Yerma hat geschrieben:
Soweit ich das verstanden habe, ist der allgemeine Konsens, dass es für die Haare besser ist, wenn die Haarpflege leicht sauer ist. Falls man basisch wäscht, sollte man dies anschließend durch eine saure Rinse o.ä. ausgleichen. Nun stellen sich zwei Fragen in meinem Spatzengehirn.
na, nu mach Dich mal nicht schlechter als Du bist
Ich würd jetzt mal einwerfen, dass evtl. die Verwirrung daher kommt, weil die Grundannahme falsch ist. Der "Konsens", dass "leicht saure" (Werbedeutsch: pH-Hautneutral) Pflege besser sei kam irgendwann Anfang/Mitte der 80er auf, als man anfing zu behaupten, dass der Säureschutzmantel der Haut durch basische Pflege zerstört würde. Das stimmt aber nicht, siehe meinen Beitrag weiter oben).
Ich denke, der tatsächliche Konsens ist, das
milde Pflege gut für Haut und Haare ist. Es sei denn man wäre massiv verschmutzt z.B. mit Mineralölen oder sowas (der Automechaniker braucht seine Waschpaste). Außerdem ist Konsens, dass Rückfettung nach der Reinigung gut ist, sogar bei an sich fettiger Haut. Ich kenne keine Hautkrankheit, auch nicht Akne oder andere seborrhoische Zustände, wo man dem Patienten zum entfetten rät. Ein bisschen entfettet jede Reinigung, selbst warmes Wasser oder bei langer Einwirkzeit auch kühles Wasser. Aber das Fett ist dasjenige aus dem der Säureschutzmantel aufgebaut wird, darum: Fetten.
Yerma hat geschrieben:
1. Wozu das Ganze? Dann kann ich ja auch gleich das basische ganz seinlassen? Ich habe zwar mit dem Natron tolle Ergebnisse produziert, aber andere Pflegemethoden haben auch schöne Töchter, d.h. Ergebnisse. Wo ist der Vorteil der basischen Wäsche, wenn man sie direkt danach wieder rückgängig machen muss?
Der Vorteil liegt in der schwachen Waschwirkung und damit schwachen Entfettung. Der pH-Wert ist dabei nebensächlich. Wenn man ein schwaches Tensid mit saurem pH hat ist das auch gut. Aber es muss nicht auf Teufel komm raus sauer sein, weil das - wie oben erwähnt - für den Säureschutzmantel völlig unerheblich ist.
Yerma hat geschrieben:
2. Wenn die saure Rinse (o.ä.) erforderlich für die Haargesundheit ist, wie weit wird das Haar vor der sauren Rinse geschädigt?
Das kommt auf die Säurekonzentration und die individuellen Vorlieben des Haares und der Haut an. Meine Haare mögen es weder, wenn sie ohne einen Hauch Säure gerinst werden, noch wollen sie, dass die Säure drin bleibt. Andere brauchen überhaupt keine saure Rinse und haben trotzdem schöne Haare, und wieder andere können die Rinse drin lassen. Ich glaub auch nicht, dass die Säure selber für die Haargesundheit nötig ist, aber die glattere Schuppenschicht schützt halt vor Schäden durch Klett, Kämmen etc.
Yerma hat geschrieben:
Wenn basische Wäsche so "schädlich" ist, dass das Haar danach einen Ausgleich braucht, was ist in der Zeit zwischen "basisches Waschprodukt auftragen" und "saure Rinse auftragen" passiert?
Nix. Es ist ja kein Schaden, sondern eine Veränderung. Das aufrauhen der Schuppenschicht ist harmlos und voll reversibel. Nur wenn Du zwischen Base und Rinse durchkämmen würdest, wäre das evtl. schädlich.
Yerma hat geschrieben:
Das kommt mir so vor, als würde ich erst meine Haut kratzen und dann Bepanthen draufschmieren, um die Kratzschäden auszugleichen oder zu minimieren. Wo wir direkt bei der nächsten Unterfrage wären: wird durch die saure Rinse der Schaden der basischen Wäsche minimiert oder vollkommen ausgeglichen? In meiner Logik muss es besser sein, eine Situation erst gar nicht entstehen zu lassen, die man später wieder retten muss.
Nee. Wie gesagt, es geht ja gar nicht um den pH, sondern darum das Haar und die KH möglichst nicht komplett zu entfetten bzw rückzufetten. Alles andere ist Mechanik. Schuppen auf, Öl aus der Überfettung rein (geht besser, wenn die Schuppen offen sind, weswegen Öl auf nassem Haar auch besser wirkt, nicht weil es die "Feuchtigkeit" (Wasser ist ja keine Feuchtigkeit im Pflegesinne) einschließt, sondern weil das Öl dann nicht nur auf sondern auch zwischen die Schuppen kommt.
Dann Säure drauf, Schuppen wieder zu, Öl (= Feuchtigkeit im Pflegesinne) bleibt drin, Oberfläche wird glatt.

Glanz und Widerstandskraft.
Das ist meine Erklärung, abgeleitet aus meinem beruflichen Hintergrund, aber ohne vorliegen spezifischer Literatur.