Sigmund Freud hat einen "Zahn gezogen bekommen"-Traum mit dem männlichen Orgasmus verglichen. Oder so.
Heute Nacht hatte ich einen sonderbaren Traum, der an einen schlechten Film erinnert. Eine Mischung aus Märchen und
Täglich grüßt das Murmeltier. Hat nur ganz entfernt etwas mit Haaren zu tun gehabt, aber vielleicht findet's die eine oder andere ganz unterhaltsam.
Es begann in einem kleinen Radiosender. Einem schlechten Radiosender sogar. Zwar konnte er damit werben, dass an einem Tag kein Lied zweimal gespielt würde, dafür liefen am nächsten Tag aber wieder die gleichen Lieder. Nachrichten wurden alle von der dpa gekauft und selbst Hörspiele wurden nicht selbst produziert. Letzteres sollte sich ändern, denn ein Redaktuer hatte eine märchenhafte Geschichte geschrieben:
"Es gab einmal einen Mann, den man den Zauberer nannte. Tatsächlich konnte er wirklich auf eine besondere Art und Weise zaubern, denn er konnte Maschinen bauen, die sich wie von selbst bewegten. Die Leute mochten ihn sehr, denn er war sehr hilfsbereit. Wenn man ihn um Hilfe bat, so schlug er sie einem nie aus.
Er baute seine Maschinen, die den Menschen ihre Arbeit erleichterten. Er grübelte bis er Falten an der Stirn hatte, um ein Problem zu lösen. Manchmal sprach er auch mit den Menschen über unangenehme Dinge, über die sich andere nie zu sprechen trauten.
Doch der Zauberer wurde bald traurig. Es kamen immer mehr Leute mit Problemen zu ihm, die sie eigentlich gut selbst lösen könnten. Und mit den Maschinen, die er baute, war auch niemand lange zufrieden. Sie wollten keine Maschinen, die ihnen bei ihrer Arbeit halfen: Sie wollten Maschinen, die ihnen die Arbeit völlig abnahmen. Bei jedem kleinen Problem, das es gab, kamen sie zu ihm. Er erkannte, dass er selbst an diesem Umstand Schuld war. Er hätte ihnen mehr Zeit geben müssen, an ihren eigenen Problemen zu arbeiten, er hätte ihnen nicht immer sofort Unterstützung anbieten sollen. Die Leute waren unselbstständig und es war seine Schuld. Er fürchtete, er würde sie niemals mehr alleine lassen dürfen.
Eines Tages traf der Zauberer bei einem Spaziergang, bei dem er über das Problem eines anderen nachdachte, ein Mädchen in einer Not. Er bat ihr seine Hilfe ab, doch sie lehnte ab, denn sie wollte ihr Problem aus eigener Kraft lösen. Das war neu für den Zauberer - und obwohl er abgewiesen wurde, freute er sich darüber, dass es eine Person gab, die selbstständig war, ja, die den anderen vielleicht sogar beibringen könnte, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.
So verließ der Zauberer die Stadt, baute sich einen Turm am höchsten Punkt eines großen Hügels, schloß die Tür und beobachtete fortan nur noch mit einem großen Fernglas. Viele Menschen warteten anfangs noch vor seiner Türe, weil sie ohne seine Hilfe nicht mehr sein wollten oder konnten. Doch das hörte sehr bald auf, denn der Zauberer öffnete seine Türe nie.
Ein Krieg brach bald aus und viele Stadtbewohner blickten bittend zum Turm hinauf, der Zauberer möge doch zurückkommen mit seinen Maschinen und den Ausgang des Krieges zu ihren Gunsten beeinflussen. Doch seine Türen blieben verschlossen.
Als der Krieg vorüber war, beobachtete der Zauberer das Mädchen, das nun zu einer jungen Frau, die viel zu früh graue Haare bekam, geworden war, wie sie mit den anderen die vom Krieg zerstörte Stadt wieder aufbaute. Ja, dachte der Zauberer, sie würde einmal Großes verbringen. Sie würde einmal die Menschen anführen und ihnen den Weg zeigen in eine bessere, selbstständige Welt.
