? Sind bspw 2 EL Natron auf 500 ml Wasser stark? Mein Gefühl sagt nein, weil man diese Menge auch noch trinken kann? Mir ist klar, dass die Essigrinse die Lauge wieder ausgleicht, aber da man die ja nicht zeitgleich einsetzen kann, kann ja trotzdem schon Schaden entstanden sein. Dass Haarwäsche mit Natron eine Lauge ist, ist ja eigentlich unumstritten. Wenn man die Essigrinse nämlich ins Natronwasser täte, funktionierte das Waschen ja nicht, da die Lauge wäscht. Die Frage ist also: schadet Wäsche mit Lauge den Haaren? Wie schwach muss die Lauge sein, damit sie Horn nicht schadet?
Wo wir beim Thema schwache und starke Lauge sind: was immer wieder mal Thema im Natronthread war, ist der Unterschied zwischen Natron (Natriumhydrogencarbonat) und Soda (Natriumcarbonat). Soweit ich das verstanden habe, ist letzteres sehr viel agressiver.
Laut Wikipedia entsteht Natriumcarbonat, wenn man Natriumhydrogencarbonat erhitzt.
Wikipedia hat geschrieben:
Natriumhydrogencarbonat ist ein farbloser, kristalliner Feststoff, der sich oberhalb einer Temperatur von 50 °C unter Abspaltung von Wasser und Kohlenstoffdioxid zu Natriumcarbonat zersetzt.
QuelleSoweit ich das verstanden habe, ist eine Lauge immer eine Basenlösung und somit fallen ja eigentlich auch Seifen in diese Diskussion?Zunächst einmal um keine Verwirrung zu erzeugen: Natronlauge (NaOH), die zur Erzeugung von Seife benötigt wird, kann nicht mit Natriumhydrogencarbonat (also unser Kaisernatron) und kochendem Wasser erzeugt werden. Soweit ich das verstanden habe, braucht man also keine Angst haben, dass man das bei der Natronwäsche aus Versehen erzeugt – wohl kann man aber mit heißem Wasser Natriumcarbonat erzielen.
Clanherrin hat geschrieben:
Natronlauge (NaOH) kann man nicht auf der Basis "heisses Wasser + Natron" herstellen. Wohl aber Soda. Bitte nicht durcheinander bringen, das sind wirklich ganz verschiedene Substanzen.
Soda ist mir allerdings auch zu stark. .
Zurück zur Seife: mir ist klar, dass das reine NaOH nicht auf die Haare gelangt. Aber Seifenwäsche ist doch immer basisch (und damit mit einer Lauge???) und könnte damit theoretisch der Hornschicht des Haares schaden?