Doch die Jahre vergingen und die junge Frau verbrachte nichts Großes, zumindest nicht in seinen Augen. Sie gründete eine Familie und führte die Gesellschaft nicht in eine bessere Welt.
Das machte den Zauberer wütend und so zerstörte er die Stadt, bis nur noch der Hügel mit seinem Turm übrig war."
Im Aufnahmestudio freute man sich über die gelungene Prdokution und es gab eigens vor der Ausstrahlung einen Sektempfang mit allen beteiligten Redakteuren und Sprechern und deren Angehörigen. Unter ihnen eine alte Frau mit nicht einschätzbarem Alter. In ihrem Gesicht gab es Linien, die das Leben gezeichnet hatte, doch es war der Ausdruck ihrer Augen, die es alt wirken ließen. Es war der Ausdruck eines Menschen, der viel zu viel gesehen und erlebt hatte. Ihre schneeweißen Haare fielen herab bis zu ihren Oberschenkeln und obwohl sie nur einen Halfup mit einer einfachen roten Spange trug, blieben ihre glänzenden Haare ruhig dort liegen, auf ihrem Rücken. Das Kleid, das sie trug, war schwarz und weiß. Sie war wohl eine Großmutter eines Redakteurs, auch wenn sie kaum mit den anderen Gästen sprach und das Sektglas in der Hand hielt, ohne auch nur daraus zu nippen.
Kurz nach der Ausstrahlung der Sendung ging ein fürchterliches Gewitter los. In das benachbarte Hochhaus schlugen Blitze ein, aber nicht zwei- oder dreimal hintereinander, was schon viel wäre, sondern sechzehn-, siebzehnmal. Die Gäste gaben nervöses Lachen von sich, dann gab es einen Knall - der riesige Reklame-Monitor am Nachbargebäude rauchte.
Plötzlich brach die Decke über den Feierenden auf und ein brauner Heißluftballon (Steampunk

) flog darüber. Herunter kletterte ein etwa 30 Jahre alter Mann mit schulterlangen, braunen Haaren und kurzem Bart. Er packte eine Redakteurin am Arm und drohte, mit ihr auf dem Heißluftballon zu verschwinden, als ihn die alte Frau an der Schulter berührte. Er ließ die andere Frau los und sagte zur weißhaarigen, dass er sie am Abend erwarte. Dann flog er davon, doch das schlechte Wetter und das Unbehagen im Raum blieben.
Die alte Frau in ihrem altertümlichen Kleid ging den schmutzigen Weg den Hügel hinauf. Sie kannte den Weg, denn sie erlebte seit vielen Jahren immer wieder diesen einzigen, schrecklichen Tag. Sie wusste, wie die Geschichte ausging und sie wusste, dass sie nach dem Aufwachen wieder den selben Tag erleben müsste. Wieder der Sektempfang, wieder der Heißluftballon, wieder, wieder... und wieder den Hügel hinauf gehen.
Sie öffnete die Tür zum Tum und ging die Treppen hoch. Auf einer Zwischenetage fand sie rechter Hand eine Tür. Diese führte ohne Treppen in die Tiefe hinab, man würde stürzen und sterben, wenn man sie öffnete. Die Frau kannte die Türe, denn sie hatte sie schon unzählige Male geöffnet. Kurz vor dem Aufprall jedoch erwachte sie wieder in ihrem Bett.
Sie ging also den altbekannten Weg in die Schreib- und Schlafstube des Zauberers hinauf. Dort bat sie darum, ein Buch lesen zu dürfen, bevor er tat, was er tat. Sie kannte das Buch gut, denn er gab ihr stets das gleiche. Sie hatte herausgefunden, dass, was immer sie in das Buch auf eine leere Seite schrieb, am nächsten wiederholten Tage noch dort stand. Und so schrieb sie:
"Habe versucht, die Ausstrahlung zu verhindern, doch es ist mir nicht gelungen. Dafür müsste ich ins Gestern. Ich kann nichts ins Gestern."
Sie klappte das Buch wieder zu und so nahmen die Dinge ihren Lauf, es passierte, was immer passierte...
Hier wurde es leider etwas wirr mit Explosionen, Schüssen und dem Wecker und so.

Ich hätte gerne noch gewusst, wie es weiterging...
